Huub Stevens Es wird Zeit für neue Schalker Legenden

Düsseldorf · Vor 20 Jahren gelang dem FC Schalke der große Wurf. Noch heute ist der Gewinn des UEFA-Pokals eng mit dem damaligen Trainer verbunden. Huub Stevens traut der aktuellen Schalker Mannschaft zu, den Triumph in der Europa League zu wiederholen.

 Schalkes Jahrhunderttrainer Huub Stevens.

Schalkes Jahrhunderttrainer Huub Stevens.

Foto: dpa, ua htf pkw_A nic

Wenn Huub Stevens über Fußball spricht, liegt Leidenschaft in der Stimme. Dabei nimmt der Trainer im Gespräch mit unserer Redaktion kein Blatt vor den Mund: "Schalke fehlt die Konstanz. Das hat auch mit Verletzungen zu tun, aber dahinter kann man sich nicht dauerhaft verstecken. Verletzungen gehören immer dazu", sagt der Niederländer über die Saison seines ExKlubs vor dem Viertelfinal-Hinspiel in der Europa League bei Ajax Amsterdam heute (21.05 Uhr/Sport1). Stevens will keine Prognose wagen, kennt aber die Schwächen des Gegners: "Ajax ist physisch nicht so stark, und anfällig bei Standardsituationen."

Das Ziel für die Gelsenkirchener ist klar: die Friends Arena in Stockholm am 24. Mai. Dann steigt das Endspiel des kleinen Europapokals. Am 21. Mai 1997 stand Schalke letztmals in einem europäischen Finale. Damals gewannen die Knappen den Vorgängerwettbewerb Uefa-Cup in Mailand gegen Inter (4:1 i.E.). Trainer war Huub Stevens. "Es wäre doch super, wenn Schalke 20 Jahre nach unserem Triumph wieder im Endspiel steht", sagt der 63-Jährige. "Ich traue es ihnen zu. Aber es sind noch einige harte Brocken im Wettbewerb."

Auf Schalke lebt die Legende von 1997. Die Ultras tragen eigens kreierte Schals zur Schau, der Verein hat zuletzt eine neue Fanartikel-Kollektion in Erinnerung an die Eurofighter um Yves Eigenrauch, Marc Wilmots und Youri Mulder entworfen. "Es wird Zeit, dass neue Legenden geboren werden. Die Schalker Fans verdienen es, neue Erfolge zu feiern", sagt Stevens, der im Februar 2016 wegen Herzrhythmusstörungen seinen wohl letzten Trainerjob bei der TSG Hoffenheim aufgab.

Stevens, wohnhaft in Eindhoven, sieht die Entwicklung des Fußballs in seinem Heimatland mit großen Bedenken. "Ich habe nach der verpassten EM gesagt, dass sich die Niederlande auch für die WM nicht qualifizieren wird. Das steht jetzt bevor", sagt er. Ende März entließ der Verband Nationaltrainer Danny Blind. Zu spät, wie Stevens meint.

Für Stevens kam der Job als Bondscoach nie in Frage. "Ich habe gesagt, ich will die Niederlande nicht trainieren, weil ich mich dann mit 17 Millionen Nationaltrainern auseinandersetzen muss." Eine beratende Funktion würde Stevens aber nicht ausschließen: "Wenn der Verband mich um Rat fragt, bin ich bereit, zu helfen. Aber ich werde nicht gefragt, deshalb stellt sich die Frage nicht. Und das ist auch kein Problem."

Heute Abend wird Stevens das Spiel aus dem Sky-Studio in München verfolgen. Das Rückspiel am kommenden Donnerstag lässt er sich aber nicht entgehen: "Dann bin ich auf Schalke vor Ort, klar!"

(erer)
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