Bundestagspräsident empört Thierse: Managergehälter sind obszön hoch
Osnabrück (rpo). Erneut hat Bundestagspräsident Wolfgang Thierse die Entwicklung der Managergehälter in Deutschland angeprangert. Teils seien die Einkommen "ins Obszöne" umgeschlagen. Der Bundestagspräsident fordert mehr Transparenz bei den Managereinkünften.
Erfolgreiche Manager sollten zwar gut verdienen, sagt er der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Aber es gibt Grenzen, wo auch ich sage: Jetzt schlägt's um ins moralisch Unanständige, ja sogar Obszöne", erklärte der SPD-Politiker. Wenn dies nicht auf freiwilliger Basis geschehe, müsse man "notfalls auch über gesetzliche Regelungen nachdenken".
Der Parlamentspräsident wies darauf, dass die Managergehälter vor 30 bis 40 Jahren in einem Verhältnis von 30 zu eins zu den Durchschnittseinkommen von Arbeitnehmern gestanden hätten. Jetzt liege die Relation bei 240 zu eins. "Das ist nicht mehr erklärbar und nicht akzeptabel, das steht in keinem Zusammenhang mehr mit wirklichen Leistungen", kritisierte Thierse. Selbst bei Firmen, die nicht erfolgreich seien, gebe es "wahre Exzesse an Gehaltssteigerungen".
Der SPD-Politiker verlangte, diese "Amerikanisierung unserer Unternehmenskultur" unbedingt zu stoppen. Neu belebt werden müsse stattdessen eine Kultur, die Unternehmen als eine gemeinschaftliche Anstrengung verstehe - "mit einer vernünftigen Teilhabe aller Beteiligten am Ertrag".
Thierse unterstrich, dies sei auch eine Frage des sozialen Friedens in Deutschland: "Solch dramatischen Verteilungsunterschiede, wie sie sich jetzt entwickeln, bekommen einer Gesellschaft nicht, weil sie dem mehrheitlichen Sinn für Gerechtigkeit widersprechen."