VfL Wolfsburg - Hertha BSC Berlin 2:3 (0:1) Drei Tore durch Marcelinho

Wolfsburg (rpo). Der Brasilianer Marcelinho hat Hertha BSC Berlin drei Punkte beim schweren Auswärtsspiel in Wolfsburg beschert. Das Team von Trainer Falko Götz gewann mit 3:2 (1:0) beim ehemaligen Spitzenreiter der Bundesliga, der den Anschluss an Bayern München verloren hat.

Marcelinho musste es vorkommen, als sei schon Weihnachten - drei Tore bekommt man schließlich nicht alle Tage geschenkt. Dank der Freigiebigkeit der gegnerischen Abwehr geriet das Gastspiel von Hertha BSC Berlin beim VfL Wolfsburg vier Wochen vor dem 24. Dezember zur vorweggenommenen Bescherung. Gleich dreimal setzten die Verteidiger der "Wölfe" den Brasilianer mit haarsträubenden Fehlern in Szene und begünstigten beim 3:2 (1: 0)-Sieg der Hertha in der VW-Arena den ersten Dreierpack des 29-Jährigen in der Fußball-Bundesliga.

"Ich habe vorher gesagt, dass ich zwei Tore mache. Jetzt sind es sogar drei geworden", erklärte Marcelinho, der sich zur Feier des Tages mit ein paar deutschen Sätzen versuchte. Dass er neben seinen Saisontoren Nummer sechs bis acht noch zwei hundertprozentige Chancen ausließ, konnte seine Freude nicht trüben: "Ich hatte heute viele Chancen, aber wenn man drei Tore macht, ist das okay", so der Mann des Tages.

Als vorderste Spitze des gefährlichen Berliner Konterspiels hatte der etatmäßige Mittelfeldspieler der anfälligen Defensive der Niedersachsen den Todesstoß versetzt. "Wir haben eindrucksvoll bewiesen, dass Wolfsburg auf diese Weise zu bezwingen ist", meinte Hertha-Coach Falko Götz zum gelungenen Coup: "Nach genauer Analyse der bisherigen Wolfsburger Heimspiele, wussten wir, dass in ihrem druckvollen Offensivspiel unsere Chance liegt."

Hilfreicher Gegner

Dass der Gegner dabei so hilfreich sein würde, konnte allerdings auch Götz nicht ahnen. Beim Führungstreffer in der 16. Minute geriet ein vermeintlicher Rückpass des Wolfsburgers Hans Sarpei zur maßgenauen Vorlage für Marcelinho, der VfL-Keeper Simon Jentzsch umkurvte und ins leere Tor einschoss.

Beim zweiten Tor zwei Minuten nach der Pause machte die linke Abwehrseite der Platzherren geradezu ehrfürchtig den Weg für den Berliner Mittelfeldstar frei, der den Raum für einen Flachschuss ins linke untere Toreck nutzte. Und als Wolfsburg vor 23.886 Zuschauern durch die Treffer von Pablo Thiam (50.) und Thomas Brdaric (68.) gerade wieder zurück ins Spiel gefunden hatten, lud ihn ein Patzer von Maik Franz zum dritten Streich ein, der 16 Minuten vor Schluss die Entscheidung brachte.

Lob bekam jedoch nicht nur der dreifache Torschütze. "Die anderen Spieler haben viel dazu beigetragen, dass Marcelinho diese Freiräume hatte, die er dann genutzt hat", erklärte Götz, dessen Team zum fünften Mal hintereinander ungeschlagen blieb. Nicht zuletzt dank des dritten Auswärtssiegs in Folge hielt Hertha weiter Anschluss an die Europacup-Ränge.

Fünf Punkte Rückstand

Dagegen musste der VfL mit der ersten Heimniederlage seit dem 15. August (0:1 gegen Freiburg) einen weiteren Rückschlag hinnehmen. Drei der vier letzten Partien wurden verloren. "Das ist für uns jetzt die schwierigste Situation in dieser Saison. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht mit einer Negativserie in die Winterpause gehen, das wäre nicht gut fürs Selbstbewusstsein", sagte Patrick Weiser. Und auch Torschütze Thiam mahnte, die bislang erarbeitete Position in der oberen Tabellenregion nicht zu verspielen: "Solche krassen individuellen Fehler müssen wir abstellen, sonst kann man kein Spiel gewinnen."

Von Spitzenreiter Bayern München trennen die Wolfsburger inzwischen fünf Punkte. "Wir brauchen wieder ein Erfolgserlebnis, denn von unten schließen immer mehr Mannschaften auf", erklärte VfL-Geschäftsführer Klaus Fuchs, der in Zukunft den sportlichen Aufgabenbereich in der Wolfsburger Fußball-GmbH an Thomas Strunz abgeben wird. Der 36 Jahre alte Ex-Nationalspieler wurde am Sonntag als neuer Manager und Geschäftsführer für den Bereich Lizenzfußball vorgestellt. Strunz erhält ab 1. Januar 2005 einen Dreijahresvertrag.

STIMMEN ZUM SPIEL:

Trainer Erik Gerets (VfL Wolfsburg): "Wir wussten, dass Hertha auswärts stark ist und wollten deshalb nicht ins offene Messer laufen. Daher waren wir defensiver eingestellt als gewohnt. Leider haben wir unsere Taktik mit individuellen Fehlern selbst zunichte gemacht."

Trainer Falko Götz (Hertha BSC Berlin): "Ich habe von Beginn an druckvolles Wolfsburger Offensivspiel erwartet und war darauf eingestellt. Aber darin lag auch unsere Chance für schnelle Konter. Wir haben eindrucksvoll gezeigt, dass Wolfsburg in diesem Bereich anfällig ist."

STATISTIK ZUM SPIEL:

Wolfsburg: Jentzsch - Sarpei (25. Brdaric), Franz (78. Christow), Hofland, Weiser - Karhan, Schnoor, Thiam - D'Alessandro (83. Ahumada) - Klimowicz, Petrow

Berlin: Fiedler - Schröder, Madlung, Simunic, Fathi - Kovac (60. Dardai) - Marx, Bastürk, Gilberto - Rafael (70. Reina), Marcelinho (80. Bobic)

Schiedsrichter: Wagner (Kriftel)

Tore: 0:1 Marcelinho (16.), 0:2 Marcelinho (47.), 1:2 Thiam (50.), 2:2 Brdaric (68.), 2:3 Marcelinho (74.)

Zuschauer: 23.886

Beste Spieler: Schnoor, Thiam - Marcelinho, Simunic

Gelbe Karten: Christow

(sid)
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