Sachliche Herbstmeister Feiernde Fans, nüchterne Profis

Duisburg (RP). Während die Fans den Sprung an die Tabellenspitze stürmisch feierten, blieben die siegreichen MSV-Profis nüchtern und schauten mit Zurückhaltung voraus. Trainer Norbert Meier wird das gefallen haben.

Die Fans euphorisch, die Herbstmeister sachlich-gelassen. Hier der nicht enden wollende Jubel der seit Jahren nicht mit Triumphen dieser Art gesegneten Anhänger, dort die nüchternen Analysen der coolen Profis. "Wir haben doch noch gar nichts erreicht", stellt Alexander Bugera, vielleicht bestes Zebra an einem denkwürdigen Sonntag Abend, nachdenklich fest.

Doch, doch, erreicht hat die Mannschaft ganz gewiss eines: Fußball-Duisburg ist aus seinem Dornröschenschlaf längst wieder erwacht. Die Zebras in ihrem neuen Super-Stall zu erleben in einer endlich mal wieder angenehm erheiternden Saison ist schon wieder so etwas wie Kult. Und das geschafft zu haben, verdient Respekt, muss gewürdigt werden.

Als es in der VIP-Lounge im Bauch der Sparkassen-Haupttribüne lange nach Spielschluss noch hoch her ging mit der Freuden-Fete, standen die Power-Kicker zum Gespräch mit den wissbegierigen Journalisten noch zusammen. Andreas Voss, auf dem Platz der Kampf-Roboter, aktuell nun Ägypten-Urlauber, wird die Zweitliga-Tabelle mitnehmen auf den dringend nötigen Erholungstrip: "Weil sie einen sehr schönen Anblick bietet."

Carsten Wolters wollte wie Markus Kurth erst noch abwiegeln in defensiver Grundhaltung, ließ sich dann freilich zu der herzhaften Äußerung verleiten, dass es "doch sehr positiv ist, wenn man unterm Weihnachtsbaum Tabellenerster ist". Gleichwohl, immer wieder drehte sich das Thema um die Ungewissheit, was bis zum nächsten Mai noch alles kommen mag.

Manche Zebras nahmen an den Gesprächen nicht mehr teil. Ob Georg Koch, Alex Bugera oder Thomas Baelum - sie verabschiedeten sich still und schnell. Klar ist wohl, wenn die Zebra-Mannschaft zur Rückrunde so erfolgreich aus den Startlöchern kommt wie sie die erste Serie zu Ende brachte, dann kann's was werden mit dem anvisierten Sprung zurück in die Eliteklasse. Dann sind fünf Zweitliga-Jahre im grauen Mittelmaß auch genug, dann kann der Verein womöglich wieder aufbrechen zu neuen Ufern.

Für Walter Hellmich, vor dem Spiel unglaublich angespannt, ging am Sonntag ein Traum in Erfüllung. Die 30 7000 Zuschauer in der ausverkauften Arena und der Satz an die Tabellenspitze bündelten sich für den Vereins-Boss zu einem Erlebnis der besonderen Art. Als Schiedsrichter Dr. Markus Merk das spielerisch etwas enttäuschende, kämpferisch aber überzeugende Spitzenspiel gegen den am Ende entthronten Tabellenführer aus der Domstadt abpfiff, fielen sich Walter Hellmich und der Mann in die Arme, der einiges hat mitmachen müssen während seiner nun fast zweijährigen Tätigkeit beim MSV.

Norbert Meier wurde in der Pressekonferenz von auswärtigen Kollegen nach zurück liegenden Problemen gefragt und meinte in seiner ruhigen Art: "Das ist vorbei, ich erhoffe mir nur ein bisschen Respekt und Anerkennung." Beides hat der 45-Jährige auch langsam verdient.

(alfa)
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