"Eine Chance, zu vergessen" Heldenempfang für Japanerinnen

Tokio (RPO). Japans Fußballfrauen sind in Tokio wie Helden empfangen worden. Die Spielerinnen konnten den Triumph bei der WM immer noch nicht fassen. Für das Land war es mehr als nur ein Sieg bei einem Fußballturnier.

Frauen-WM: So feiern japanische Fans den Titel
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Japan ist wieder das Land des Lächelns. Mit einem Blitzlichtgewitter, grenzenlosem Jubel und einem Meer aus Fahnen hat das gebeutelte asiatische Land seinen Fußballerinnen einen Heldenempfang bereitet. Allein in der Ankunftshalle des Flughafens von Tokio drängten sich mehr als 400 Fans, um ihre Weltmeisterinnen zu sehen.

Zwei Löschfahrzeuge der Feuerwehr schossen zur Begrüßung Wasserbögen, als das Flugzeug den Terminal erreichte. Wenig später tauchten Torhüterin Ayumi Kaihori und die anderen Spielerinnen um kurz nach 9.00 Uhr Ortszeit am Gate auf - die Fans waren nicht zu halten, die "Danke, Danke"-Rufe nahmen kein Ende.

Die Spielerinnen waren überwältigt, es schien, als könnten sie so viel Begeisterung gar nicht fassen. "Ich habe noch nie so viele Menschen gesehen, die nur gekommen sind, um uns zu begrüßen. Das ist unglaublich", sagte Kapitänin Homare Sawa staunend.

Für viele Japaner war es mehr als nur ein Empfang von Weltmeisterinnen. "Wir wollten uns einfach persönlich bei der Mannschaft bedanken. Sie waren fantastisch", sagte ein Mann aus der Erdbebenregion Miyagi. Seine Frau fügte hinzu: "Sie haben uns mit ihrem Sieg so viel Energie und Kraft gegeben, das alles hat uns sehr bewegt."

Der Sieg der "Nadeshiko", wie die Mannschaft genannt wird, hat Japan das gegeben, was es dringend brauchte: Zuversicht. Und einen Anlass zum Lächeln, zur Freude. "Das ist endlich eine Chance, die nukleare Katastrophe zu vergessen und einfach nur zu feiern", sagte die 22-jährige Toru Komatsu. Doch die Katastrophe von Fukushima konnte keine der Spielerinnen so ganz ausblenden. "Dieser Sieg gehört all den Menschen, die in dem Unglück alles verloren haben", hatte Sawa gesagt, kurz bevor die Mannschaft in Deutschland den Flieger in die Heimat betrat.

Einige der Spielerinnen waren direkt von der Katastrophe betroffen. Verteidigerin Azusa Iwashimizu kommt aus der Region Tohoku, die vom Erdbeben verwüstet wurde. "Ich wollte unbedingt mit guten Nachrichten zurückkommen und den Menschen für ihre Unterstützung danken", sagte sie.

Das ist der Nadeshiko gelungen, die Spielerinnen wurden gefeiert wie Rockstars. Nach dem Empfang am Flughafen ging es weiter zum Pressetermin, wo das Team von 300 Journalisten umringt wurde. Die japanischen Tageszeitungen druckten Sonderausgaben, im Fernsehen wurden ständig Spielszenen gezeigt. Auch Japans Regierungschef Naoto Kan war begeistert und bezeichnete den Sieg als das "größte Geschenk an die Nation. Sie haben der ganzen Nation Mut gemacht."

Der Sieg der japanischen Mannschaft ist Balsam für die Seele eines Landes, das mit stoischer Disziplin und Ruhe immenses Leid ertragen hatte.

(SID/rl)
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