Talk bei „Markus Lanz“ So haben SZ-Journalisten das Ibiza-Video zum ersten Mal gesehen

Düsseldorf · Geheimer Ort, spezielle Folien-Brillen: Frederik Obermaier und Bastian Obermayer, die Journalisten des Ibiza-Videos, sprechen bei Markus Lanz darüber, auf welche Weise sie das Material zum ersten Mal sahen.

 Frederik Obermaier und Bastian Obermayer waren am Dienstagabend zu Gast bei Markus Lanz.

Frederik Obermaier und Bastian Obermayer waren am Dienstagabend zu Gast bei Markus Lanz.

Foto: Screenshot ZDF

Es hört sich an wie eine Art Science-Fiction-Thriller: An einem unbekannten Ort werden zwei Journalisten vor einen Laptop gesetzt. Was sie sehen, ist nur ein weißer Bildschirm. Erst mit speziellen Brillen offenbart sich ihnen ein politischer Skandal.

Die zwei Journalisten der „Süddeutschen Zeitung“, Bastian Obermayer und Frederik Obermaier, erzählten am Dienstagabend bei Markus Lanz, unter welchen Umständen sie zum ersten Mal das Ibiza-Video gesehen haben.

In dem Video sind die FPÖ-Politiker Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus im Juli 2017 auf Ibiza zu sehen. Mit einer angeblichen russischen Milliardärsnichte wollen sie dort einen Deal aushandeln: Sie wollen Wahlkampfhilfe, im Gegenzug bekommt sie öffentliche Aufträge.

Die Wahrheit in Häppchen

Vor einigen Monaten hätten sie zum ersten Mal von dem Video erfahren. Zuerst durfte Bastian Obermayer ein etwa 15-minütiges „Best of“ sehen, einige Zeit später habe man sich dann an einem sicheren Ort getroffen, „den auch wir bestimmt haben“, sagt Frederik Obermaier.

Dort hätten sie dann die Aufzeichnungen in voller Länge angeschaut – sechs Stunden dauert das Hauptvideo. Als Vorsichtsmaßnahme mussten die Journalisten Brillen tragen, auf die eine bestimmte Folie geklebt war. Erst als sie diese aufsetzten, konnten sie Bewegtbilder auf dem sonst weißen Bildschirm erkennen. So sollte verhindert werden, dass das Video mitgefilmt wird.

Sie haben sich dazu entschieden, nur Teile der Aufzeichnungen zu veröffentlichen, da nicht alles von öffentlichem Interesse sei. Strache rede beispielsweise eine Stunde lang über seine Vision einer Weltkrise.

Warum erfuhren zuerst deutsche Medien von dem Video? Der Grund dafür war, dass die Quelle nicht an die Verschwiegenheit österreichischer Medien glaubte, erklärte Bastian Obermayer. Denn zwischen dem Erhalt solchen Materials und einer Veröffentlichung verstreiche etwas Zeit. Und in der Tat gab es in Österreich schon vor Monaten Gerüchte über die Existenz solcher Aufnahmen.

Dreckige Fußnägel sind nichts für reiche Frauen

„Das ist kein Fake“, habe Johann Gudenus den nun Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache immer wieder beruhigen müssen. Denn dieser wird gleich zweimal an diesem Abend auf Ibiza stutzig.

Strache fällt auf, dass er und Gudenus nie einen Pass der angeblichen Oligarchen-Nichte aus Russland gesehen haben. Dann sind da noch ihre schmutzigen Fußnägel. „Die sind nicht so sauber, wie er denkt, dass die Fußnägel einer sehr reichen Frau sein sollen“, sagte Bastian Obermayer. Auch hier solle ihn Gudenus weiter beruhigt haben. Gudenus Frau, die neben Strache auf dem Sofa sitzt, habe ebenfalls mehrmals vor einer Falle gewarnt.

„Es ist ein bisschen zu gut, um zu stimmen“

Die Journalisten haben damit gerechnet, dass Strache und Gudenus die Echtheit des Videos abstreiten werden. Sie dachten zunächst: „Es ist ein bisschen zu gut, um zu stimmen.“ Doch das Ergebnis war: „A’ besoffene G’schicht“. So bezeichnete Strache die Vorkommnisse auf Ibiza.

Um einen Fake auszuschließen, habe man sogar Ohrengutachten von Gudenus und Strache anfertigen lassen. Vergleiche mit anderen öffentlichen Aufnahmen seien erfolgt.

Geld sei nie geflossen, das gelte auch für die Journalisten des „Spiegel“. Außerdem seien sie frei in der Entscheidung gewesen, wann und wie sie über die Aufzeichnungen berichten.

Ibiza als Urlaubs-Destination der FPÖ-Freunde

Bei Lanz zu Gast war auch die österreichische TV-Moderatorin Corinna Milborn. „Sie haben das sehr sehr gut aufbereitet“, lobt Milborn die Arbeit der SZ-Journalisten. Sie berichtete auch darüber, dass Gudenus und Strache gute Freunde seien und sich bereits als Jugendliche in einer Bruderschaft kennengelernt haben. Außerdem sei Ibiza die „Urlaubs-Destination der FPÖ-Freunde“.

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