"Bloß nicht das Träumen anfangen" Norbert Meier mahnt Fortuna zur Vorsicht

Düsseldorf · 2012 führt Norbert Meier Fortuna in die Bundesliga. Der 59-jährige Trainer verfolgt seinen Ex-Klub noch ganz genau, schätzt die ruhige Ausstrahlung von Friedhelm Funkel und räumt dem Team gute Chancen im Aufstiegsrennen ein.

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Foto: dpa, chc hak nic

Knapp 40 Kilometer sind es aus Viersen-Dülken zur Esprit Arena. Fünf Mal fuhr Norbert Meier diesen Weg von seinem Haus nahe der niederländischen Grenze in dieser Fußball-Zweitliga-Saison schon, um Fortuna aus nächster Nähe zu verfolgen. "In meinen fünfeinhalb Jahren in Düsseldorf habe ich dort viele Leute kennengelernt", sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. "Das ist dann schon mehr als eine lockere Bekanntschaft."

Viele schöne Momente verbinden den Verein und Meier. Vor allem natürlich die Aufstiege in die zweite Liga 2009 und in die Bundesliga 2012. Deshalb zeigt der 59-Jährige auch keine Zurückhaltung und sagt: "Natürlich drücke ich Fortuna die Daumen im Aufstiegsrennen." Zumindest jetzt. In der Hinrunde sah die Gemütslage noch etwas anders aus.

"Bei dem 41-Punkte-Rekord in der Hinrunde habe ich gezittert. Der soll möglichst lange Bestand haben. Darauf bin ich stolz. Aber die ersten 17 Spiele sind vorbei, jetzt kann Fortuna alle Punkte holen", sagt Meier, der in eben jener Aufstiegssaison 2011/12 den bis heute bestehenden Zweitliga-Rekord für die meisten Punkte in einer Hinrunde aufgestellt hat.

Auf diese 17 Spiele ohne Niederlage folgte damals ein Düsseldorfer Leistungseinbruch mit sechs Spielen ohne Sieg. Erst im März gelang mit einem 5:0 in Karlsruhe der Befreiungsschlag. Dennoch reichte es in der gesamten Rückserie zu nur noch vier Siegen. Meier weiß also genau, wovon er spricht, wenn er sagt: "Du darfst jetzt bloß nicht das Träumen anfangen, bevor etwas erreicht ist."

Die Niederlage bei Union Berlin will er aber nicht überbewerten. Zumal der Start ins neue Jahr - zumindest, was die Punkte angeht - geglückt ist. "Auch wenn nicht alles Gold ist, was glänzt, es waren neun Punkte aus den ersten drei Spielen 2018", sagt Meier. "Es geht jetzt darum, die Ruhe zu bewahren.

Aber Friedhelm Funkel hat eben die Erfahrung und weiß, dass man sich nie in Sicherheit wähnen darf. Man muss selbstbewusst bleiben, aber muss auch immer wissen, was erforderlich ist, um sein Spiel durchzuziehen."

Meier, der bei sechs der aktuellen 18 Zweitligisten als Trainer angestellt war, kennt das Bundesliga-Unterhaus bestens und verfolgt es seit seiner Entlassung beim 1. FC Kaiserslautern im vergangenen September natürlich weiterhin genau.

"Für mich machen Fortuna und Nürnberg den stabilsten Eindruck. Vielleicht kommt aber noch eine Überraschungsmannschaft dazu. Es ist ganz schwer zu sagen", betont der gebürtige Schleswig-Holsteiner, der Fortunas Chancen in dieser Saison aber als besonders günstig einschätzt: "Die Voraussetzungen sind optimal, weil es keine Konkurrenten gibt, die bisher so kontinuierlich punkten, um da richtig gefährlich zu werden."

Dass im Umfeld einige Stimmen laut wurden, dass der Aufstieg vielleicht ein, zwei Jahre zu früh für die Entwicklung des Vereins und der Mannschaft käme, kann Meier überhaupt nicht nachvollziehen: "Es gibt nie zu früh oder zu spät. Wenn du die Chance hast, musst du hoch. Wer weiß, ob sich die Chance noch mal bietet? Es kann ja schließlich auch sein, dass zwei Schwergewichte von oben kommen."

2012 hatte die Aufstiegseuphorie nach der erfolgreichen Relegation gegen Hertha BSC dann nur eine kurze Halbwertszeit. Der Grund waren die aus den Begleitumständen des Platzsturms der Zuschauer resultierenden Gerichtstermine. Dennoch startete Fortuna mit sechs Spielen ohne Niederlage.

Richtig problematisch wurde es erst in der Rückrunde, die schließlich zum Abstieg und zur Trennung von Fortuna und Meier führte. Auch hier spricht der Coach also aus Erfahrung und warnt: "Nach dem Aufstieg geht die Arbeit erst richtig weiter."

(erer)
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