Mönchengladbach - Hamburger SV 1:3 (0:2) HSV unter Doll weiter im Aufwind

Mönchengladbach (rpo). Der Hamburger SV bleibt unter Trainer Thomas Doll der Auswärtsschreck der Fußball-Bundesliga. Am 15. Spieltag kamen die Hanseaten zu einem 3:1 (1:0)-Erfolg bei Borussia Mönchengladbach. Seit der Amtsübernahme von Doll als Nachfolger von Klaus Toppmöller feierte der HSV im vierten Spiel auf fremden Plätzen bereits den dritten "Dreier" und ist noch ungeschlagen. Für Gladbach neuen Trainer Dick Advocat war es die zweite Niederlage in Folge und die erste im Borussia-Park.

"Wir denken weiter nur von Spiel zu Spiel. Die Fans oder der eine oder andere im Umfeld dürfen gerne träumen. Wir wissen, dass es ein steiniger Weg war, und wir sind bis jetzt ganz gut damit gefahren, uns Woche für Woche nur auf den nächsten Gegner zu konzentrieren", meinte Doll, der inzwischen auch ganz offiziell bis 2006 vom Amateur-Coach zum Cheftrainer befördert wurde.

In Mönchengladbach freute sich der 38-Jährige über die Art und Weise, wie sein Team den Erfolg herausgespielt hatte. In der ersten Halbzeit waren die Hamburger ganz souverän und führten gegen viel zu verhaltene Gladbacher vor 52.155 Zuschauern verdient nach den Toren von Sergej Barbarez (40.) und Stefan Beinlich (44.) mit 2:0.

"Dann kommt man aus der Kabine und hat sich viel vorgenommen, und bekommt in der 46. Minute den Anschlusstreffer", meinte Doll. Der HSV verlor nach dem Treffer durch den gerade eingewechselten Joris van Hout 35 Sekunden nach Wiederanpfiff für "zehn Horror-Minuten" (HSV-Boss Bernd Hoffmann) die Übersicht. Abwehrspieler Khalid Boulahrouz flog in der 54. Minute per Gelb-Roter Karte vom Platz, als er eine Verwarnung für ein Foulspiel mit Applaus bedachte.

"Sensationelle Moral"

Doch anstatt unter dem dann größer werdenden Druck der Borussia zusammenzubrechen, befreiten sich die Hanseaten und kamen durch Barbarez' zweiten Treffer mit einem von Marek Heinz an ihm selbst verschuldeten Elfmeter (82.) sogar noch zum dritten Tor. "Das war klasse. Es war wichtig, dass die Mannschaft sieht, dass sie auch unter schwierigen Bedingungen Spiele gewinnen kann", lobte Sportchef Dietmar Beiersdorfer. Hoffmann sprach von einer "sensationellen Moral".

"So etwas kann man nur schaffen, wenn man zusammenhält und als Mannschaft auftritt", sagte Barbarez, der in den sechs Spielen unter Doll sechs Tore erzielte und in Gladbach sogar erstmals im HSV-Dress einen Elfmeter verwandelte - nach drei Fehlschüssen.

Dem Niederländer Boulahrouz ("Ich bin sauer auf mich selbst. Kompliment, wie die Mannschaft ohne mich gekämpft hat"), der von "Bondscoach" Marco van Basten beobachtet wurde, erteilte der HSV-Coach für den Platzverweises Absolution: "Jedem Spieler meiner Mannschaft, und gerade einem, der erst 22 Jahre alt ist, darf man die eine oder andere Unbeherrschtheit auch mal verzeihen. Die anderen sind für ihn in die Bresche gesprungen. Das zeigt den tollen Charakter dieser Mannschaft."

Gladbachs Trainer Dick Advocaat hat dagegen nach der zweiten Niederlage in Folge und nur zwei Punkten Vorsprung auf einen Abstiegsplatz schon eher Grund zur Sorge, zumal seine Mannschaft lange Zeit "zu wenig getan hat, um es Hamburg richtig schwer zu machen. Wir wollten Hamburg früh angreifen, waren aber immer zu spät. Und wenn man einen Gegenspieler ganz frei am zweiten Pfosten stehen lässt, das macht man im Kindergarten und nicht in der Bundesliga".

STIMMEN ZUM SPIEL:

Trainer Dick Advocaat (Borussia Mönchengladbach): "Ich denke, es war ein verdienter Sieg für den HSV. Die Hamburger haben sehr gut gespielt. Wenn man nach der Pause so schnell das Anschlusstor macht, denkt man schon, dass noch etwas geht. Aber es war von uns zu wenig, um dem HSV das Leben schwer zu machen. Wir müssen daraus lernen, um es im nächsten Spiel besser zu machen."

Trainer Thomas Doll (Hamburger SV): "Es waren zwei verschiedene Halbzeiten. Wir sind verdient in Führung gegangen. Da nimmt sich für die zweite Halbzeit viel vor und kassiert in der 46. Minute den Anschlusstreffer. Wir wussten, dass dann eine Welle kommen würde. Aber wie sich die Mannschaft dann zurückgekämpft hat und auch mit einem Mann weniger noch Torchancen herausgespielt hat, das war ganz große Klasse. Jeder hat sich zerrissen. Ich bin stolz, Trainer dieser Mannschaft zu sein."

STATISTIK ZUM SPIEL:

Mönchengladbach: Kampa - Korzynietz, Pletsch, Strasser, Ziege (72. Schlaudraff) - Ulich, Demo (78. Broich), Heinz, Carnell (46. van Hout) - Neuville, Sverkos

Hamburg: Pieckenhagen - Schlicke, Boulahrouz, van Buyten, Klingbeil - Jarolim, Wicky, Beinlich (90. Rahn) - Moreira (58. Benjamin) - Barbarez, Takahara (69. Mpenza)

Schiedsrichter: Brych (München)

Tore: 0:1 Barbarez (40.), 0:2 Beinlich (44.), 1:2 van Hout (46. ), 1:3 Barbarez (82., Foulelfmeter)

Zuschauer: 52.155

Beste Spieler: Neuville, van Hout - van Buyten, Beinlich

Gelb-Rote Karte: Boulahrouz wegen unsportlichen Verhaltens (54. )

Gelbe Karten: Ziege (4), Sverkos (2), Heinz, Schlaudraff - Barbarez (5/1), Klingbeil (2)

(sid)
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