"Wir brauchen Sie als Vorbilder!" Gauck ehrt Medaillengewinner von London

Berlin · Das ehrfürchtige Ambiente im Schloss Bellevue und die Autorität von Bundespräsident Joachim Gauck schienen selbst den deutschen Hockey-Nationalspielern Respekt einzuflößen.

London 2012: Gauck ehrt die Medaillengewinner
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Foto: dapd, Maja Hitij

Anders als das Traumschiff MS Deutschland bei der rauschenden Rückreise aus London überstand Gaucks Amtssitz die Ansammlung der nationalen Sportelite am Mittwoch gänzlich unbeschadet. Für eine weitere Olympia-Party war der Anlass auch zu würdevoll. Gauck verlieh den deutschen Medaillengewinnern der Olympischen und Paralympischen Spiele von London das Silberne Lorbeerblatt und hob deren Vorbildfunktion für die Gesellschaft hervor.

"Wir brauchen Sie nicht nur als Sportler, sondern auch als Vorbilder in allen anderen Lebensbereichen", sagte der 72-Jährige in seiner Festrede an die rund 150 anwesenden Athletinnen und Athleten: "Mein größter Wunsch heute ist, dass die ganze Gesellschaft begreift, dass wir nicht furchtsam Herausforderungen scheuen, sondern sie annehmen. Diese Einstellung hat Sie, liebe Ehrengäste, nicht unglücklich, sondern stark gemacht."

"Das ist echtes Silber"

Gauck musste bei der Veranstaltung viele Hände schütteln und Lorbeerblätter verteilen, doch seinen Humor verlor er dabei nicht. "Bevor Sie sich danach erkundigen: Das ist echtes Silber", sagte er in die Menge. Bei Diskus-Olympiasieger Robert Harting dürfte die höchste Auszeichnung in Deutschland für sportliche Spitzenleistungen dennoch keinen Sonderplatz in der Wohnung bekommen. "Bei mir kommt alles in eine Kiste im Keller", behauptete der Berliner, der die Ehrung dennoch "mit Stolz" entgegengenommen habe.

Da Gauck sowohl bei den Olympischen als auch den Paralympischen Spielen in London vor Ort gewesen war, sei die Verleihung für ihn "ein schöner Termin mit vielen erhabenen Erinnerungen". Vor allem die Begegnungen im Deutschen Haus während der Spiele seien ihm im Gedächtnis geblieben: "Dort konnten die Athleten mal den Bundespräsidenten anfassen und ein Foto für Omi machen."

Das deutsche Staatsoberhaupt sparte in seiner Rede jedoch auch das Thema Doping nicht aus. "Wir können uns nur dann an den Höchstleistungen erfreuen, wenn sie ehrlich erbracht wurden", sagte Gauck: "Ich könnte es mir leichter machen und diese Seite des Sports komplett ausblenden. Schließlich sind wir bei einer Feierstunde. Aber damit würde ich der Symbolik des Lorbeerblattes nicht gerecht werden."

"Es gibt nur einen Sport"

Schützin Manuela Schmermund, die dem Deutschen Behinderten Sportverband (DBS) in der ersten Paralympics-Entscheidung mit Silber die erste Medaille beschert hatte, hob die Bedeutung der Auszeichnung für die Gleichstellung hervor: "Eigentlich gibt es nicht den paralympischen und den normalen Sport, sondern nur einen Sport."

Das Silberne Lorbeerblatt wurde am 23. Juni 1950 vom ersten deutschen Bundespräsidenten Theodor Heuss gestiftet. 1993 wurden erstmals bei einer gemeinsamen Verleihung durch Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker Olympia-Starter und Paralympics-Teilnehmer für ihre in Barcelona gewonnenen Medaillen geehrt.

(sid)
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