Rassismus-Vorwurf Manuel Neuer singt in Kroatien umstrittenes Lied

Dubrovnik · Manuel Neuer hat mit einem Video in den sozialen Medien für Entrüstung gesorgt. Darin singt der Bayern-Torhüter inbrünstig ein kroatisches Lied einer Band, die viele als natonalistisch und gewaltverherrlichend einstufen.

 Manuel Neuer im Bayern-Tor (Archivfoto).

Manuel Neuer im Bayern-Tor (Archivfoto).

Foto: dpa/Torsten Silz

Gedacht hat sich Manuel Neuer dabei vermutlich nichts Böses. Wahrscheinlich kannte er noch nicht einmal den Inhalt des Textes, als er im Kroatien-Urlaub mit einer Gruppe Männern das dort beliebte kroatische Heimatlied „Lijepa Li si“ singt. Trotzdem muss sich der 34 Jahre alte Nationalspieler nun, nachdem ein Video davon im Netz aufgetaucht ist, mit Vorwürfen auseinandersetzen, die bis hin zum Rassismus reichen. Denn das Lied der Rockband Thompson ist außerhalb von Kroatien höchstumstritten.

Während die meisten Kroaten das Lied als patriotisch und unproblematisch empfinden, stören sich viele Menschen an der nationalistischen Symbolik und Rhetorik in diesem Lied und anderen Texten der Band. In gleich zwei Liedzeilen wird das unabhängige Bosnien-Herzegowina zu Kroatien dazugezählt. Bandgründer und Frontmann Marko Perkovic gilt als Rechtsextrimist und Rassist, bezieht sich häufig auf Parolen des faschistischen Ustascha-Regimes aus dem Zweiten Weltkrieg. Der Bandname Thompson bezieht sich auf die Maschinenpistole, mit der Perkovic im Kroatien-Krieg kämpfte. Wie die „Bild“-Zeitung berichtet, soll er auf Konzerten Hitlergrüße zeigen und Lieder spielen, in denen die Tötung von Juden und Serben in Konzentrationslagern verherrlicht wird.

Perkovic fuhr 2018 auch mit der Nationalmannschaft auf einem Bus inmitten tausender feiernder Fans mit, nachdem Kroatien Vizeweltmeister geworden war. Nach einem Sieg drehte Abwehrspieler Dejan Lovren zuvor in der Kabine den Song „Bojna Cavoglave“ auf, die Mannschaft feierte dazu. Das Lied enthält den Ustascha-Wahlspruch „Fürs Vaterland bereit“.

Neuer sitzt in dem Video mit einer Gruppe Männern, zu der auch Bayern-Torwarttrainer Toni Tapalovic gehört, bei bester Stimmung zusammen, reckt die Arme in die Luft und singt inbrünstig.

Bereits bei der EM 2016 versuchte die Organisation „SOS Racisme“, den Song verbieten zu lassen, der bei Länderspielen häufig von den Fans gesungen wird und als inoffizielle Hymne des Teams gilt. Der frühere Stürmer und jetzige Fußballverbandspräsident Davor Suker sprach daraufhin von Erpressung und machte klar, dass er und der Verband kein Stück von dem Song abrücke, der „nichts Umstrittenes“ enthalte.

Seit das unabhängige Kroatien 1991 aus dem in Trümmern liegenden Jugoslawien entstand und einen vierjährigen Unabhängigkeitskrieg führte, ist Patriotismus und Nationalstolz in dem Land sehr verbreitet. Die Fußball-Nationalelf ist seitdem das wohl erfolgreichste Produkt des Staates, daher konzentriert sich ein großer Teil der patriotischen Verehrung auf sie.

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