CDU-Vorsitzende zeigt sich ehrgeizig Merkel: Deutschland reif für eine Kanzlerin

Berlin (rpo). Frauen an die Macht - das findet offenbar auch die CDU-Vorsitzende Angela Merkel. Sie hält Deutschland "im Grundsatz" reif für eine Kanzlerin. In Umfragen liegt allerdings Edmund Stoiber von der CSU vorn.

Die deutsche Gesellschaft sei "im Grundsatz" reif für eine Kanzlerin, sagte Merkel dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Die Parteichefin wollte sich nicht ausdrücklich zu ihren Ambitionen auf eine Kanzlerkandidatur äußern: "Ähnlichkeiten und Bezüge zu lebenden Personen wären jetzt aber rein zufällig." Sie fügte jedoch hinzu: "Ich möchte am Ende des Jahres 2001 nicht am Ende meines politischen Weges sein."

Unterdessen festigte Merkels Rivale, der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Edmund Stoiber, seinen Umfrage- Vorsprung im Rennen um die Kanzlerkandidatur. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitut Emnid im Auftrag des Nachrichtensenders n- tv lag er zum Jahresende mit 50 Prozent vor Merkel, die 33 Prozent erreichte. Anfang 2001 lag Merkel bei der Frage nach dem bevorzugten Unions-Kanzlerkandidaten noch mit 44 zu 43 Prozent vorn. Stoiber überrundete sie im Mai mit 48 zu 30 Prozent.

Der Vorsitzende der CDU-Sozialausschüsse, Hermann-Josef Arentz, forderte seine Partei auf, sich inhaltlichen Fragen zuzuwenden, statt dauernd über die Frage der Kanzlerkandidatur zu debattieren. CDU und CSU müssten die Bundesregierung vor allem in den Bereichen Arbeitsmarktpolitik und soziale Gerechtigkeit angreifen, sagte Arentz im Deutschlandfunk. Dabei sei es für die Siegchancen der Union gleichgültig, ob CDU-Chefin Merkel oder der CSU-Vorsitzende Stoiber im Wahlkampf gegen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) antrete.

Merkel wollte nicht auf Spekulationen eingehen, wonach sie sich mit Stoiber bis zum 20. Januar einigen wolle, wer als Herausforderer von Kanzler Schröder antritt. "Edmund Stoiber und ich machen Anfang des Jahres einen Vorschlag." Diese Absprache gebe beiden Parteivorsitzenden eine relativ große Verantwortung in die Hand. "Ich bin mir dieser Verantwortung durchaus bewusst", sagte Merkel.

Seit ihrem Amtsantritt habe sich in der CDU das Gefühl verstärkt, dass die Union die Bundestagswahl 2002 gewinnen könne, sagte Merkel. Im Wahlkampf wolle sie sich vor allem um die Rentner und die Frauen zwischen 30 und 50 Jahren bemühen.

Altkanzler Helmut Kohl, der seine Partei im Zuge der Spendenaffäre in große Probleme gebracht hatte, sei nach wie vor "sehr wichtig für die Identität der CDU". Zigtausende Parteimitglieder sähen ihre politische Leistung eng mit Kohl verbunden. "Es wäre völlig falsch, das nicht zu achten", sagte Merkel. "Wo er Fehler gemacht hat, haben wir sie benannt. Und es ist klar, dass die operative Tagespolitik von einer anderen Generation gestaltet wird." Heute habe sie ein gutes Verhältnis zu Kohl, und sie "frage ihn auch um Rat".

In der CDU-Spitze herrsche ein Klima der "verantwortungsvollen Gespanntheit", sagte Merkel vor dem Hintergrund der Debatte um die Kanzlerkandidatur. Seit ihrem Amtsantritt nehme "das Gefühl für die Gesamtverantwortung mit der Nähe zum Wahltermin" zu. Sie fühle sich nicht einsam in der CDU-Führung: "An der Spitze der CDU muss ich natürlich bestimmte Entscheidungen allein treffen und sie dann auch verantworten. Das ist aber etwas anderes als Einsamkeit."

(RPO Archiv)
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