Borussia Der Fahnen-Skandal

Als FC-Fans im April beim Zweitliga-Derby in Köln während des Spiels Banner zerrissen, die aus dem Borussia-Park entwendet worden waren, rasteten die Gladbacher Anhänger aus. Ein bestohlener Fan erinnert sich.

Einzelkritik zum Spiel gegen Köln
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An den 7. April 2008 denkt Torsten Schürmann nicht gerne zurück. Dabei hatte der Tag, ein Montag, eigentlich gut angefangen. Der 39-Jährige fuhr nach Köln, um Borussia im Topspiel der Zweiten Bundesliga anzufeuern. Sascha Rösler hatte den Spitzenreiter im ehemaligen Müngersdorfer Stadion in Führung geschossen. Und dennoch hatte Schürmann ein mulmiges Gefühl — welches sich um kurz vor 22 Uhr bestätigen sollte. "Als die FC-Fans unsere Fahnen im Block zerrissen haben, bin ich zwar nicht ausgerastet", sagt Schürmann. "Aber ich war richtig sauer."

Rückblick: Es fing an am Tag nach Borussias 1:0 gegen den FC St. Pauli. Drei Unbekannte hatten sich mit gefälschten Ausweisen Zutritt zu einem der Räume im Borussia-Park verschafft, in denen die Fan-Fahnen lagern. Sie entwendeten das Heimbanner der Fangruppierung "Ultras", das ein Foto des ehemaligen Manager Helmut Grasshoff zierte, sowie die Fahne der "Borussen-Knights", Schürmanns Fanclub.

"Die Fahne hatten wir seit vier Jahren", erinnert sich der Gladbacher. Jedes Heimspiel hing sie im Borussia-Park. Und plötzlich war sie weg. Borussia stellte Strafanzeige, doch bis heute gibt es kein Ergebnis der Suche. "Es ist zwar nicht erwiesen, dass es Kölner Fans waren", sagte Borussias Fanbeauftragter Thomas "Tower" Weinmann damals. "Aber es spricht vieles dafür."

Sein Verdacht sollte sich bestätigen, als die Banner kurz vor dem Abpfiff im Kölner Fanblock auftauchten. Da führte Borussia noch 1:0. Doch der Vorsprung sollte nicht mehr lange halten. Aufgrund von Feuerwerkskörpern, die aus dem Gladbacher Block aufs Spielfeld flogen, wurde die Partie kurz unterbrochen. Sascha Rösler und Sportdirektor Christian Ziege versuchten, die Meute zu beruhigen. Wenige Minuten später verwandelte Patrick Helmes einen umstrittenen Strafstoß zum 1:1, dem Endstand. "Ohne Fahne keine Randale, ohne Randale keine Nachspielzeit, in der wir den Ausgleich kassiert haben", kommentierte Alexander Voigt, einst Kölner und seit Sommer 2007 Borusse, die Verkettung unschöner Ereignisse. In deren Folge wurde Borussia ebenso wie der 1. FC mit einer Geldstrafe belegt.

Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Ultras bereits aufgelöst. Es sei "unvorstellbar gewesen, noch einmal hinter diesem Namen zu stehen, der sich nun in den Händen des Feindes befindet", sagten sie. So weit wollten die "Borussen-Knights" nicht gehen. "Unsere Fahne wurde im Fanblock nicht präsentiert", sagt Schürmann, der das Geschehen vom Gästeblock aus verfolgte. "Erst hieß es, unsere Fahne würde irgendwann zurück gebracht. Aber offenbar ist sie doch zerstört worden."

Immerhin: Der 1. FC Köln hat die Kosten für die Neuanschaffung des drei Mal ein Meter langen Banners bezahlt. "Das halte ich für selbstverständlich", sagt Torsten Schürmann. Dass es vor dem Derby am Samstag erneut zu Handlungen mit kriminellem Hintergrund kommen wird, will der Fan nicht ausschließen: "Den FC-Fans traue ich alles zu.", Er sorgt sich vor allem um das Fanhaus an der Aachener Straße. "Mit sportlicher Rivalität hat das aber nicht mehr viel zu tun."

(RP)
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