Hierarchie-Probleme bei den Bayern Wo sind die Führungsspieler?

Düsseldorf (RPO). Der FC Bayern ist angeschlagen. Nach dem 0:2 in der Champions League gegen Frankreichs Meister Girondins Bordeaux stehen Trainer Louis van Gaal und sein Star-Ensemble massiv in der Kritik. In solchen Situationen sind besonders Führungsspieler gefragt, doch das Spiel am Dienstag offenbarte einmal mehr ein Hierarchie-Problem an der Säbener Straße.

Die Hierarchie beim FC Bayern München
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Oliver Kahn wusste es natürlich schon vorher. Der Ex-Keeper, jahrelang der personifizierte Führungsspieler bei Bayern München, beklagte schon vor rund einer Woche die mangelnde Hierarchie beim Rekordmeister: "Es kann ja nicht sein, dass alle Spieler gleich sind. Eine Mannschaft muss klar strukturiert sein und die Hierarchie vom Trainer vorgegeben werden".

Vom niederländischen Übungsleiter gab es daraufhin eine Abfuhr für den Kult-Keeper. "Wir haben eine Hierarchie, die aus dem Spiel kommt, nicht von früheren Leistungen. Diese zählen für mich nicht", antwortete van Gaal schroff und empfahl dem einstigen Titan, erst einmal selbst eine Mannschaft zu übernehmen.

Dennoch, geht man den Bayern-Kader der vergangenen Jahrzehnte durch, stößt man immer wieder auf große Fußball-Persönlichkeiten, die bereit waren, mit breiter Brust vorneweg zu marschieren, die viel zitierten Ärmel aufkrempelten und die die Mannschaft wieder in die Erfolgsspur führten.

Franz Beckenbauer, Sepp Maier, Uli Hoeneß und Gerd Müller in den 70ern, Paul Breitner, Karl-Heinz Rummenigge, Klaus Augenthaler und Sören Lerby in den 80ern, Lothar Matthäus, Stefan Effenberg und Oliver Kahn in den 90ern und nach der Jahrtausendwende - der FC Bayern hatte immer herausragende Persönlichkeiten in seinen Reihen, die eine Mannschaft als verlängerter Arm des jeweiligen Trainers führten. Diese Persönlichkeiten sucht man im aktuellen Kader vergeblich.

Klar ist Mark van Bommel der Chef bei den Bayern, doch sportlich ist der Niederländer trotz aller charakterlichen Stärken nicht unumstritten. Immer wieder leistet sich der Kapitän Aussetzer wie zuletzt beim ersten Gegentor gegen Bordeaux. Zudem tritt die Riege der zahlreichen deutschen Nationalspieler nicht so dominant auf wie die Helden von einst. Die Superstars der Bayern wie Franck Ribery, Luca Toni oder Arjen Robben kommen aus dem Ausland und sind eher Individualisten als Leitwölfe.

Das Hierarchie-Problem fällt dann nicht auf, wenn eben Robben und Ribery gesund und fit sind, denn dann kompensieren die Ausnahmekönner die Mängel mit ihrer individuellen Klasse. Fehlen sie jedoch, kann das Vakuum an Führungsspielern nicht länger kaschiert werden.

(RPO)
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