Trotz der unglücklichen Niederlage in Kiew Augenthaler nimmt seine Mannschaft in Schutz

Kiew (rpo). Die Profis von Bayer Leverkusen sind Kritik von ihrem Trainer gewohnt. Nach der 2:4 (0:1)-Niederlage in der Champions League beim ukrainischen Meister Dynamo Kiew blieb das erwartete Donnerwetter aber aus. Statt dessen packte Klaus Augenthaler seine Schützlinge nach der dritten Niederlage innerhalb einer Woche förmlich in Watte.

"Ich kann der Mannschaft fast keinen Vorwurf machen. Bis auf die individuellen Fehler war alles okay", kommentierte Augenthaler die NIederlage. 2:1 hatte der Werksklub Mitte der zweiten Halbzeit im Hexenkessel des Olympiastadions von Kiew vor 82.893 fanatischen Zuschauern geführt. Eine Verkettung von Fehlern führte dann zum Ausgleich und zur Wende im Spiel, nachdem der Bundesligist Ukraines Ausnahmemannschaft schon am Rande einer Niederlage hatte.

"Nach dem 2:1 für uns war Kiew stehend K.o., das 2:2 war der Knackpunkt. Wir hätten den Ball in die Karpaten hauen sollen", erklärte Kapitän Jens Nowotny und erinnerte sich mit Grausen an den Ausgleichstreffer nur 30 Sekunden nach der Bayer-Führung (68.), die er höchstpersönlich bei seinem Comeback nach sechswöchiger Verletzungspause herausgeschossen hatte. "Wie die Gegentore gefallen sind, das war ärgerlich", meinte Franz Beckenbauer beim Pay-TV-Sender Premiere.

Verkettung von Fehlern führte zur Niederlage

Ausgerechnet der brasilianische Weltklasse-Abwehrspieler Juan köpfte den Ball Richtung eigenes Tor zu Carsten Ramelow. Dieser war total perplex und überrascht, Kiews Brasilianer Diogo Rincon kam an den Ball und überlistete Torwart Jörg Butt mit einem Schuss aus spitzem Winkel. "Fehler passieren - bei uns aber häufiger als bei anderen", äußerte Ramelow. Drei Aussetzer von Juan, Ramelow und Butt führten zum 2:2. "Da muss man cleverer sein und den Ball mal in die 80. Reihe schießen", ergänzte "Auge".

Anschließlich versuchte Juan laut Augenthaler seinen Fehler wieder wettzumachen, doch in der Vorwärtsbewegung wurde ein angebliches Foulspiel an ihm nicht gepfiffen. "Dann hat er uns hinten gefehlt, und wir kriegen das 2:3", meinte Augenthaler. Außerdem sah Bayers ukrainischer Stürmer Andrej Woronin wegen Meckerns nach dieser Situation in der 74. Minute "Gelb" und auf Grund eines Foulspiels in der 83. Minute die Ampelkarte vom dänischen Fifa-Referee Kim Milton Nielsen.

"Ich habe ihm nur gesagt, dass es ein Foul gewesen sei, aber er hat es als Beleidigung aufgefasst", beteuerte Woronin, der nach seiner Einwechslung in der 54. Minute nur fünf Minuten später den 1: 1-Ausgleich und das Nowotny-Tor vorbereitet hatte. Augenthaler tadelte Woronin trotzdem nicht öffentlich: "Schiedsrichter in der Champions League sind wie Diven."

"Mannschaft hat Kampf angenommen"

Als Bayer am Mittwochvormittag den Heimflug antrat, war die Enttäuschung über den verpassten Teilerfolg noch spürbar. Gleichzeitig zeigte Bayer aber auch, dass die 3:0-Gala gegen Real Madrid zwei Wochen zuvor kein Zufall war. "Der Sieger in Kiew hätte auch Bayer 04 heißen können. Die Mannschaft hat den Kampf angenommen und gezeigt, dass wir mithalten können", erklärte der Coach nach der Achterbahnfahrt der Gefühle in Kiew.

Der überragende Rincon (30./69.) und der rumänische Joker Florin Cernat (74./90.+2) machten Dynamo zum alleinigen Tabellenführer der Gruppe B. Das nächste Spiel bestreitet Bayer am 19. Oktober in der BayArena gegen den ehemaligen Rudi-Völler-Klub AS Rom. Augenthaler: "Mit drei Punkten nach zwei Spielen kann ich leben."

(sid)
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