Wie die Staaten in der Region Einfluss nehmen In Syrien geht es um mehr als nur ein Land

Damaskus · Das Blutvergießen in Syrien geht weiter, doch eine UN-Resolution gibt es noch immer nicht. Nun dringen die arabischen Staaten auf eine solche. Sie haben ihre ganz eigenen Interessen an dem Land – so wie viele andere Staaten auch. Und das macht deutlich: In Syrien geht es nicht mehr allein um den Konflikt eines einzelnen Landes.

Baschar Al-Assad – vom Hoffnungsträger zum Zyniker
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Das ist Baschar Al-Assad

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Das Blutvergießen in Syrien geht weiter, doch eine UN-Resolution gibt es noch immer nicht. Nun dringen die arabischen Staaten auf eine solche. Sie haben ihre ganz eigenen Interessen an dem Land — so wie viele andere Staaten auch. Und das macht deutlich: In Syrien geht es nicht mehr allein um den Konflikt eines einzelnen Landes.

Russland und China sperren sich seit Monaten gegen eine Resolution in der UN-Vollversammlung. Gerade bei Russland spielen geostrategische Interessen eine Rolle, haben sie doch in Tartus den einzigen militärischen Stützpunkt im Mittelmeer. Doch es sind nicht nur die großen Staaten, die ein gewisses Interesse an der weiteren Entwicklung haben, sondern es sind auch die Staaten in der arabischen Region.

Es geht um Einfluss, es geht um Macht und es geht vor allem um die Vorherrschaft religöser Gruppen. Der Konflikt, der sich in Syrien im Kleinen zeigt, beherrscht die arabische Region schon seit Ewigkeiten: der Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten. In Syrien selbst machen die Sunniten Dreiviertel der Bevölkerung aus. Doch an der Macht ist Baschar al-Assad, ein Alawit. Und die Alawiten sind eine Abspaltung der Schiiten.

Iran setzt auf die Schiiten

Aus diesem Grund haben viele Experten von vornherein einen Unterschied in Syrien zu den anderen arabischen Revolutionen wie etwa in Tunesien gesehen. Denn zwischen Damaskus und Aleppo geht es eben vermehrt um jenen religösen Konflikt und dass die sunnitischen Bevölkerungsmehrheit von den Alawiten unterdrückt wird.

Doch mit dem immer blutiger werdenden Bürgerkrieg kommt auch für die Nachbarländer die Frage auf, was denn geschieht, sollte Assad stürzen. Kommen dann die Sunniten an die Macht? Insbesondere die Länder, die schiitisch geprägt sind, schauen dabei kritisch auf die Entwicklung in Syrien. Das betrifft vor allem den Iran und seinen stärksten Verbündeten, die Hisbollah im Libanon.

Auch im mehrheitlich schiitisch geprägten Irak ist diese Bevölkerungsgruppe seit dem Sturz des sunnitischen Diktators Saddam Hussein an der Macht. Die Interessen insbesondere des Iran liegen dementsprechend darin, dass diese schiitische Achse nicht auseinanderbricht.

Markus Kaim, Leiter der Forschungsgruppe Sicherheitspolitik bei der Stiftung Wissenschaft und Politik, sieht denn auch keinen reinen syrischen Konflikt, wie er im Interview mit dem Deutschlandfunk erklärte. "Hinter diesen Konflikten stehen ja häufig Stellvertreter: in der Regel auf der sunnitischen Seite Saudi-Arabien, auf der schiitischen Seite Iran."

Golfstaaten unterstützen Sunniten

Man könne keinen rein lokalen oder nationalen Konflikt identifizieren, sondern diese Gruppen erhielten politisch, militärisch und finanziell in unterschiedlichen Graden die Unterstützung durch externe Akteure.

Wie die "Basler Zeitung" schreibt, erhalten etwa die Revolutionäre in Syrien Waffen und Munition von den Golfstaaten Katar und Saudi-Arabien, die wiederum ihre Hoffnung darauf setzen, dass die Sunniten in der Region die Oberhand gewinnen. Sie haben auch die Oberhand in der arabischen Liga, weswegen es nicht verwundert, dass sie sich nun für eine UN-Resolution einsetzen.

Doch genau dieses Problem eines Stellvertreterkrieges dürfte den Konflikt in Syrien länger andauern lassen als ohnehin schon und möglicherweise auch blutiger. Denn durch Unterstützung von außen, egal von welcher Seite, werden beide Seiten auf- und nachgerüstet. Am Ende leidet darunter aber vor allem eine Gruppe: die der Zivilisten.

(das)
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