Fotos Wer ist wer in der Ibiza-Affäre?
Ein heimlich aufgenommenes Video von Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache hat die Regierungskoalition in Österreich gesprengt und Neuwahlen ausgelöst. Wir erklären, wer die Akteure in der sogenannten Ibiza-Affäre sind.
Heinz-Christian Strache
War Vizekanzler und Chef der rechtspopulistischen FPÖ, bis ihn das Ibiza-Video zu Fall brachte. In dem Video ist unter anderem zu hören, wie Strache der vermeintlichen Nichte einer russischen Investorin im Gegenzug für Einflussnahme auf die österreichische "Kronen Zeitung" Staatsaufträge in Aussicht stellt. Nach Bekanntwerden des Videos legte Strache alle Ämter nieder. Strache hatte die 2005 am Boden liegende Partei zu zahlreichen Wahlerfolgen geführt. Dem 49 Jahre alten gelernten Zahntechniker wurde eine zeitweilige Nähe zur Neonazi-Szene zugeschrieben. In den vergangenen Jahren hat er deutlich gegen Antisemitismus Stellung bezogen.
Johann Gudenus
Ist ebenfalls in dem Ibiza-Video zu sehen. Er war es, der den Kontakt zwischen Strache und dem Lockvogel (der vermeintlichen Oligarchen-Nichte) vermittelte. Gudenus hat gute Kontakte nach Russland, spricht fließend Russisch. Er war bis zu seinem Rücktritt im Zuge der Affäre Fraktionschef der FPÖ. Gudenus gilt als Hardliner und politischer Ziehsohn Straches. Beide kennen sich seit vielen Jahren. In der Burschenschaft "Vadalia" war Gudenus der "Leibfuchs" Straches, das heißt, Strache übernahm für ihn die Rolle eines Mentors.
Philippa Strache (rechts im Bild)
Die Ehefrau von Hans-Christian Strache. Bei ihr hat sich Strache in seinem Rücktritts-Statement entschuldigt. Der Ex-Vizekanzler gibt an, er habe viele der fragwürdigen Aussagen auch deshalb getätigt, weil er die attraktive Oligarchen-Nichte habe beeindrucken wollen. Unter anderen fällt im Video der Satz: „Bist du deppert, die ist scharf.“ Philippa Strache hat am Neujahrstag einen Sohn zur Welt gebracht. „Ich stehe unter Schock und muss mich und meine Gedanken erst richtig sammeln“, sagte sie am Montag dem Boulevardblatt „Heute“.
Sebastian Kurz
Der 32-jährige Bundeskanzler ist mit einem Experiment nach nur 18 Monaten krachend gescheitert: Ein Bündnis seiner ÖVP mit der FPÖ. Er wurde für die Koalition als jemand kritisiert, der den Rechtspopulisten das Tor zur Macht aufgestoßen hat. Mit der neuen Distanzierung von der FPÖ hofft er auf gute Chancen bei Neuwahlen. Kurz gilt als äußerst kontrolliert, als jemand, der kaum Fehler macht. Nun kämpft er dagegen an, dass die Krise sein Image des Sieger-Typs beschädigt.
Norbert Hofer
Ist der neue starke Mann der FPÖ. Der nach einem schweren Paragleiter-Unfall gehbehinderte Politiker gilt als das eher sanfte Gesicht der Freiheitlichen. Zugleich ist der 48-Jährige seit vielen Jahren einer der Chefideologen. Im Kabinett Kurz wurde er Verkehrsminister und setzte sich für eine Erhöhung des Tempolimits von 130 auf 140 Stundenkilometer auf zwei Autobahn-Teststrecken in Österreich ein. Bekannt wurde Hofer als FPÖ-Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten. Er unterlag 2016 im zweiten Wahlgang dem Grünen-nahen Alexander Van der Bellen mit 31.000 Stimmen. Das Foto zeigt ihn links mit van der Bellen (Archiv).
Herbert Kickl
Der Triathlet ist das Hirn der FPÖ. Als Generalsekretär organisierte er höchst erfolgreiche Wahlkämpfe. Die Kritik an der Zuwanderung packte er in Slogans wie „Daham statt Islam“. Als Innenminister im Kabinett Kurz setzte er um, was er seinen Anhängern versprochen hatte: einen rigiden Anti-Migration-Kurs. Die Asylzentren ließ der 50-Jährige demonstrativ in „Ausreisezentren“ umbenennen. Er polarisiert. Seine Fans schätzen ihn, seine Kritiker halten ihn für brandgefährlich. Durch die Folgen der Ibiza-Affäre gewinnt Kickl in der FPÖ weiter an Einfluss.
Pamela Rendi-Wagner
Die 48-jährige Medizinerin könnte die Gewinnerin der Krise sein. Sie ist seit November 2018 die erste Frau an der Spitze von Österreichs Sozialdemokraten. Die ehemalige Gesundheitsministerin wirkt nicht immer wie eine Vollblut-Politikerin, ihr fehlt bisher die große Ausstrahlung. In den ersten Monaten ihrer Amtszeit war sie als Oppositionsführerin bemüht, aber letztlich blass. Bisher prallte ihre Kritik über die von der ÖVP-FPÖ-Koalition zu verantwortende „soziale Kälte“ an der Regierung ab. Künftig ist die SPÖ aber im Machtpoker wieder voll dabei.
(mit Material von dpa) Hier erfahren Sie mehr zum Ibiza-Skandal in Österreich.