Winterhilfe für Angehörige Entschädigung für Kundus-Opfer

Bremen/Berlin (RPO). Die zivilen Opfer des Kundus-Bombardements sollen mit einer Art "Winterhilfe" entschädigt werden. Wie der Bremer Opferanwalt Karim Popal am Donnerstag in Bremen sagte, solle eine Soforthilfe von der Bundesregierung geleistet werden. Die Hinterbliebenen der Opfer erhielten in zwei bis drei Wochen Lebensmitteln, Decken, Brennholz und Bekleidung.

Kundus-Affäre: Hauptpersonen und offene Fragen
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Foto: AP

Popal war in der Nacht zu Donnerstag von seiner Reise aus Afghanistan zurückgekehrt, wo er nach eigenen Angaben Gespräche mit Vertretern des Bundesverteidigungsministeriums geführt hatte. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte, dass die Winterhilfe für Afghanistan vor allem "für die vom Luftschlag betroffenen Gebiete" bereitgestellt werde.

Die Absprache über die Winterhilfe sei in Kundus vom Verteidigungsministerium in Anwesenheit des PRT-Teams, einem Vertreter des Gouverneurs und Abgeordneten des Provinzrates sowie dem Anwalt Popal getroffen worden. Art und Höhe von Entschädigungen stünden aber noch nicht fest und seien "zum gegenwärtigen Zeitpunkt reine Spekulation". Es werde aber weitere Gespräche geben.

Popal sagte, über die langfristigen Projekte wie ein Waisenhaus, den Kauf von Ackerland für die Hinterbliebenen, eine Genossenschaft, in der Frauen Milchprodukte produzieren und verkaufen könnten, sowie eine Teppichknüpferei sei bei der jüngsten Reise nicht im Detail gesprochen worden. "Das haben wir auf weitere Gespräche verschoben", sagte Popal. Grundsätzlich sei er sich aber mit dem Verteidigungsministerium einig. Der Anwalt und Menschenrechtler betonte einmal mehr, dass die Hinterbliebenen in einem Land wie Afghanistan mit Geld wenig anfangen könnten. Außerdem bestehe die Gefahr, dass es bei ihnen wegen der Korruption nicht ankomme.

Popal wird die weiteren Verhandlungen mit dem Verteidigungsministerium um die Art und Höhe der Entschädigung für die Kundus-Opfer ab sofort gemeinsam mit dem früheren Anwalt des Guantánamo-Häftlings Murat Kurnaz, Bernhard Docke, führen. Docke wertete die beschlossene Soforthilfe als "wichtige Geste" der Bundeswehr, die durch die bisherigen Verhandlungen "stimuliert" worden sei. Dass er Popal künftig unterstützen werde, bedeute keinen Strategiewechsel. "Die Idee der Projektentschädigung halte ich für gut", sagte Docke.

Der NATO-Luftangriff auf zwei von Taliban gekaperte Tanklastwagen nahe Kundus wurde von einem Bundeswehr-Oberst angeordnet. Bei der Bombardierung durch US-Kampfjets kamen auch Zivilisten ums Leben. Popal geht davon aus, dass es bei dem Angriff insgesamt 179 zivile Opfer gab. Andere Quellen gehen von 14 bis 142 zivilen Opfern aus.

(DDP/awei)
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