ARD-Experte bleibt bei Kritik an Systemänderung Scholl entschuldigt sich bei Siegenthaler: "Gehirnschluckauf"

Wenige Tage nach seiner harschen Kritik an DFB-Chefscout Urs Siegenthaler und Bundestrainer Joachim Löw im Viertelfinale gegen Italien hat sich ARD-Experte Mehmet Scholl bei Siegenthaler entschuldigt. Seine kritischen Worte im Hinblick auf die Systemänderung nahm Scholl dagegen nicht zurück.

 ARD-Experte Mehmet Scholl hat sich bei Urs Siegenthaler entschuldigt.

ARD-Experte Mehmet Scholl hat sich bei Urs Siegenthaler entschuldigt.

Foto: WDR/Paul Ripke

"Neben mir steht der Mann, der in den vergangenen Tagen circa 480 Liter Wasser getrunken hat, um sich zu beruhigen. Hallo Mehmet" — so leitet ARD-Moderator Matthias Opdenhövel die Übertragung des ersten EM-Halbfinale zwischen Portugal und Wales ein.

"Hallo Matti. Ich finde es rührend, wie Du Dich um mich kümmerst", antwortet Scholl mit einem spitzbübischen Lächeln. "Mir geht es gut, ich bin wunderbar entspannt", sagt Scholl auf Nachfrage Opdenhövels, ob er denn noch Durst habe.

Dann fragt der Kommentator seinen Experten, ob er sich die Szenen nach dem Spiel am vergangenen Samstag zwischen Deutschland und Italien noch einmal angesehen habe. Ja, sagt Scholl, er habe sich "nach diesem Gewitter" das Spiel und seine Kritik danach noch einmal komplett angeschaut. "Dabei sind zwei Aspekte herausgekommen. Der erste ist: diesen flapsigen Spruch in Richtung Urs Siegenthaler hätte ich mir schenken können. Der war auch nicht angebracht", entschuldigt sich Scholl.

Dann versucht er, seinen Aussetzer zu erklären. "Ich schaue die Nationalmannschaft mit vielen Emotionen an, das weiß ich auch. Und dann passiert es gelegentlich auch, dass ich Gehirnschluckauf bekomme", übt Scholl Selbstkritik.

Dann spricht er über den zweiten Aspekt. "Allerdings keinen Gehirnschluckauf hatte ich bei allem, was ich zum Thema Analyse, Inhalte, Bewertungen gesagt habe. Auch Tage später sehe ich das ganz genauso. Da gibt es überhaupt keinen Grund für mich, zurückzurudern. Das ist die Art, wie ich Mannschaften analysiere und das bleibt so", sagt Scholl. Opdenhövel will das Thema damit abschließen. "Ganz kurz, Deckel drauf. Spruch ungut, Analyse bleibt", sagt Scholl.

TV-Experte Scholl war die Umstellung von Bundestrainer Joachim Löw zu einer Dreierkette in der Abwehr und vor allem DFB-Chefscout Siegenthaler persönlich hart angegangen. "Der Herr Siegenthaler möge bitte seinen Job machen, morgens liegen bleiben, die anderen zum Training gehen lassen und nicht mit irgendwelchen Ideen...", hatte Scholl nach dem Elfmeterkrimi gesagt und dafür viel Kritik in den sozialen Netzwerken einstecken müssen.

Und sowohl Löw als auch Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff wiesen die Kritik des ehemaligen Nationalspielers entschieden zurück. "Es war dringend notwendig, auch die Mannschaft ein bisschen zu verändern", begründete Löw seine Entscheidung. "Für mich war das nach dem Spiel Italien gegen Spanien klar. Da war das mein erster Gedanke."

Scholl, der als Trainer der zweiten Mannschaft des FC Bayern München wenig Erfolg hatte, sorgte als ARD-Experte schon mehrfach mit heftiger Kritik für Aufsehen. So ging er 2012 bei der EM Mario Gomez an ("Ich hatte zwischendrin Angst, dass er sich wund gelegen hat, dass man ihn wenden muss.") und entschuldigte sich später dafür.

(seeg)
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