MSV Duisburg Stadionkauf: MSV bietet und buhlt

Duisburg · Das Angebot für die Arena liegt bei fünf Millionen Euro. Über den Schuldenschnitt redet Marbach Dienstag mit Hellmich.

 In der Schauinsland-Arena steht zwar schon der Name des MSV, sie gehört dem Klub aber lange noch nicht.

In der Schauinsland-Arena steht zwar schon der Name des MSV, sie gehört dem Klub aber lange noch nicht.

Foto: MSV

Es kommt Bewegung in die Anstrengungen des MSV, seine Finanzen zu ordnen. Am kommenden Dienstag soll es ein Gespräch zwischen Walter Hellmich und Jürgen Marbach, dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats der Zebras, geben. Das bestätigte Marbach auf Anfrage unserer Zeitung. Thema ist der Verzicht des Bauunternehmers auf 80 Prozent seiner Forderungen. Es handelt sich dem Vernehmen nach um einen satten sechsstelligen Betrag.

In der vergangenen Woche hat der MSV ebenfalls den Faden in Sachen Stadionkauf wieder aufgenommen. Der MSV-Stadionprojektgesellschaft, mit Hellmich als größten Anteilseigner, hat man ein erstes Angebot vorgelegt, das sich nach Informationen unserer Zeitung zwischen fünf und 5,5 Millionen Euro bewegen soll. Das ist weit unter dem Verkehrswert des Stadions. Weiter soll es nur ein unverbindliches Angebot sein, das gerade einmal auf eine DIN-A-4-Seite passte. Dieses einseitige Schreiben hat der MSV dem Vernehmen nach auch an die HSH Nordbank, den Kreditgeber für die Arena, und das Land NRW, das die Bürgschaft für diesen Kredit hält, geschickt. Nähere Informationen, zum Beispiel, wie der MSV die Kaufsumme bezahlen will oder was mit den rund 17 Millionen Euro Schulden passieren soll, die noch auf der Arena liegen und nur gestundet sind, fehlen in dem Schreiben. Dass der MSV ein Kaufangebot gemacht hat, bestätigte Udo Kirmse. Zu weiteren Details, machte er keine Auskunft. Landes-Innenminister Ralf Jäger, der als Duisburger und als ehemaliger Aufsichtsrat des MSV Duisburg e.V. dem Verein verbunden ist, bestätigte gestern, dass er von den Kaufabsichten wisse. Kommentieren wollte er diesen Schritt jedoch nicht. Es sei noch zu früh und das Thema zu heikel, um es öffentlich zu diskutieren. Das Land ist über das Innenministerium an den Verhandlungen beteiligt. Jäger gilt als Mann, auf den man hört.

Hintergrund ist die Landesbürgschaft, die den Bau des Stadions erst möglich gemacht hat. Ohne das Land und die HSH Nordbank wird es keine Einigung bei der Stadionfrage geben. Deadlines muss der MSV für seine Pläne beachten. Der Schuldenschnitt, zu dem angeblich nur noch die Unterschrift von Hellmich fehlt, soll bis zum 31.Oktober abgeschlossen sein. Dann will der DFB die aktuellen Unterlagen zur Nachlizenzierung sehen. Die Reduzierung der Verbindlichkeiten spielt dabei eine erhebliche Rolle. Verfehlt der MSV die Ziele seiner Liquiditätsplanung drohen Strafen — etwas ein Punktabzug — durch den DFB.

Kirmse zeigte sich aber zuversichtlich, dass man diese Slalomstange umfahren könne. Für die Befreiung von der Mietlast durch das Stadion gilt der 30. November als wichtiger Termin. Sind bis dahin die Dinge nicht konkret besprochen und auf dem Entscheidungsweg, dann "machen einige Partner nicht mehr mit". Namen wollte Kirmse aber nicht nennen. Darüber hinaus zeichnet sich ab, dass der MSV das Stadion nicht allein kaufen will, sondern mindestens einen weiteren Partner in die Käufergruppe mit aufnimmt. Muss man wirklich raten, dass man da auch mit Schauinsland-Reisen gesprochen hat? Dem wichtigsten Sponsor gehören bereits zehn Prozent der Anteile an der Arena. Kirmse: "Der MSV kann das Stadion nur unter ganz bestimmten Bedingungen allein kaufen. Die sehe ich im Moment aber noch nicht erfüllt." Antwort auf das Angebot habe man noch nicht erhalten. "Nur Rückfragen" habe es bisher gegeben. In der kommenden Woche könne er mehr dazu sagen.

Man muss aber keinen Freund bei der NSA haben, um zu wissen: Vor Freude geklatscht haben die Gesellschafter sicher nicht. Bereits vor dem Lizenzentzug war der Verkauf des Stadions ein Thema. Damals soll das Angebot zwischen acht und neun Millionen gelegen haben. Zudem hatte der Vorstand lange Zeit das Thema Ankauf nicht mit den Eigentümern ernsthaft diskutiert. Kirmse, der zugleich als einer von drei Geschäftsführern der MSV-Profigesellschaft tätig ist, bat um Nachsicht für seine vorsichtige Formulierungsweise. Eine inzwischen gewohnte Haltung aller Beteiligten.

Auch Jürgen Marbach wollte nichts über die Tagesordnung seiner Verhandlung mit Hellmich verraten. Er bestätigte immerhin, dass dieses Treffen zielführend sein soll. "Es wird nun Zeit, zu Ergebnissen zu kommen", so der Vorsitzende des Aufsichtsrats. Wichtig zu wissen: Es gilt das Prinzip alle oder keiner. Nur wenn alle Kreditgeber auf vier Fünftel ihres Geldes verzichten, wird der Schuldenschnitt wirksam. Gerade deshalb ist die fehlende Unterschrift von Walter Hellmich von solcher Bedeutung. Bislang aber wollte sich der ehemalige Oberhirte der Zebraherde nicht auf diesen Schritt einlassen. Dass es überhaupt ein Treffen gibt, darf man bereits als echten Fortschritt ansehen. Mit anderen Worten: Es gibt Bewegung. Auf der Zielgeraden ist der MSV aber keineswegs.

(kew)
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