Arne Gabius mit Bestmarke Nach 27 Jahren fällt der Marathon-Rekord

Frankfurt/Düsseldorf · Arne Gabius hat in Frankfurt die deutsche Bestmarke auf 2:08:33 Stunden gedrückt. Der Erfolg bringt ihm rund 100.000 Euro ein. Sein Ziel für die Olympischen Spiele ist ein Platz unter den ersten zwölf.

Die Top Ten der deutschen Marathon-Läufer
Infos

Die Top Ten der deutschen Marathon-Läufer

Infos
Foto: dpa, fve htf

"Es tut weh, aber hey: Das ist Leistungssport. Da geht man an seine Grenzen." Arne Gabius

Falsche Bescheidenheit ist Arne Gabius' Sache nicht. "Ich gehe davon aus, dass der deutsche Rekord fällt", hatte der Langstreckenläufer vor Monaten gesagt. Gesagt, getan. Doch was war das für eine Qual für den Arzt aus Hamburg, bis er die alte Bestmarke des Dresdners Jörg Peter aus dem Jahr 1988 geknackt hatte. "Ich weiß jetzt, was es heißt, Marathon zu laufen", sagte er nach dem Zieleinlauf in der Frankfurter Festhalle. Bei Kilometer 30 plagten ihn Seitenstiche und Oberschenkelprobleme.

2:08:33 Stunden lautet nun der Rekord. In dem Rennen, das der Äthiopier Sisay Lemma Kasaye in 2:06:26 Stunden gewann, belegte er Platz vier. Startgeld und Prämien summieren sich auf rund 100.000 Euro. Die anstehenden Flitterwochen auf Hawaii kann der 34-Jährige davon leicht finanzieren.

Für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro, für die sich Gabius fast nebenbei qualifizierte, strebt er einen Platz unter den besten zwölf an. Sein Vorteil: Bei den Spielen dürfen nur drei Athleten aus jedem Land, also auch nur je drei Kenianer und drei Äthiopier antreten. Weit mehr Ostafrikaner wären schneller als Gabius. In der Weltbestenliste dieses Jahres steht er auf Rang 66. Immerhin ist er schnellster Europäer der Saison. Und er bewies, dass im Land der Hobby-Marathonläufer auch der Spitzensport auf dieser Strecke Gegenwart und Zukunft hat. Der Weltrekord des Kenianer Dennis Kipruto (Berlin 2014) liegt bei 2:02:57 - für den neuen deutschen Rekordhalter freilich in unerreichbarer Ferne.

Erst im Frühjahr 2014 war Gabius von der Bahn auf die Straße gewechselt. In New York lief er damals einen Halbmarathon. In 2:09:32 Stunden gelang ihm vor einem Jahr in Frankfurt ein überraschend starkes Debüt auf der klassischen Distanz. Und er baute seitdem sein Training aus. Wochenumfänge von bis zu 260 Kilometern hat er in der rund viermonatigen Vorbereitung auf seinen Rekordlauf absolviert. Dazu einige so genannte Überdistanzläufe, die über die Wettkampfstrecke von 42,195 Kilometern hinaus gingen. Bei einer 46 Kilometer langen Einheit mit Intervallen - jeweils zwei Kilometer in 5:52 bis 5:55 Minuten - durchlief er die Marathonmarke nach 2:27 Stunden.

Bei der Ernährung setzt er auf die vom schwedischen Antidopingforscher Bengt Saltin entwickelte neuntätige Diät. Einige Tage lang nimmt er dabei praktische keine Kohlehydrate mehr zu sich und schaff eine Notsituation für den Körper. Der reagiert darauf, indem er die nächsten zugeführten Kohlehydrate hamstert, die Speicher übervoll macht. "Diesen Effekt nutze ich - so lassen sich die Speicher auf bis zu 130 Prozent aufladen. Ich werde vollgetankt wie ein Formel-1-Auto am Start stehen" erklärte er im Gespräch mit der "Frankfurter Rundschau".

Lisa Hahner verpasste indes - ebenso wie vor vier Wochen in Berlin ihre Zwillingsschwester Anna - die Olympia-Norm. Die Läuferin aus Gengenbach wurde Sechste der Gesamtwertung und deutsche Meisterin in 2:28:39 Stunden. Damit fehlten ihr neun Sekunden für Rio. "Ich bin super happy, ich bin eine neue Bestzeit gelaufen, mehr ging heute nicht", sagte sie, "die Olympia-Norm ist mir grad so egal, ich freue mich über die neue Bestleistung und genieße das." Der Deutsche Leichtathletikverband ließ erkennen, dass er für sie im Nominierungsverfahren, das bis Anfang Mai dauert, möglicherweise ein Auge zudrückt.

(bei)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort