Überraschungsteam Costa Rica Anfang der Fußballrevolution

Düsseldorf · Wenn heute Abend die Niederlande auf Costa Rica treffen, könnte es zu einem historischen Moment im Weltfußball kommen. Costa Rica ist schon jetzt eine Mannschaft, die man nur bewundern kann. Es ist das erste mittelamerikanische Team der Fußballgeschichte seit Mexiko 1986, das es bis ins Viertelfinale einer WM geschafft hat.

 Kaspar Rorsted (52) leitet seit 2008 als Vorstandsvorsitzender das Düsseldorfer Unternehmen Henkel. Der in Aarhus geborene Däne ist leidenschaftlicher Anhänger des FC Bayern München.

Kaspar Rorsted (52) leitet seit 2008 als Vorstandsvorsitzender das Düsseldorfer Unternehmen Henkel. Der in Aarhus geborene Däne ist leidenschaftlicher Anhänger des FC Bayern München.

Foto: Phil Ninh

Die laufstarken, beherzt kämpfenden und von Leidenschaft getragenen Costa Ricaner haben gezeigt, dass die Distanz zu den großen, etablierten Fußballnationen deutlich kleiner geworden ist. Ein Sieg dieser Mannschaft wäre nicht nur eine Sensation, sondern auch ein deutliches Signal an den doch etwas in die Jahre gekommenen Fußball manch europäischer Mannschaft.

Dass die Mittelamerikaner ihre Erfolgschancen gegen die Niederländer 50:50 einschätzen, spricht für ihr Selbstbewusstsein. Blickt man auf das Potenzial der Costa Ricaner hat ihre Fußballrevolution ohnehin gerade erst begonnen. Es würde mich nicht wundern, in vier Jahren von ihnen oder einer anderen vermeintlich "kleinen" Mannschaft im WM-Halbfinale wieder zu hören.

Der einzige, der ihnen dieses Mal noch das ganz große Fest verderben könnte, ist Louis van Gaal. Als er Trainer der Bayern war, habe ich ihn im Stadion in München einige Mal erlebt. Dass der Niederländer ein großer Taktikfuchs ist, steht außer Frage. Man bewundert ihn oder man lehnt ihn ab. Dass er zurzeit sein Team sehr defensiv einstellt, kommt in seiner Heimat nicht bei allen Experten gut an. Weil aber die Niederlande bisher alle Spiele gewonnen haben, feiert ihn die Presse als "Louis-Genie-Gaal".

Was mich beeindruckt, ist van Gaals Vorbereitung: Bevor die "Elftal" ein Spiel bestreitet, hat sie die Partie schon zwei Mal vorher gespielt - im Training lässt er seine Stammelf gegen die Reserve antreten, die die Strategie des Gegners imitiert. Die Begegnung wird aufgezeichnet, mit allen Spielern besprochen und dann noch einmal geübt.

Argentinien oder Belgien, die sich heute Abend ebenfalls im Viertelfinale begegnen, können sich in jedem Fall auf einen hochinteressanten Gegner im Halbfinale nächste Woche freuen. Erst zwei Mal trafen die Südamerikaner und die "Roten Teufel" bei einer WM aufeinander - für beide gab es je einen Sieg. Auch wenn die Argentinier einen Super-Messi haben, sehe ich die Belgier in der heutigen Partie wegen ihrer mannschaftlichen Geschlossenheit einen Tick im Vorteil.

(RP)
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