Fortunas Nielsen fiebert mit Norwegen Die Leiden eines Olympia-Fans im Exil

Düsseldorf · Fortuna Düsseldorfs Profi Havard Nielsen ist Norweger – und Olympia-Fan. Im Gespräch mit unserer Redaktion wird schnell klar, dass Wintersport für einen Skandinavier mehr ist als ein Zeitvertreib.

Havard Nielsen guckt Biathlon.

Havard Nielsen guckt Biathlon.

Foto: Horstmüller

Fortuna Düsseldorfs Profi Havard Nielsen ist Norweger — und Olympia-Fan. Im Gespräch mit unserer Redaktion wird schnell klar, dass Wintersport für einen Skandinavier mehr ist als ein Zeitvertreib.

Auf Zeitverschiebung ist Havard Nielsen in diesen Tagen gar nicht gut zu sprechen. Vor allem auf die acht Stunden nicht, die Pyeongchang und Düsseldorf trennen. Wegen ihnen lief der olympische Abfahrtslauf der Herren in Südkorea nämlich im deutschen Fernsehen um drei Uhr nachts — und der Profi des Fußball-Zweitligisten Fortuna konnte ihn mit Blick auf das Morgentraining seines Teams nicht sehen.

"Ausgerechnet bei der großen Nacht unseres Landes war ich nicht dabei", erzählt der Norweger traurig während des Interviews, das dem Anlass angemessen vor dem Fernseher stattfindet — denn auf dem wird gerade um Biathlon-Gold gekämpft. "Aksel Lund Svindal und Kjetil Jansrud holen Gold und Silber in der Abfahrt — Wahnsinn! Vor allem für Svindal habe ich mich riesig gefreut. Er hatte so viel Pech mit Verletzungen. Toll, dass er wieder da ist."

Während der Olympia-Übertragung wird schnell klar, dass Wintersport für einen Skandinavier mehr ist als ein Zeitvertreib. "Bei uns ist Wintersport und vor allem Olympia das Allergrößte", erklärt Nielsen, während er immer wieder zum Schießstand hinüberblickt. "Martin Fourcade wird es machen", schweift der 24-Jährige aus aktuellem Anlass ab, als der Franzose mit allen fünf Schüssen trifft. "Unser Johannes Thingnes Bø war zu Saisonbeginn sehr stark, aber ausgerechnet jetzt ist Fourcade wieder in Topform."

Fortuna Düsseldorf: Das ist Havard Nielsen
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Das ist Havard Nielsen

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Foto: Falk Janning

Ach ja, wir waren beim Stellenwert des Wintersports. "Die absolute Nummer eins", stellt Nielsen lächelnd fest. "Sicher sind die Norweger auch vom Fußball und der englischen Premier League begeistert. Aber Ski fährt bei uns eben von klein auf jeder. Und es ist eine tolle Sache, wenn unser kleines Land mehr Medaillen holt als das große Deutschland." Aber Deutschland liegt, während wir hier beisammensitzen, im Medaillenspiegel doch vor Norwegen? "Aber nur wegen der Goldenen", stellt der Fortuna-Stürmer klar. "Insgesamt haben wir mehr."

Auf seiner persönlichen Favoritenliste steht Biathlon ganz oben. "Wegen Ole Einar Bjørndalen", sagt Nielsen. "Er ist einfach der Größte, und es ist so schade, dass er sich nicht für Olympia qualifizieren konnte. Vor ein paar Jahren hat er uns beim norwegischen Fußball-Nationalteam besucht und einen total interessanten Vortrag gehalten. Es ging um die mentale Seite, wie man jeden Tag alles dafür tun muss, immer ein bisschen besser zu werden. Meine Kollegen und ich versuchen heute noch, uns an Ole Einars Tipps zu halten." Zum Beispiel? "Dass man Fehler akzeptieren muss und nicht mit in den nächsten Tag nehmen darf."

Inzwischen ist auf dem Fernseher das vierte Schießen durch — und es führt plötzlich Bø. "Hammer", entfährt es Nielsen. "Vielleicht kriege ich diesmal ja eine Goldene für Norwegen live mit." Am Samstag wird es damit nämlich schon wieder nichts: Wenn sich Norwegens Skispringer anschicken, Andreas Wellinger und Co. zu schlagen, spielt Nielsen gerade mit Fortuna gegen Fürth (13 Uhr/Live-Ticker). "Und da wollen wir natürlich unbedingt unsere Tabellenführung verteidigen", versichert er. Mit sich selbst ist er in dieser Saison noch gar nicht zufrieden. "Ich bin noch nicht bei 100 Prozent, aber ich kämpfe weiter." So wie Bø, der zu Nielsens Zufriedenheit Gold gewinnt. Und natürlich wie Bjørndalen, sein großes Vorbild. Mit solchen Tipps muss es doch klappen.

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