Nach Kritik an Afghanistan-Einsatz Merkel nimmt EKD-Chefin Käßmann in Schutz

Berlin (RPO). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann wegen ihrer umstrittenen Äußerungen zum Afghanistan-Einsatz in Schutz genommen. Sie teile die Auffassung der Bischöfin zwar nicht, verstehe aber auch die Aufregung darum nicht, sagte Merkel in einem Interview des Senders Phoenix. Kritik an Käßmann äußerte hingegen der SPD-Außenexperte Hans-Ulrich Klose.

Margot Käßmann: Frau voller Widersprüche
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Berlin (RPO). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann wegen ihrer umstrittenen Äußerungen zum Afghanistan-Einsatz in Schutz genommen. Sie teile die Auffassung der Bischöfin zwar nicht, verstehe aber auch die Aufregung darum nicht, sagte Merkel in einem Interview des Senders Phoenix. Kritik an Käßmann äußerte hingegen der SPD-Außenexperte Hans-Ulrich Klose.

"Ich sage jetzt, dass das meine Meinung nicht ist, aber dass ich auch manche Aufregung nicht so ganz verstehen kann, weil man mit unterschiedlichen Meinungen auch leben muss", sagte Merkel zu Phoenix. "Ich glaube, dass die Einmischung in aktuelle politische Fragen begrüßt werden sollte von der Politik", fügte sie hinzu. Die evangelische Kirche sei "selten zurückhaltend in ihrer Einschätzung von politischen Gegebenheiten". Insofern könne sie "mit einer solchen Meinungsäußerung sehr gelassen umgehen, weil ich mich auch nicht genötigt fühle, das alles zu teilen".

Klose sagte der "Bild"-Zeitung: "Frau Käßmann und die Kirche sollten das Wort Gottes verkünden." Einen schnellen Rückzug zu fordern, sei zu einfach gedacht. "Wenn wir heute abziehen, sind in sechs Wochen wieder die Taliban an der Macht." Käßmann hatte sich mehrfach kritisch zum Bundeswehreinsatz geäußert.

Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke äußerte Verständnis für den Bundeswehr-Einsatz. Gewalt und Unrecht müssten notfalls mit Gegengewalt gestoppt werden, schrieb der katholische Bischof in einem Beitrag für die "Bild"-Zeitung vom Donnerstag. "So ist ein militärischer Dienst in Afghanistan auch ein Zeichen von Sorge für die Schwachen, kann ein Zeichen der Nächstenliebe sein."

Die deutschen Anwälte der zivilen Opfer des von der Bundeswehr angeordneten Luftangriffs bei Kundus Anfang September einigten sich nach eigenen Angaben mit dem Bundesverteidigungsministerium "dem Grunde nach" über die Modalitäten einer Entschädigung. Der Rechtsbeistand Bernhard Docke sagte am Donnerstag in Bremen, beide Seiten seien sich einig, dass das Geld nur projektbezogen und nicht an einzelne Betroffene ausgezahlt werden solle.

Die Zahlungen sollten langfristig wirken und "der ganzen Dorfgemeinschaft" zu Gute kommen, sagte Docke. Zusätzlich soll es für die Betroffenen eine Art kurzfristiger akuter "Winternothilfe" in Form von Heizmaterial und ähnlichen Gütern geben. Nach Nato-Angaben waren bei dem Bombardement bis zu 142 Menschen getötet worden, darunter auch Zivilisten.

Die Bundesregierung will die jährliche Entwicklungshilfe für Afghanistan auf 250 Millionen Euro verdoppeln. Zudem soll die Zahl der Polizeiausbilder auf 200 steigen, wie der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestags, Ruprecht Polenz (CDU), der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vom Donnerstag sagte. Diese Angebote werde Deutschland auf der Afghanistan-Konferenz Ende Januar in London unterbreiten. Unklar sei noch, ob es Veränderungen beim Bundeswehrkontingent geben werde.

Der Kommandeur des deutschen Einsatzgebiets in Nordafghanistan, Brigadegeneral Frank Leidenberger, forderte von der Bundesregierung eine Aufstockung des deutschen Truppenkontingents. "Als Deutscher hoffe ich, dass meine Regierung mehr Soldaten in diese Region schicken wird, um die Sicherheitslage zu verbessern", sagte Leidenberger nach Informationen von "Spiegel Online".

(AFP/csi)
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