Verwirrung um Hamilton-Stopp Wie Mercedes Rosberg den Monaco-Hattrick schenkte

Monte Carlo · Lewis Hamilton verfolgte den Jubel des ersten deutschen Hattrick-Gewinners in den engen Straßen von Monte Carlo mit versteinerter Miene. Nach einem unerklärlichen strategischen Fehlgriff von Mercedes bei Titelverteidiger Hamilton durfte Nico Rosberg am Sonntag seinen dritten Sieg in Serie beim Formel-1-Klassiker in Monaco feiern.

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Der gebürtige Wiesbadener verwies in einer dramatischen Schlussphase mit einer Safety-Car-Phase nach einem heftigen Unfall von Teenager Max Verstappen Landsmann Sebastian Vettel im Ferrari auf den zweiten Platz. Hamilton, bis zu dem Unfall des Niederländer im Toro Rosso klar auf Siegkurs, wurde Dritter. "Absolute Fehlentscheidung", betonte Mercedes' Teamaufsichtsratschef Niki Lauda.

"Ich weiß auch, dass es viel Glück war", räumte Rosberg ein: "Lewis ist brillant gefahren und er hätte den Sieg verdient gehabt." Seiner Freude tat dies aber keinen Abbruch: "Ich bin tierisch happy." Denn mit seinem zweiten Saisonsieg nacheinander verkürzte Rosberg den Rückstand auf WM-Spitzenreiter Hamilton um sieben Punkte auf zehn Zähler. Vettel liegt als Dritter nun 28 Punkte hinter Hamilton.

Und der versuchte, die Contenance zu wahren, während die Mercedes-Verantwortlichen um Motorsportchef Toto Wolff das Unerklärliche zu analysieren versuchten. "Das war nicht das leichteste Rennen", betonte Hamilton. Vier Tage nach den strahlenden Gesichtern, als seine Vertragsverlängerung bekanntgegeben worden war, hätte Hamilton nicht ernster und enttäuschter dreinblicken können. Seine Worte wählte er aber wohlüberlegt: "Das Team macht einen großartigen Job, wir gewinnen und wir verlieren zusammen."

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Foto: qvist /Shutterstock.com/Retusche RPO

In den entscheidenden Momenten im Auto hatte das noch anders geklungen. "Was ist da los?", fauchte er nach dem Reifenwechsel. Klartext sprach — wie immer — Lauda: "Viele Köche verderben den Brei. Ich habe schon öfter davor gewarnt."

Neben Rosberg profitierte schließlich auch noch Vettel vom Fauxpas im Fürstentum. "Am Ende kam ziemlich überraschend die Wende", meinte der viermalige Weltmeister, der nach einem Sieg und drei dritten Plätzen erstmals auf Rang zwei in einem Ferrari fuhr. "Als Lewis aus der Box kam, hab ich ihn geschnappt."

Dabei schien Hamilton für das deutsche Duo lange Zeit unerreichbar. Nach seiner famosen Vorstellung in der Qualifikation ließ er beim Rennstart daran auch gar keine Zweifel aufkommen. Zum ersten Mal nahm der Brite das legendäre Rennen in den engen Straßen des Fürstentums von der Pole aus in Angriff und bog souverän auch als Erster nach der kurzen Beschleunigungsgeraden in die erste Kurve ein.

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Rosbergs Möglichkeiten, den WM-Spitzenreiter wie zuletzt in Barcelona zu schlagen, schwanden eigentlich mit jedem der 78 Umläufe auf dem 3,34 Kilometer langen Kurs. Druck konnte der 29-Jährige zu keiner Zeit auf Hamilton ausüben. Stattdessen drohte er sogar, von Vettel überholt zu werden. "Er ist fantastisch heute gefahren", lobte Teamchef Maurizio Arrivabene den Heppenheimer.

Chancen auf den ersten Ferrari-Sieg in Monte Carlo seit 14 Jahren durch Michael Schumacher hatte Vettel zwar nicht. Dafür sorgte der Kommandostand der Silberpfeile dafür, dass Vettel es doch noch auf Rang zwei schaffte. "Wir haben gedacht, die machen uns was vor", meinte Arrivabene, als die Scuderia bemerkt hatte, dass Hamilton noch mal an die Box zum Reifenwechsel kommen sollte. "Keine Ahnung, was bei denen vorgefallen ist", kommentierte Vettel.

Vorausgegangen war der Unfall Verstappens. Der 17-Jährige schlug mit seinem Wagen frontal in die Streckenbegrenzung. Etwas über zehn Runden vor Schluss musste das Safety Car auf die Strecke. Hamilton kam an die Box zum Reifenwechsel, sein Vorsprung reichte aber nicht, um vor Rosberg und auch noch vor Vettel wieder zurückzukommen. Statt des ersten Hamilton-Siegs in Monte Carlo seit seinem ersten Weltmeister-Jahr 2008 notierte Mercedes den zehnten Karrieresieg von Rosberg. "Unsere Rechnung war einfach falsch", meinte Wolff. "Es hat nicht der Fahrer gewonnen, der hätte gewinnen sollen." Konsequenzen hält Wolff aber nicht für notwendig.

(dpa)
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