Moskau Ins All mit Putins Segen

Moskau · Russland bekommt einen neuen Weltraumbahnhof - wegen eines peinlichen Fehlers mit Verspätung.

Neuer Weltraumbahnhof: Ins All mit Segen von Wladimir Putin
Foto: Weber

Wladimir Putin geht auf Nummer sicher. Zur Eröffnung des neuen russischen Weltraumbahnhofs reist der Kremlchef heute wohl nicht nach Wostotschni im russischen Fernen Osten. Bei Baubeginn hatte der Präsident das Prestigeobjekt der Raumfahrtnation noch zur persönlichen Chefsache erklärt.

Der erste Start einer "Sojus"-Trägerrakete von russischem Boden aus - der bisher von Moskau benutzte Weltraumbahnhof Baikonur liegt in Kasachstan - war für heute Morgen, 5.01 Uhr Moskauer Zeit anberaumt. Das Drehbuch sah vor, dass der Präsident per Knopfdruck von der Hauptstadt aus die mit drei Satelliten bestückte Rakete ins All schickt. Das Kalkül: Bei Komplikationen wäre Wladimir Putin zumindest nicht vor Ort. Die Kreml-Garde zieht es vor, den Chef von potenziellen Misserfolgen fernzuhalten.

Ursprünglich war der Countdown schon für Ende Dezember vorgesehen. Bauprobleme ließen den Termin aber bereits im Herbst als unrealistisch erscheinen. Putin selbst sagte damals, es sei in Ordnung, wenn die Einweihung zum Tag des Kosmonauten stattfinde. Der war allerdings schon am 12. April. An diesem Tag erinnert sich Russland an Juri Gagarin, der zur Verblüffung der USA den Amerikanern ins All vorausflog. Seither ist die Raumfahrt Stolz und Aushängeschild russischer Leistungsfähigkeit. Russland war und ist überzeugt, den USA im All ein Stück voraus zu sein. Das schwingt in den Worten Igor Komarows mit, der die Raumfahrtbehörde Roskosmos leitet: "Wostotschni verkörpert alles, was der Mensch im 21. Jahrhundert leisten kann."

Ausgerechnet das Prunkstück russischer Ingenieurskunst war ein Grund der Verzögerung: ein mobiler Versorgungsturm, der sich von außen um die Rakete schiebt und erlaubt, Startvorbereitungen im geschützten Raum vorzunehmen. Nicht unwichtig bei Außentemperaturen von bis zu minus 50 Grad. Nur war der Turm zu klein für die 52 Meter hohe Rakete, die schon fertig in der Montagehalle lagerte.

Der neue Weltraumbahnhof - Gesamtkosten: rund vier Milliarden Euro - soll Russland unabhängig machen. Bislang zahlte es Kasachstan für den alten Bahnhof Baikonur 100 Millionen Euro Miete im Jahr. Angesichts angespannter nachbarschaftlicher Beziehungen fürchtet der Kreml indes, dass die Kasachen den Zugang blockieren könnten. Das gilt als ein treibendes Motiv für den Neubau. Allerdings wird Wostotschni gleich nach dem Debüt wieder seine Tore schließen. Der nächste Start ist nicht vor 2017 zu erwarten. Die endgültige Inbetriebnahme ist erst für 2018 vorgesehen.

(RP)
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