Nur Panasonic sehr nachdenklich DFB-Partner stehen zur Nationalmannschaft

Neuss (sid). Trotz der bedenklichen Dauerkrise von Europameister Deutschland lassen die Werbepartner den Deutschen Fußball-Bund (DFB) nicht im Stich. "Unsere Zusammenarbeit ist langfristig angelegt und nicht rein ergebnisorientiert", erklärte Dr. Christoph Walther, Kommunikations-Chef weltweit von Daimler-Chrysler, dessen Marke Mercedes bereits seit 1972 Partner des DFB und seit 1990 sogar Generalsponsor des weltgrößten Sportfachverbandes ist. Chef-Kritiker Paul Breitner hatte nach dem peinlichen 1:1 im EM-Test am Mittwoch gegen die Schweiz befürchtet: Irgedwann werden die treuesten Werbepartner nicht mehr mitmachen, weil sie dauerhaft schlechte Ware präsentiert bekommen."

"Schlechte Generalproben führen häufig zu guten Aufführungen", meinte Dr. Walther angesichts der Blamage gegen die Eidgenossen. Mercedes, noch vertraglich bis 2002 mit dem DFB liiert, denkt auch nicht daran, sich in sportliche Dinge einzumischen: "Wir sehen der Entwicklung in Ruhe entgegen und überlassen es dem DFB, sich Gedanken zu machen", berichtet Pressesprecherin Claudia Merzbach. Mercedes verweist ebenso wie Hauptsponsor adidas auf die gemeinsamen Erfolge der Vergangenheit.

"Wir sind seit vielen Jahrzehnten Partner der DFB und haben gemeinsam drei WM-Titel und drei EM-Titel feiern können. Zu einer verlässlichen Partnerschaft gehört es auch, dass man in guten als auch in schlechten Zeiten zu seinem Partner steht", sagt adidas-Pressesprecher Oliver Brüggen, der auf ein Beispiel im Sommer vergangenen Jahres verweist. Damals hatte der Sportartikel-Hersteller aus Herzogenaurach einen aufwendigen Werbespot mit Tour-de-France-Sieger Jan Ullrich produziert. Und obwohl der deutsche Radsport-Superstar wegen einer Verletzung auf die Tour 1999 verzichten musste, "haben wir nach langen Diskussionen in unserem Haus den Spot ausgestrahlt, um damit auch zu dokumentieren, dass wie weiter zu ihm stehen."

Die Deutsche Telekom sieht der Entwicklung ebenfalls gelassen entgegen: "Wir verstehen uns als echte Partner und warten in Ruhe die sportliche Entwicklung ab. Die deutsche Mannschaft ist bekanntlich eine Turniermannschaft. Wir stehen weiter fest zueinander und werden unseren Vertrag erfüllen", gibt Unternehmenssprecher Ulrich Lissek die Meinung seines Hauses wieder.

Coca Cola, seit 25 Jahren eng mit dem DFB verbunden und auch Partner des Weltverbandes Fifa und des Europa-Verbandes Uefa, ist aufgrund der Firmenphilosphie weniger besorgt: "Für uns steht generell das Thema Fußball im Vordergrund, der weiter Volkssport Nummer eins ist und und wohl auch bleibt. Deshalb steht das Abschneiden einzelner Verbände für uns nicht im Vordergrund, auch wenn es im Moment nicht schön ist, zu sehen wie das deutsche Team spielt. Wir haben aber keinen Grund, uns von der Mannschaft zu distanzieren", berichtet Pressesprecherin Stephanie Schlimm.

Kritisch betrachtet lediglich Christian F. Sommer, der Leiter Unternehmenswerbung Panasonic Marketing-Europe, die aktuelle Situation. "Für uns ist es derzeit nicht unproblematisch, mit der Mannschaft und auch dem Umfeld zu werben. Wenn wir in Geschäften für unsere Elektroprodukte mit dem Europameister als Deko werben, findet das derzeit nicht überall Zustimmung. Vor allem gibt es in der Händlerschaft auch kritische Stimmen, denn so viel Angriffsfläche, wie das DFB-Team derzeit bietet, ist auch für unsere Situation nicht gut."

Sommer, dessen Unternehmen seit 1990 mit im DFB-Partner-Pool sitzt und sich natürlich auch im harten Konkurrenzkampf zum Euro-Partner Philips befindet, stellt heraus: "Wir haben in dieser langen Zeit schon viele gute Zeiten, aber auch die Weltmeisterschaften 1994 und 1998 mitgemacht. Es gibt immer ein Auf und Ab, das kennen wir aus Erfahrung. Aber wir wissen natürlich schon zwischen einer sportlichen und einer strukturellen Misere zu unterscheiden."

(RPO Archiv)
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