Münchner überzeugten gegen Ajax auch spielerisch "Der FC Bayern ist wieder da"

München (rpo). "Unglaublich", "sensationell", "phantastisch" - die Adjektive für Roy makaay überschlugen sich nach dem 4:0 (2:0) der Münchner Bayern in der Champions League gegen Ajax Amsterdam. Makaay war der Mann des Spiels.

Nur der Held selbst behauptete auch nach seinem bemerkenswertesten Auftritt für Bayern München in aller Ruhe, dass Roy Makaay nicht so wichtig sei. "Wer die Tore schießt, ist egal, es zählt das Ergebnis, nicht der Torschütze", sagte der Niederländer nach seiner "Ein-Mann-Show", die den deutschen Rekordmeister vorzeitig auf das Achtelfinale in der Champions League zusteuern lässt.

Ein fulminanter Weitschuss, der nur noch Staunen hervorrief; ein platzierter Kopfball nach einem Freistoß; ein aufreizend lässig verwandelter Foulelfmeter; dazu die perfekte Vorlage für Ze Roberto: Innerhalb von nur 28 Minuten machte Makaay mit seinen drei Treffern (28./44./52.) und dem "Assist" zum 4:0 (55.) so nachhaltig wie noch nie deutlich, dass er für den FC Bayern die beste Lebensversicherung ist, die der Klub für 18,75 Millionen Euro Ablöse jemals abschließen konnte. "Dafür haben wir ihn ja gekauft", sagte Manager Uli Hoeneß wieder einmal lapidar angesichts der erworbenen Tor-Garantie.

"Wir haben einen solchen Spieler nicht, und das macht auf diesem Level den Unterschied aus", sagte der sichtlich konsternierte Ajax-Coach Ronald Koeman. Makaay sei ein "Henker", beklagte sich das niederländische Algemeen Dagblad, die Zeitung De Telgraaf erkannte im Nationalspieler von "Oranje" derweil ein "Gespenst". Nur "König" Johan Cruyff ist offensichtlich keiner, vor dem der Torjäger Respekt genießt. "Makaay ist kein phantastischer Spieler, er ist nur ein guter Stürmer", sagte das Fußball-Idol nach der Partie.

"Ajax bis zum Tor gleichwertig"

"Wir müssen uns bei Roy Makaay bedanken", sagte dagegen auch Felix Magath, dem nicht entgangen war, dass seine Mannschaft bis zur Führung Probleme hatte, "weil Ajax bis dahin gleichwertig war". Der Bayern-Trainer widersprach allerdings der Annahme, der Klub sei zu abhängig von seinem Torjäger, der seit seiner Verpflichtung nun in zehn Champions-League-Spielen zehn von zwölf Treffern der Münchner erzielt hat. "Das hat nichts mit abhängig zu tun. Wenn man einen Spieler wie ihn hat, muss man seine Stärken rausbringen. Das geht nur, wenn man ihn sucht."

Am wichtigsten war Magath nach dem Sprung auf Platz eins der Vorrunden-Gruppe C die Erkenntnis, dass seine Mannschaft doch in der Lage scheint, seine Fußball-Philosophie umzusetzen. Die Partie gegen Ajax sei "für alle eine Erleichterung gewesen", betonte er, nach dem 1:0 "ist so etwas wie ein Knoten geplatzt", danach habe er "richtig guten Fußball" gesehen. "Ich wusste", so Magath, "dass wir auf einem guten Weg sind, ich konnte nur nicht wissen, wann der Knoten platzt. Dass er jetzt geplatzt ist, ist wichtig, das zeigt auch den anderen europäischen Mannschaften: Der FC Bayern ist wieder da."

Für den Auftritt mit Signalwirkung bedurfte es allerdings noch ein wenig Nachhilfe. Manager Uli Hoeneß berichtete von einer "langen Sitzung" mit dem Trainer und der Mannschaft am Montag, "bei der wir Leidenschaft eingefordert haben". Und gegen Ajax, fügte er zufrieden an, "haben wir Leidenschaft gesehen - und dann kommt auch so etwas raus. Heute hat die Mannschaft gezeigt, was sie kann". Magath sah es ähnlich ("Auf diese Steigerung hatte ich gehofft"), ebenso Michael Ballack: "Es war eine ausgezeichnete Leistung gegen eine sehr starke Mannschaft. Wir hoffen, jetzt einen Lauf zu bekommen."

Zunächst haben die Bayern vor der Partie am 19. Oktober bei Juventus Turin, das nach dem 1:0 gegen Maccabi Tel Aviv ebenfalls sechs Punkte aufweist, "eine gute Ausgangsposition" (Hoeneß) in der Champions League. Aus den weiteren vier Vorrundenspielen reichen den Münchnern wohl vier Punkte, um das Minimalziel Achtelfinale zu erreichen. "Jetzt können wir beruhigt in das Spiel gegen Juventus gehen", erklärte Magath. Präsident Franz Beckenbauer aber mahnte sogleich, der sich abzeichnende Aufschwung müsse auch ausgenutzt werden: "Wir müssen so weiterspielen."

Trainer Magath hegt freilich noch ein paar Zweifel, ob die beste Vorstellung der Bayern unter seiner Regie tatsächlich schon die Trendwende war. "Jetzt geht es erst mal nach Bremen", gab er zu bedenken und zerstörte die Hoffnung des diesmal so sehr verwöhnten Publikums auf dauerhaft begeisternde Darbietungen: "Wir werden auch in Zukunft nicht nur solche Spiele sehen, sondern auch wieder solche wie in Dortmund." Auch Hoeneß ist noch skeptisch: "Ob das die Wende ist, kann ich erst am Samstag sagen, wenn wir gegen Bremen gespielt haben." Das hängt wohl auch davon ab, ob Makaay weiter "müllert".

(sid)
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