Pleiten, Betrug und BeleidigungenDie größten Aufreger der DFB-Torhüter
Düsseldorf · Manuel Neuer hat im Kroatien-Urlaub ein Lied einer als rechtsextrem geltenden Band gesungen. Er ist bei weitem nicht der erste deutsche Nationalkeeper, der auf oder neben dem Platz für Aufreger gesorgt hat.
Jens Lehmann (61 Länderspiele) Lehmann hat sowohl während als auch nach seiner Karriere für einige Aufreger gesorgt. Sieben Mal sah er die Rote Karte. Legendär war sein Kurzschluss im Jahr 1993: Als er sich bei Schalke zur Pause gegen Leverkusen bereits drei Gegentreffer gefangen hat, wechselt Trainer Jörg Berger ihn aus. Lehmann ist stinksauer, duscht und fährt mit der S-Bahn Richtung Heimat, noch bevor das Spiel abgepfiffen ist. In der Spätphase seiner Karriere läuft Lehmann als Skandalnudel noch einmal zu Hochform auf: 2009 legen TV-Bilder den Verdacht nahe, dass er während des Spiels des VfB Stuttgart gegen Unirea Urziceni hinter eine Bande uriniert. Wenig später klaut er einem vorlauten Fan die Brille und lässt sich von diesem und einer laufenden TV-Kamera begleiten, bis er ihm sie schließlich wieder aushändigt. Viel Kritik musste Lehmann auch 2014, nach seiner aktiven Karriere, einstecken, als er sich fragwürdig zum Thema Homosexualität äußerte. Ein Spieler „wäre blöd“, wenn er ein Coming-out während seiner Karriere wagen würde, sagte er bei Sky. Angesprochen darauf, wie er reagiert hätte, wenn er damals von der Homosexualität seines ehemaligen Mitspielers Thomas Hitzlsperger erfahren hätte, sagte er: „Komisch, glaube ich. Man duscht jeden Tag zusammen, man hat Phasen, in denen es nicht so läuft. Aber Thomas Hitzlsperger ist ein Spieler, der erstens sehr intelligent ist, und zweitens von seiner Spielweise überhaupt nicht den Anlass gegeben hätte, dass man hätte denken können, da ist irgendetwas."
Oliver Kahn (86 Länderspiele) Auch der „Titan“ hat auf dem Platz mit seiner dominanten und unfassbar ehrgeizigen Art häufig über die Stränge geschlagen. Etwa als er BVB-Spieler Heiko Herrlich in den Hals biss oder einen Kung-Fu-Tritt gegen Stephane Chapuisat, ebenfalls Dortmunder, ansetzte. 2003 gerät er in die Schlagzeilen, als ein Seitensprung des verheirateten Kahn bekannt wird - kurz vor der Geburt seines zweiten Kindes.
Eike Immel (19 Länderspiele) Immel wurde Europameister 1980 und Deutscher Meister mit dem VfB Stuttgart - abseits des Rasens ging es nach der Karriere bergab. Partys, Autos, Frauen und Sportwetten - der Keeper verprasste sein Geld nach eigener Aussage geradezu, teils fünfstellige Summen pro Tag. Immel wurde wegen Betrugs verurteilt. 2008 meldete er Insolvenz an, ging ins RTL-Dschungelcamp.
Uli Stein (sechs Länderspiele) Wegen Majestätsbeleidigung flog der Hamburger 1986 aus dem WM-Kader. Er hatte Teamchef Franz Beckenbauer als „Suppenkasper“ und die DFB-Elf als „Gurkentruppe“ bezeichnet, nachdem „Kaiser Franz“ ihn zur Nummer zwei degradiert hatte. Vier Rote Karten sah er in seiner Karriere – unter anderem weil er einen Gegner per Faustschlag niederstreckte oder einen Schiedsrichter aufs Übelste beleidigte und dem Publikum den Stinkefinger zeigte.
Toni Schumacher (76 Länderspiele) Sein Horror-Foul von 1982, als er den Franzosen Patrick Battiston aus vollem Lauf auf Kopfhöhe umtritt, gilt als eines der schlimmsten der Fußballgeschichte. Battiston verliert drei Zähne, erleidet eine Gehirnerschütterung und bricht sich einen Halswirbel an. Schumacher reagiert zunächst gleichgültig. Als ein Reporter ihm nach dem Abpfiff des EM-Halbfinals (Deutschland gewinnt 5:4 im Elfmeterschießen) sagt, dass Battiston Zähne verloren hat, sagt der Keeper: „Wenn es nur die Jacketkronen sind, die bezahle ich ihm gerne“. Das löste eine Staatsaffäre aus, Kanzler Kohl und der französische Präsident Francois Mitterand mussten Presseerklärungen abgeben.
Manfred Manglitz (vier Länderspiele) Der Kölner wird im Zuge des Bundesliga-Skandals 1970 lebenslang gesperrt. Zum Verhängnis wird ihm ein mitgeschnittenes Telefonat. Manglitz fordert damals von Horst-Grigorio Canellas, Präsident der abstiegsbedrohten Kickers Offenbach, 25.000 Mark, ansonsten würde er gegen Rot-Weiss Essen „einige Dinger durchlassen“. Canellas zahlt, zeichnet aber alles auf und spielt das Band am nächsten Tag in der Öffentlichkeit ab. 1974 wird Manglitz begnadigt, kehrt aber nicht mehr in die Bundesliga zurück.