Handball-WM ZDF und ARD sichern sich Highlight-Rechte

Hamburg · Nächster Akt im schier endlosen TV-Poker: ARD und ZDF springen im letzten Moment doch noch auf den WM-Zug der Handballer auf. Beide Sender werden von der WM in Frankreich "in Form von Highlights" berichten, nachdem die Verhandlungen mit dem Richteinhaber BeIN Sports um eine Live-Berichterstattung geplatzt waren.

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"Das Erste, das ZDF sowie die Dritten werden im Fernsehen und auf ihren Plattformen von allen besonders interessanten Spielen der WM nachrichtlich und ausführlich in Highlights berichten", hieß es in einer Pressemitteilung beider Sender. Die deutsche Mannschaft startet mit dem Spiel gegen Ungarn am Freitag (17.45 Uhr/handball.dkb.de) ins Turnier.

Live-Bilder wird es indes in den öffentlich-rechtlichen Sendern definitiv nicht geben, auch wenn die deutsche Mannschaft das Finale erreicht. "Eine Live-Möglichkeit schließe ich für das Turnier komplett aus", so ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz dem SID.

Handball-WM 2017: Das DHB-Aufgebot
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Das DHB-Aufgebot für die WM in Frankreich

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Einen ähnlichen Fall hatte es 2013 beim Tennisturnier in Wimbledon gegeben. Nach dem Finaleinzug von Sabine Lisicki (Berlin) wurde in der Deutschland der Ruf nach Livebildern im öffentlich-rechtlichen Fernsehen laut. Doch am Ende war Lisickis Niederlage gegen die Französin Marion Bartoli nur im Pay-TV zu sehen.

Dass öffentlich-rechtliche Sender eine hervorragende Berichterstattung von Handball-Großevents garantieren können, wurde erst am Donnerstag wieder deutlich. Die ARD wurde für ihre Berichterstattung von der Handball-EM in Polen für den Deutschen Fernsehpreis 2016 nominiert.

Für die WM 2017 konnten deutsche Sender allerdings keine Einigung mit BeIN Sports erzielen. Die Tochter des arabischen Nachrichtensenders Al-Jazeera hält die weltweiten Fernsehrechte an der WM. Wie schon 2015 erlaubt beIN Sports auch dieses Jahr keine Übertragung auf unverschlüsselten Satellitensendern. Aus diesem Grund kommen für die öffentlich-rechtlichen Sender Livebilder nicht in Frage.

Diese sind nun lediglich im Internet-Livestream des Bundesliga-Titelsponsors DKB zu sehen. ProSiebenSat.1 Media hat sich bereits Highlight-Rechte von dem Event gesichert. Die Höhepunkte der deutschen Spiele werden ab 30 Minuten nach Abpfiff in einer Länge von fünf Minuten auf ran.de und bild.de zu sehen sein. Sportdeutschland.TV zeigt Highlights von allen Spielen der Handball-WM.

In den Nachrichtenformaten der ProSiebenSat.1 Group werden Beiträge in einer Länge von bis zu zwei Minuten zu sehen sein. Möglich macht den Deal eine Kooperation von 7Sports und Axel Springer. Auch Sky Sport News HD kündigte an, Ausschnitte vom Turnier in Frankreich anzubieten.

DHB-Vizepräsident Bob Hanning zeigte sich weiter enttäuscht, dass die WM nicht live im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen ist. "Das ist kein gutes Signal für unsere Sportart", meinte Hanning im SID-Interview und forderte: "Wir müssen da über die Politik, aber auch über die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender einfach eine andere Lösung finden."

Für Frank Steffel, Obmann der CDU-/CSU-Fraktion im Sportausschuss des Deutschen Bundestages, müssen sich ARD und ZDF wegen der fehlenden Livebilder von der Handball-WM gar auf schmerzhafte Konsequenzen einstellen. "Die Sehgewohnheiten ändern sich", sagte der Präsident des Handball-Bundesligisten Füchse Berlin und fügte an: "Viele Menschen werden sich jetzt das erste Mal damit beschäftigen, wie man das Internet-Signal auf den Wohnzimmer-Fernseher bekommt." Sollte dies einmal eingerichtet sein, könnte sich das "für ARD und ZDF nachteilig auswirken", so Steffel.

(sid)
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