Profis unter Verdacht Rot-Weiß Oberhausen: Wettskandal oder Rufmord?

Frankfurt/Neuss (rpo). Die einen sprechen von Wettskandal, die anderen von "Rufmord": Während sich der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) mit dem Betrugsverdacht gegen den Zweitligisten Rot-Weiß Oberhausen befasst, weist der Klub jegliche Anschuldigungen weit von sich.

Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) geht dem Betrugsverdacht gegen den Zweitligisten Rot-Weiß Oberhausen nach, nachdem es bei verschiedenen Buchmachern vor der Partie am Sonntag bei Erzgebirge Aue (0:2) zu Unregelmäßigkeiten gekommen war. Der Klub reagierte empört auf den Vorwurf, absichtlich verloren zu haben.

Die Staatsanwaltschaft Zwickau sieht vorerst noch keinen Grund, Ermittlungen aufzunehmen. "Ich habe das nur aus der Presse erfahren. Das sind erst Mutmaßungen. Es liegt offiziell keine Anzeige vor. Und nach der Sachlage gibt es von Amts wegen keinen Grund, zu ermitteln", sagte Oberstaatsanwalt Illing dem Sport-Informations-Dienst (sid) am Mittwoch.

Tätig wird indes der DFB. "Der Kontrollausschuss muss nun entscheiden, ob ein Anfangsverdacht vorliegt, und muss dann gegebenenfalls ermitteln", bestätigte Christian Pfennig, Pressesprecher der Deutschen Fußball Liga (DFL), dem sid. Unter dem Vorsitz von Horst Hilpert untersucht der Kontrollausschuss derzeit die vorliegenden Fakten.

Bei mehreren Wettanbietern waren vor der Zweitliga-Begegnung derart hohe Summen auf einen Sieg von Aue gesetzt worden, dass die Buchmacher aus Deutschland und Österreich das Spiel am Sonntag rund zwei Stunden vor dem Anpfiff aus dem Programm genommen hatten. "Da wurden Summen gesetzt, die um das Drei- und Vierfache höher waren als normal. Wir haben auf diese Unregelmäßigkeiten reagiert und das Angebot rausgenommen", bestätigte Geschäftsführer Detlef Train von Intertops dem sid.

Vor allem auf eine Oberhausener Niederlage mit zwei Toren Unterschied wurden bei einigen Buchmachern ungewöhnlich hohe Einsätze verzeichnet. Die Art und Weise der Gegentreffer sorgte in diesem Zusammenhang für Aufsehen. Zunächst köpfte der Oberhausener Anthony Tieku (8.) ein Eigentor, in der 57. Minute verursachte Andre Izepon einen Elfmeter, der von Aues Sven Günther zum 2: 0-Endstand verwandelt wurde.

Oberhausens Vize-Präsident Manfred Rummel reagierte am Mittwoch mit großer Empörung auf den Vorwurf des Wettbetrugs: "Ich bin stinksauer, das sind Gerüchte, die jeder Grundlage entbehren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass so etwas passieren kann, denn davon müssten ja 16 Spieler gewusst haben", sagte Rummel und beteuerte: "Ich war in Aue dabei und habe nichts dergleichen feststellen können. Ich vertraue Tieku und Izepon voll."

Auch Trainer Eugen Hach zeigte sich schockiert. "Was wir da zu hören bekommen, ist erschreckend, eine Frechheit. Das ist Rufmord. Ich habe mit Tieku und Izepon gesprochen, ihnen kamen die Tränen", berichtete Hach, während Vorstandschef Hermann Schulz ankündigte: "Wir werden nicht reagieren, solange wir keine Aufforderung vom DFB erhalten."

Auch für Aues Präsident Uwe Leonhardt besteht kein Handlungsbedarf. "Das sind Phantasien Dritter über Oberhausen, die wir nicht nachvollziehen können. Demzufolge ist das Thema für mich erledigt."

Absichtlich verlorene Spiele sorgten zweimal in der Bundesliga-Geschichte für Aufsehen. Der Bundesliga-Skandal 1971, bei dem mehrere Partien manipuliert worden waren, brachte die Eliteklasse an den Rand des Abgrunds. Insgesamt gegen 52 Spieler, zwei Trainer, sechs Funktionäre und die beiden Vereine Arminia Bielefeld und Kickers Offenbach verhängte der DFB Strafen in Form von Sperren, Geldbußen, Lizenzentzug, Punktabzug und Zwangsabstieg.

1991 wurde der Jugoslawe Vlado Kasalo festgenommen und vom 1. FC Nürnberg fristlos entlassen, weil er durch zwei absichtliche Eigentore in den Spielen gegen den VfB Stuttgart (17. März/0:1) und beim Karlsruher SC (24. März/0:2) die Niederlagen des "Club" verursacht hatte. Der 15-malige Nationalspieler, der für Nürnberg zwischen 1989 und 1991 insgesamt 22 Bundesliga-Spiele bestritt und dabei einmal ins gegnerische Tor traf, soll durch die Manipulation Spielschulden bei der Mafia beglichen haben.

(sid)
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