Ein Jahr danach Chemnitzer Oberbürgermeisterin sagt Podiumsdiskussion wegen AfD-Gast ab

Chemnitz · Vor einem Jahr sorgte Chemnitz nach dem Mord an einem Deutsch-Kubaner für Schlagzeilen. Rechte marschierten auf, Linke demonstrierten. Jetzt sollte eine Podiumsdiskussion stattfinden und das Thema behandeln. Die Oberbürgermeisterin wird daran allerdings nicht teilnehmen.

 Vor einem Jahr befand sich Chemnitz ein einem Ausnahmezustand.

Vor einem Jahr befand sich Chemnitz ein einem Ausnahmezustand.

Foto: dpa/Ralf Hirschberger

Die Chemnitzer Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig hat ihre Teilnahme an einer für nächsten Donnerstag geplanten Podiumsdiskussion des MDR abgesagt. Grund dafür ist ein Teilnehmer, der von der AfD kommt.. Das bestätigte Stadtsprecher Matthias Nowak dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Donnerstag in Chemnitz. Ludwig habe auf die Tatsache reagiert, dass der MDR der zur selben Diskussion in Chemnitz auch den Neonazi Arthur Österle eingeladen hat. „Mit einem bekannten Neonazi setzt man sich nicht aufs Podium“, sagte Nowak, „da ist ein rote Linie überschritten.“

Der MDR hatte die Oberbürgermeisterin zu einer Diskussion mit den Protagonisten zum Film „Chemnitz - ein Jahr danach“ eingeladen. Ludwig hatte ihr Kommen zunächst zugesagt. Danach wurde bekannt, dass Österle ein offenbar bekennenden Neonazi ist. Er war vom MDR als AfD-Mitglied und Chefordner bei den von „Pro Chemnitz“ organisierten Demonstrationen vor einem Jahr angekündigt worden.

Die Oberbürgermeisterin sei nicht davon ausgegangen, dass der MDR sie auf ein Podium platziert, an dem ein Neonazi teilnimmt, sagte Nowak. Insofern habe ihre Zusage unter anderen Voraussetzungen gestanden. Die SPD-Politikerin halte es für falsch, Österle ein Podium zu bieten. Ob der MDR weiter an der Veranstaltung festhält, war zunächst noch unklar.

In Chemnitz war am 26. August 2018 am Rande des Stadtfestes ein 35 Jahre alter Deutsch-Kubaner im Streit erstochen worden. Der tödliche Vorfall löste eine Reihe ausländerfeindlicher Proteste in der Stadt aus, die bundesweit für Aufsehen sorgten. Zudem führte die politische Bewertung der Proteste zu einer Krise in der Bundesregierung und zur Versetzung von Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen in den einstweiligen Ruhestand.

Ein Jahr nach den Ausschreitungen laden Chemnitzer Kirchgemeinden am 26. August zu einem Ökumenischen Friedensgottesdienst in die Stadtkirche St. Jakobi ein.

(mja/epd)
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