Fotos Olympia 2012: Die Pannen der Spiele
Der unglaubliche Computerfehler beim Bronze-Wurf von Hammerwerferin Betty Heidler war
nicht die einzige Panne bei den Olympischen Spielen in London. Krasse Schiedsrichterfehler, langwierige Regeldiskussionen und anschließende Proteste begleiteten manchen Wettkampf – ungewöhnlich oft waren deutsche Athleten betroffen.
BOXEN:
Mittelgewichtler Stefan Härtel boxt im Viertelfinale nicht nur gegen den Briten Anthony Ogogo. Er hat auch das Heimpublikum gegen sich. Die Punktrichter lassen sich von der Kulisse im ExCeL-Komplex offenbar beeindrucken. Sie werten alle Runden für den Briten, obwohl Härtel mindestens die zweite klar gewinnt. Bundestrainer Valentin Silaghi will nicht von einem Fehlurteil sprechen, stellt aber vielsagend fest: "Ogogo hatte Heimrecht."
FECHTEN I:
Britta Heidemann ficht im Halbfinale gegen die Südkoreanerin Shin A Lam. Beim Stand von 5:5 setzt Heidemann in der letzten Sekunde der Verlängerung einen Treffer. Doch die Südkoreaner protestieren heftig gegen die Wertung. Ihrer Ansicht nach ist die Kampfzeit bereits abgelaufen. Bei einem Gleichstand wäre Lam den Regeln gemäß im Finale. Das Kampfgericht diskutiert lange, ehe die Entscheidung zugunsten der Deutschen fällt. Ein anschließender Einspruch der Südkoreaner wird abgewiesen.
Heidemann gewinnt später Silber, die Südkoreanerin wird letztlich Vierte.
FECHTEN II:
Deutschlands Florett-Fechter fühlen sich nach dem Halbfinale im Mannschaftswettbewerb betrogen. Der Obmann gibt vermeintliche Siegtreffer von Peter Joppich auch nach dem Studium der Videoaufnahmen nicht. "Die ersten zwei Punkte von Peter waren eindeutig. Ich kann es nicht verstehen", kritisiert Teamkollege Benjamin Kleibrink. Es nützt nichts. Der Kampf geht mit 40:41 verloren. Es bleibt am Ende nur Bronze.
HOCKEY:
Spaniens Hockey-Herren wittern Betrug. Im letzten Gruppenspiel gegen
Großbritannien werden in den letzten zwei Spielminuten beim Stand von 1:1 zwei
Strafecken vom Schiedsrichter nicht gegeben – stattdessen bekommen sie zur Verwunderung aller Beobachter jeweils nur einen Freischlag. Das Spiel endet 1:1.
Bei einem Sieg wäre Spanien anstelle des Gastgebers ins Halbfinale eingezogen.
LEICHTATHLETIK I:
Lilly Schwarzkopf ist im Siebenkampf auf Silberkurs. Nach dem abschließenden 800-Meter-Lauf kommt aber der Schock. Disqualifikation! Sie soll auf die Außenlinie ihrer Bahn getreten sein. Nach Ansicht der Videoaufzeichnung nimmt die Jury den Ausschluss wieder zurück. "Die Briten haben eine neue Art von Humor", sagt Schwarzkopf. Fernsehbilder belegen eindeutig, dass die Russin Kristina Sawizkaja auf die Bahnbegrenzung gelaufen war. Daran änderte auch ein Protest der Ukraine nichts,
deren Athletin Ljudmyla Josypenko auf Platz vier rutscht. Schwarzkopf bekommt
ihre Silbermedaille.
LEICHTATHLETIK II:
Betty Heidler wirft im Hammerwurf-Finale im fünften Versuch deutlich über 76 Meter - das können alle 80.000 Zuschauer im Stadion und Millionen vor den TV-Schirmen sehen. Doch die Weitenmessung funktioniert nicht – es wird eine deutlich kürzere Weite angezeigt. Der Computer ist falsch programmiert, die Kampfrichter wirken überfordert. Nach langem Hin und Her wird per Hand nachgemessen: 77,12 Meter bedeuten Bronze für die glückliche Frankfurterin. China legt erfolglos Protest ein, Zhang Wenxiu fällt auf Platz vier zurück.
RADSPORT:
Kristina Vogel und Miriam Welte gewinnen Gold im Sprint der Bahnradfahrerinnen. Das Duo hat dabei auch ein wenig Glück. Das schnellere britische Duo wird wegen eines Fehlers disqualifiziert. Im Finale trifft Kontrahent China das gleiche Schicksal. Wegen eines Wechselfehlers und Befahrens der blauen Linie werden die Asiatinnen auf Rang zwei zurückgestuft – eine korrekte Millimeterentscheidung. Ein Tage später eingereichter Protest der Chinesen hat keine Chance. Weltverbands-Chef Pat McQuaid: "Ein Protest nach dem Rennen blieb aus, die Medaillen sind verteilt – dabei bleibt es".
TURNEN I:
Die 16-jährige Janine Berger ist nach dem Finale der Turnerinnen im Sprung
untröstlich. Das deutsche Olympia-Küken wird als Vierte Opfer von gleich zwei
Fehlern der Kampfrichterin. Diese ahndet das Heraustreten von Maria Passeka aus
der Landezone beim ersten Sprung nicht mit dem dafür vorgesehenen Abzug von 0,5 Punkten. Unbemerkt bleibt auch, dass die Russin einmal einen anderen Sprung zeigt als angekündigt. Besonders bitter: Ein Protest ist nicht möglich, da man nur eigene Wertungen anfechten kann.
TURNEN II:
Im Team-Finale der Männer ist die Übung des japanischen Turners Kohei Uchimura am Seitpferd umstritten. Zunächst gilt der Abgang als fehlerhaft. Die Asiaten fallen aus den Medaillenrängen. Doch ein Protest hat Erfolg, die Punktrichter korrigieren ihr erstes Urteil. Japan rutscht doch noch auf Platz zwei hinter China. Gastgeber Großbritannien freut sich auch über Bronze. Die Ukrainer sind die Leidtragenden und rutschen auf den vierten Platz zurück.
WASSERSPRINGEN:
Für Aufsehen sorgte im ersten Durchgang der Wassersprung-Entscheidung vom Turm Lokalmatador Thomas Daley. Weil sich der Brite durch ein Blitzlicht gestört fühlte, durfte er noch einmal ran. Statt 75,60 Zählern für den zweieinhalbfachen Salto rückwärts mit zweieinhalb Schrauben gab es in der Wiederholung 91,80. Eine fragwürdige Entscheidung, auch wenn der Abstand zu Platz vier letztlich größer als diese 16,2 Punkte war. "Ich freue mich an der Stelle, dass heute der richtige Sportler auf dem obersten Podest gestanden hat", sagte der deutsche Wassersprung Bundestrainer Lutz Buschkow nach dem Sieg des Amerikaners David Boudia.