Serie Was wurde aus ... Monica Lewinsky?

Washington · Immer wieder geraten selbst aufsehenerregende Ereignisse oder Personen nach einiger Zeit aus dem Fokus der Medien. In lockerer Folge widmet sich unsere Redaktion solchen "vergessenen" Themen. Diesmal gehen wir der Frage nach, was aus der berühmtesten Praktikantin der Welt wurde.

 Monica Lewinsky - seit ihrer Rolle als Geliebte des US-Präsidenten Bill Clinton ist sie abgetaucht.

Monica Lewinsky - seit ihrer Rolle als Geliebte des US-Präsidenten Bill Clinton ist sie abgetaucht.

Foto: AP

Neulich soll sie in einem Menschenpulk in Los Angeles gesichtet worden sein. Es gibt ein Foto, das zeigt Monica Lewinsky mit Schirmmütze, traurigen Augen, herabgezogenen Mundwinkeln und hochgeschlossener Jacke, von Glamour nicht die geringste Spur. Der "National Enquirer", ein sehr schrilles Boulevardblatt, schrieb passend zu dem Bild von einer vereinsamten, verbitterten Frau ohne Freunde, "a social pariah", einer sozialen Außenseiterin. Wer weiß, ob überhaupt die richtige Monica Lewinsky zu sehen war auf dem Foto. An Doppelgängerinnen mangelt es bekanntlich nicht. Die berühmteste Praktikantin der Welt, kann man sagen, ist erfolgreich abgetaucht.

1995 hatte sie nach dem College-Abschluss ein unbezahltes Praktikum im Weißen Haus angetreten, für junge Amerikaner mit politischen Ambitionen ein Traum, die erste Sprosse einer potenziell steilen Karriereleiter. Schlagartig berühmt wurde sie, als 1998 ihre Affäre mit dem damaligen Präsidenten Bill Clinton ans Licht kam. Von Clintons Stab ins Pentagon versetzt, hatte sie einer Ministerialbeamtin namens Linda Tripp haarklein erzählt, was sich im Weißen Haus zugetragen hatte, vom "presidential sex" bis hin zu Samenspuren auf einem Kleid.

Die Republikanerin Tripp, der Demokratischen Partei in inniger Feindschaft verbunden, begann die Gespräche irgendwann aufzuzeichnen. Dann verständigte sie Kenneth Starr, den Sonderermittler, der lange zurückliegende, angeblich undurchsichtige Immobiliengeschäfte der Clintons unter die Lupe nahm. Der Präsident leugnete zunächst, auch unter Eid. Schließlich gab er einen "unangemessenen intimen Kontakt" zu. Die Lügen, mit denen er das Geschehene monatelang vertuschen wollte, kosteten ihn beinahe das Amt. Das Repräsentantenhaus in Washington hatte dem Amtsenthebungsverfahren wegen Meineids bereits zugestimmt. Im Senat, wo eine Zweidrittelmehrheit notwendig gewesen wäre, scheiterte es 1999 nach 21 Verhandlungstagen.

Nach Erfolglosigkeit Rückzug aus der Öffentlichkeit

Und Lewinsky? Anfangs versuchte sie, klingende Münze aus ihrem plötzlichen Ruhm zu schlagen. Ein Buch aus ihrer Feder, "Monica Speaks", gedruckt im November 1998, wurde jedoch kein großer Erfolg. Für kurze Zeit warb sie als offizielle Sprecherin für die Schlankheitskuren der Marke Jenny Craig. Unter dem Label "The Real Monica" verkaufte sie Handtaschen, deren Schlaufen und Schnallen sie in den originellsten Boutiquen New Yorks persönlich aussuchte. Außerdem trat sie in diversen Talkshows auf und wagte 2003 einen Ausflug ins Reality-TV-Geschäft. Allerdings wurde sie bereits nach einer Staffel abgesetzt, die Show "Mr. Personality", in der sich eine Frau unter 20 Junggesellen einen Partner aussuchen sollte, ohne die Gesichter der Kandidaten zu sehen.

"Ich bin bekannt für etwas, für das man nicht gern bekannt ist", hat Lewinsky einmal gesagt. Später führte die Erkenntnis dazu, dass sie sich vollkommen aus der Öffentlichkeit zurückzog, zumindest aus der amerikanischen. 2005 zog sie an die Themse, um an der London School of Economics Sozialpsychologie zu studieren. Im Dezember 2006 erhielt sie ihren Master-Titel. Das Thema der Abschlussarbeit: "Auf der Suche nach dem unparteiischen Geschworenen: Eine Untersuchung des Drittpersoneneffekts und der Öffentlichkeit vor dem Gerichtsverfahren". Heute soll die 39-Jährige im US-Bundesstaat Oregon am Pazifik leben, in Portland, der heimlichen Hauptstadt des alternativen Amerika.

(RP/felt/das)
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