Bizarre Mitteilungen im Internet Zwischen Dschihad und Heimweh

Tausende der islamistischen Isis-Kämpfer in Syrien und im Irak stammen aus dem Westen. Ihr Krieg gilt der westlichen Kultur. Doch viele vermissen offenkundig die Bequemlichkeiten der früheren Heimat. In sozialen Netzwerken posten Dschihadisten Bilder von Pizza, Schokoriegeln und Kätzchen, unterlegt mit wehmütigen Kommentaren.

Was Dschihadisten im Netz posten
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Foto: Screenshot

Mehrere tausend Kämpfer in Syrien und im Irak stammen nach dem, was man mittlerweile weiß, aus westlichen Ländern. Dort sind sie aufgewachsen und sozialisiert, bis sie sich irgendwann verfingen im Spannungsfeld aus Fundamentalismus und westlichen Werten. Auch in Deutschland ist eine beachtliche Szene herangewachsen. Mehrere Hundert sollen es sein, die inzwischen in den Kampf gezogen sind.

Im "Heiligen Krieg" ziehen sie im Namen des Koran gegen den Westen zu Felde, in dem sie groß geworden sind. Nun hantieren sie mit gefährlichen Waffen und stehen unmittelbar in Verbindung mit den Gewaltexzessen und Gräueltaten, wie sie Isis-Kämpfer zuletzt im Irak begangene haben sollen.

#CatsofJihad

So brutal die Krieger in Syrien und Irak vorgehen, so kindlich-unreif wirkt das Gemüt, das einige Dschihadisten im Internet offenbaren. Dort posten sie Bilder und Mitteilungen, die auf bizarre Weise den "Heiligen Krieg" mit Symbolen westlicher Lebensweise vermischen. Ein Bild eines Nutzers namens Abu Muhajir zeigt zum Beispiel eine Reihe frisch gebackener Pizzen. "Ich vermisse dich, alter Freund", hat er darunter geschrieben.

Ein anderes Bild zeigt einen Schokoriegel, dazu dankt "Life of Mujahid" Allah dafür, so etwas Leckeres in die Finger bekommen zu haben. Offensichtlich freuen sie sich schon über vermeintliche Kleinigkeiten wie eine Dose Coca Cola oder ein paar Süßigkeiten. "In der Heimat nur bunte Schokolade. Im Dschihad Gold", hat ein Nutzer unter ein Foto von bunten Schoko-Bonbons geschrieben.

Noch bizarrer muten die Bilder unter dem Hashtag #CatsofJihad an — Katzen des Dschihad. Darunter sind in mehreren Aufnahmen kleine Kätzchen mit großen Augen zu sehen, bei denen das Internet traditionell in kollektive Verzückung gerät. Hier aber kuscheln sich die süßen Tiger an automatische Waffen. "Kleiner Mudschaheddin", heißt es darunter. Der Kontrast zwischen Brutalität und naiver Gedankenwelt, er könnte kaum größer sein.

Die meisten sind fast noch Kinder

Inwieweit die Nutzer, die hinter den bizarren Bildern stehen, auch tatsächlich in den Kriegsgebieten aktiv sind, lässt sich kaum einschätzen. "Ein Fremder. Derzeit Kämpfer in Syrien, um die Welt Allah zur größten zu machen", schreibt einer in seinem Profil. Die meisten, so viel ist sicher, unterstützen aufrichtig das Anliegen der Kämpfer, nutzen ihr Vokabular und sind oftmals sogar im Besitz tödlicher Waffen. Vereinzelt sind auch Bilder zu finden, in denen die Kämpfer ihren Namenszug aus Patronen gelegt und abfotografiert haben.

Der deutsche Verfassungsschutz geht davon aus, dass die meisten zwischen 18 und 28 Jahre alt sind. Derweil rückten die radikal-islamischen Kämpfer Im Irak am Mittwoch weiter vor und griffen die größte Raffinerie des Landes an.

Die Aufständischen seien in den Raffineriekomplex von Baidschi in der Provinz Salaheddin nördlich von Bagdad eingedrungen, sagte ein Behördenvertreter. Die Sicherheitskräfte versuchten, sie zurückzuschlagen.

(pst)
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