Putsch der Opposition scheiterte Chaos bei Wiederwahl des Triathlon-Präsidenten

München/Perth (sid). Der Putsch der Opposition scheiterte, der umstrittene Les McDonald bleibt Präsident, und der Kongreß des Internationalen Triathlon-Verbandes (ITU) endete im Chaos: Bei der Wiederwahl des Kanadiers in Perth kurz vor der Weltmeisterschaft ging es drunter und drüber. "Es herrschte ein Klima der Angst und Einschüchterung. Es wurde physische und psychische Gewalt angewendet", erhob Martin Engelhardt, Präsident der Deutschen Triathlon Union (DTU), gegenüber dem Sport-Informations-Dienst (sid) am Freitag heftige Vorwürfe.

Beim Kongress sei es laut Engelhardt zu "Handgreiflichkeiten" gekommen. McDonald habe Bodyguards an den Eingängen platziert. Etliche Mitgliedsnationen seien von der Abstimmung ausgeschlossen worden. "Weil", sagte der Privat-Dozent, "angeblich Beiträge nicht bezahlt wurden oder Unterlagen unvollständig waren." Das Pikante: "Es waren allesamt Länder, die gegen ihn stimmen wollten."

Nach einer turbulenten und abgeschotteten Sitzung im vornehmen Terrace Ballroom im Hyatt Hotel setzte sich McDonald mit 36 zu 20 Stimmen in einer Kampfabstimmung gegen die Österreicherin Erika König-Zenz durch. Der Kanadier, der die ITU seit ihrer Gründung im Jahr 1989 führt, wurde für eine weitere Amtsperiode von vier Jahren wiedergewählt. Zudem scheiterte Engelhardt bei der Wahl zum Generaltsekretär an Mark Sisson (USA).

McDonald präsentierte sich trotz der Vorwürfe unbeeindruckt wie der strahlende Sieger: "Wir lügen nicht und antworten nicht auf dumme Anschuldigungen. Ich bin erleichtert. Nicht für mich, aber für die Athleten und den Sport." Dem Kanadier war unter anderem Urkundenfälschung, unsaubere Buchführung und Manipulation vorgeworfen worden.

142 Tage vor seiner olympischen Premiere am 16. September im Hafenbecken Sydneys versinkt Triathlon im Sumpf aus Korruption und gegenseitigen Schuldzuweisungen. Die Opposition kündigte bereits rechtliche Schritte gegen McDonald an: "Unsere Beweise reichen aus, um den Kongress anzufechten. Da ist eine Person so machtgeil, und diese Person hat nachweislich bewiesen, dass sie unfähig und undemokratisch ist. Hier wird die Demokratie getreten. Das kann nicht im Sinn der olympischen Bewegung sein", sagte Engelhardt.

Der 67 Jahre alte Kanadier soll den DTU-Boss bei einer Wortmeldung das Mikrofon ausgeschaltet haben und ihn zudem als "cray fucking guy" bezeichnet haben. Engelhardt erzürnt: "Es hätte noch gefehlt, dass er mir eine reingeschlagen hätte als ehemaliger Boxer."

Dabei hatte die Opposition alles so schön geplant, in Ländern aus Südamerika und Europa Verbündete gefunden. Der Amtsinhaber scharte derweil einen Großteil der Asiaten und Nordamerikaner sowie Australier um sich. Bezeichnend auch: Als Vizepräsident wurde in Perth der Japaner Chiharu Igaya, Mitglied im Exekutiv-Board des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), gewählt. Schatzmeister wurde der Australier Bill Walker.

In diesem Chaos an der Spitze des noch jungen Verbandes geht der Sport fast unter. Dabei streiten die Ausdauer-Asse in Perth am Sonntag über die olympische Distanz von 1,5 km Schwimmen, 40 km Rad fahren und 10 km Laufen um die letzten Olympia-Tickets. Ein Platz unter den ersten zwölf in Perth ist notwendig, um die Kriterien für die Olympia-Nominierung zu erfüllen.

Von den deutschen Triathleten und Triathletinnen hat sich bisher lediglich Anja Dittmer (Neubrandenburg) als Europameisterin qualifiziert. Gute Chancen hat auch Joelle Franzmann (Trier) nach Platz sechs und fünf bei den Weltcups in Ishigaki/Japan und Sydney. Auch Ute Mückel (Uerdingen) und Ines Estedt (Neubrandeburg) hoffen noch auf eine Teilnahme.

Bei den Männern hat Stephan Vuckovic (Witten) nach seinem überraschenden zweiten Platz in Sydney das Ticket fast in der Tasche. Um eine Teilnahme zittern müssen derweil Ironman Lothar Leder (Saar-Hochwald) und Oldie Ralf Eggert (Hamburg). Als Außenseiter könnte Andreas Raelert (Rostock) noch auf den Olympia-Zug aufspringen. Bei Männern und Frauen sind maximal drei Athleten pro Nation in Sydney startberechtigt. Bundestrainer Reinhold Häußlein wäre mit jeweils zwei Startplätzen zufrieden.

(RPO Archiv)
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