Msv Duisburg Da Silva vertänzelt sich

Duisburg · Der Brasilianer wurde als Hoffnungsträger geholt, ist aber beim MSV nie angekommen. Für seine obszöne Geste drohen Sanktionen.

 Antonio da Silva legte sich nach der 1:2-Niederlage gegen Frankfurt mit einigen Fans des MSV Duisburg an.

Antonio da Silva legte sich nach der 1:2-Niederlage gegen Frankfurt mit einigen Fans des MSV Duisburg an.

Foto: reichwein

Selbst am trainingsfreien Tag herrschte an der Westender Straße Unruhe. Dabei hätte der gestrige Tag doch einzig positive Nachrichten produzieren sollen. Mit der Volksbank Rhein-Ruhr stellte der MSV Duisburg in der Arena einen neuen Premium-Sponsor vor, der dem Zweitligisten kurzfristig eine sechsstellige Summe bereitstellt.

Wenige Kilometer weiter wurde über Antonio da Silvas unschönen Abgang nach der Niederlage gegen den FSV Frankfurt sowie über mögliche disziplinarische Konsequenzen diskutiert. Auch zwei Tage nach der Partie war die obszöne Geste des Brasilianers Thema beim MSV.

Denn im Gegensatz zu seinen Teamkameraden, die sich nach der achten Saisonpleite den eigenen Anhängern stellten, drehte der 34-Jährige auf dem Weg in die Kurve um und verabschiedete sich mit einer eindeutigen Handbewegung an die Zuschauer in Richtung Kabine. Dabei zog er den Ärger einiger zahlender Besucher auf sich, die neben einer abfälligen Geste auch den Mittelfinger gesehen haben wollen.

Die sportliche Leitung des MSV um Trainer Kosta Runjaic und Manager Ivo Grlic haben davon nichts mitbekommen, beide waren längst in den Katakomben des Stadions, kündigten aber an, den Vorfall aufzuarbeiten. Da Silva soll heute die Chance erhalten, sich zu dem Vorfall zu äußern. "Vorverurteilt wird da niemand", sagte Grlic. "Aber es ist klar, dass wir ein derartiges Verhalten generell nicht tolerieren. Bei keinem Spieler des MSV Duisburg."

Ob Mittelfinger oder nicht — da Silvas Fehlverhalten wird so oder so Konsequenzen nach sich ziehen. Sei es in Form einer Geldstrafe, Abmahnung oder — im schlimmsten Fall — eines Rauswurfes, den da Silva damit provoziert hätte.

Denn der Vorfall am vergangenen Samstag war nicht das erste Mal, dass der Mittelfeldspieler negativ auffiel. Da Silva ist Wiederholungstäter und scheint sich für die Zebras immer mehr zum Problemfall zu entwickeln. Vor einigen Wochen hatte er seine Nicht-Einwechslung mit einem Fingerzeig an der Stirn kommentiert. Damals blieb das ohne ernsthafte Konsequenzen, diesmal dürfte das aber anders sein — und würde jeglicher Kritik Nährboden verleihen, dass es zwischen da Silva und dem MSV nicht passt.

Der dreifache Deutsche Meister tut sich schwer mit der sportlichen Integration. Ivo Grlic hatte ihn im Sommer als Hoffnungsträger verpflichtet. Einen erfahrenen Bundesliga-Profi, der insbesondere die jungen Spieler auf dem Platz mitziehen und das Spiel mit seinen fußballerischen Qualitäten bereichern sollte. Nichts von dem ist bisher eingetreten. Zu selten konnte der versierte Techniker, der mit reichlich Trainingsrückstand nach Duisburg kam, bislang Erfolg bringend in Erscheinung treten. Und wenn doch, dann waren oft genug seine Nebenleute nicht auf der Höhe des Balles und liefen nicht dort hin, wo es da Silva gerne gehabt hätte.

Das mag für den Brasilianer ebenso unbefriedigend sein, der bei Borussia Dortmund lernte, vorausschauend zu spielen. Aber es spricht für die Klasse des BVB, dass da Silva auch dort meist auf der Bank saß. Im Herbst seiner Karriere muss er nun feststellen, dass die Zweitliga-Luft deutlich rauer ist. Mit Schönspielen sind keine Punkte zu gewinnen.

Bestes Beispiel: Da Silvas erste Aktion nach seiner Hereinnahme am Samstag: ein doppelter Übersteiger beim Stande von 0:2. Danach war der Ball verloren. Die Verpflichtung da Silvas mutet an wie ein Missverständnis. Ein Engagement, das sich beide Seiten anders vorgestellt hatten. Darüber wird ebenso zu reden sein wie über das Verhalten von Präsident Andreas Rüttgers, dessen Interneteintrag im MSV-Forum interne Wellen schlug. Am Abend tagt der Aufsichtsrat.

(RP/rl)
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