Msv Duisburg Ärger weicht beim MSV der Einsicht

Duisburg · Die Duisburger verlieren bei der SV Elversberg mit 0:1. Torwart Michael Ratajczak bekommt bei einem Freistoß den Ball nicht zu fassen, kurz vor Schluss wird den Gästen ein klarer Elfmeter verweigert. Doch die Spieler sind selbstkritisch.

 Nach der Niederlage in Elversberg nachdenklich gestimmt: MSV-Trainer Karsten Baumann.

Nach der Niederlage in Elversberg nachdenklich gestimmt: MSV-Trainer Karsten Baumann.

Foto: Thomas Wieck (3)

Patrick Zoundi humpelte im Kabinengang immer noch. Rund zehn Minuten zuvor war der Außenangreifer des MSV Duisburg im Strafraum der SV Elversberg von Marcel Schug mit einer eingesprungenen Grätsche von hinten von den Beinen geholt und klar am linken Fuß getroffen worden. Schiedsrichter Jonas Weickenmeier vom TSV Lämmerspiel hatte das ganz anders gesehen – er gab Zoundi Gelb wegen einer vermeintlichen Schwalbe. Das brachte den Mann aus Burkina Faso so richtig auf die Palme: "Ich laufe in den Strafraum und werde umgetreten. Das ist ein klares Foul – und dann kriege ich dafür noch Gelb. Unfassbar", ärgerte sich Zoundi.

Auch sein Mitspieler Kevin Wolze fand: "Einen klareren Elfmeter gibt es im Fußball gar nicht." Und Sportdirektor Ivica Grlic hatte sich unmittelbar bei dieser Szene derart aufgeregt, dass ihn der Schiedsrichter vom Spielfeldrand verwies. Nach der Partie ging Grlic zu den Unparteiischen in die Kabine, um zu klären, was unerklärlich blieb. "Der Schiedsrichter hat gesagt, er hat es nicht so sehen können", berichtete Grlic: "Da frage ich mich, was er gesehen hat. Der Linienrichter hat einen sehr guten Blick auf die Szene, aber er sieht nicht, dass der Abwehrspieler Patrick umhaut. Und wenn ich dann zum Linienrichter sage: ,Einen klareren Elfmeter gibt es nicht' und dann muss ich deswegen auf die Tribüne – na dann: Hut ab."

Die Trainer hatten die Szene ebenfalls richtig gesehen: "Ich denke, dass man da einen Elfmeter geben kann. Das war schon mehr als eine Grenzentscheidung", sagte SVE-Coach Dietmar Hirsch, der von einem "dreckigen Sieg" sprach. Sein Gegenüber, Karsten Baumann, meinte: "Für mich ist das ein klarer Elfmeter und eine Rote Karte. Die Linienrichter winken und pfeifen bei jeder Gelegenheit rum, aber dann übersehen sie so was oder sagen es dem Schiedsrichter nicht – da fehlt mir jedes Verständnis."

So viel zur Aufregung, dann ging es an die Aufarbeitung. "Wir haben uns wieder selbst geschlagen", monierte Grlic. "In der Kabine sind deutliche Worte gefallen." Auch Baumann betonte: "Wir haben uns wie in Wiesbaden wieder selbst geschlagen." Der Grund für diese Analyse: In Hälfte eins hatte der MSV das Spiel über weite Strecken bestimmt und durch Kingsley Onuegbu und Tanju Öztürk auch die besten Torgelegenheiten gehabt. Doch anstatt so weiterzuspielen und dann in Hälfte zwei die Chancen in Tore umzumünzen, gaben die Duisburger das Spiel aus der Hand. "Da spielen wir schlampige Pässe. Das reicht auch in der dritten Liga nicht", sagte Baumann. "Ich kann das nicht erklären. Wir haben in der Halbzeit ja nicht gesagt: ,Macht weniger', sondern: ,Spielt so weiter'."

Das taten seine Mannen nicht und so kam Elversberg deutlich besser in die Partie. Innenverteidiger Markus Bollmann sorgte dann mit einem rustikalen Foul rund 20 Meter vor dem eigenen Tor für den Freistoß, den Milad Salem zum 1:0 verwandelte. Der SVE-Standardspezialist wählte auf dem nassen, seifigen Rasen ein probates Mittel: den Aufsetzer. So bekam MSV-Keeper Michael Ratajczak die Kugel nicht zu fassen, obwohl der Ball in seiner Torwartecke einschlug. Wolze fand: "Alle machen mal Fehler. Rata hat uns die letzten Spiele gerettet. Dann können wir ihm jetzt keinen Vorwurf machen, dass er mal einen durchlässt." Ähnlich sah es Baumann: "Es braucht sich jetzt keiner hinter Rata verstecken. Er hat uns in den letzten paar Spielen gerettet. Da kann ein Fehler mal passieren." Dass Bollmann durch sein ungestümes Foul eine große Mitschuld am Gegentor trug, wusste der Coach auch: "Da muss man in der Situation im Zweikampf besser agieren."

Ratajczak wiederum wollte von einer Schuld Bollmanns nichts wissen: "Wir nehmen hier keinen einzeln raus. Weder bei einem Sieg noch bei einer Niederlage", sagte der Keeper sehr bestimmt. Dennoch scheute er sich nicht, seinen Missgriff einzugestehen: "Ich will hier nicht nach Ausreden suchen. Jeder weiß, dass der Ball bei so einem Wetter unberechenbar wird, wenn er noch mal auftitscht. Aber wir müssen da nicht drum herum reden: Den muss ich haben." Ähnlich erfrischend selbstkritisch ging Wolze in der Spielanalyse zu Werke: "In der ersten Halbzeit haben wir es gut gemacht, aber in der zweiten waren wir nicht zwingend genug. Da haben wir dann selber zu viele lange Bälle geschlagen. Das ist nicht unser Spiel." Zum Thema Konstanz sagte Wolze auch ein klares Wort: "Langsam zählen auch die Ausreden nicht mehr, dass wir uns finden müssen. Wir haben ja schon gezeigt, dass wir ein verschworener Haufen sind."

Baumann meinte: "Die Mannschaft muss sich überlegen, wo sie in der Saison hin will. Mir geht es dabei weniger um die Tabelle, sondern darum, dass wir solche Spiele mal erfolgreich nach Hause bringen." Und da war dann der Ärger um den verweigerten Elfmeter nur noch zweitrangig.

(RP)
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