Evangelische Kirche Käßmann plädiert für Rückzug aus Afghanistan

Hannover (RPO). Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Margot Käßmann, fordert eine rasche Beendigung des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan. Es sei zum Verzweifeln, dass wieder einmal das Militärische den Vorrang bekommen habe.

Margot Käßmann: Frau voller Widersprüche
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Die Soldaten sollten "möglichst bald" heimkehren, sagte sie der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". "Auch nach den weitesten Maßstäben der Evangelischen Kirche in Deutschland ist dieser Krieg so nicht zu rechtfertigen, deshalb muss die gewalttätige Auseinandersetzung möglichst rasch beendet werden", forderte die Landesbischöfin von Hannover.

Einen Abzug der Militärseelsorger als Zeichen der Kirche lehnte sie aber ab, da die Geistlichen wichtige Seelsorger der Soldaten blieben. "Hier wird kein Krieg abgesegnet, sondern werden Menschen begleitet."

Es sei aber "zum Verzweifeln", dass in der Afghanistan-Auseinandersetzung "wieder einmal das Militärische den Vorrang" bekommen habe vor allen anderen Mitteln, meinte Käßmann. So müsste beispielsweise der Waffen- und Drogenhandel, der den Terror finanziere, unterbrochen werden. Auch mit den Taliban müsse man Gespräche wagen.

In einem Beitrag für die "Neue Presse" in Hannover schreibt Käßmann, dass Frieden - also die zentrale Weihnachtsbotschaft - noch immer nicht überall Realität ist, dass es allein seit Ende des Zweiten Weltkrieges mehr als 230 Kriege gegeben habe und immer noch Kriege stattfänden. "Was in Afghanistan passiert, können wir nicht beschönigen, dort herrscht Krieg", dort gebe es "Unrecht und Gewalt". Sie hätte sich gewünscht, "den zivilen Möglichkeiten absoluten Vorrang beim Aufbau von Frieden zu geben". Die EKD-Vorsitzende: "Krieg und Gewalt dürfen niemals Normalität werden."

Einen offiziellen Termin für einen Abzug aus Afghanistan gibt es nicht. In der Bundesregierung wird aber verstärkt über eine so genannte Exit-Option, eine Abzugsperspektive diskutiert. Das wird auch Thema bei der Nato-Konferenz Ende Januar sein. US-Präsident Barack Obama hat einen Abzug ab 2011 in Aussicht gestellt, die Truppen aber zunächst massiv verstärkt.

Anders als Obama spricht Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen bisher nicht von einem Termin für einen Truppenabzug. Die internationale Gemeinschaft werde der afghanischen Bevölkerung so lange zur Seite stehen, bis diese selbst für ihre Sicherheit sorgen könne, sagte Rasmussen bei einem Besuch in Kabul.

(apd/pst)
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