Möglicherweise 15 Opfer Islamisten schießen Briten ab

London/Bagdad (rpo). Militante Islamisten bekannten sich zu dem Abschuss eines britischen Transportflugzeugs. Möglicherweise fünfzehn Menschen starben bei dem Beschuss der britischen Maschine am Sonntag. Die Briten sprechen von dem schwerwiegensten Zwischenfall seit Beginn des Irak-Krieges. Eine Zeitung geht von einer Bombenexplosion aus.

Die irakische Gruppe Ansar al Islam erklärte in einer am Sonntag im Internet verbreiteten Mitteilung, ihre Kämpfer hätten das niedrig fliegende Flugzeug mit einer Panzerabwehrrakete abgeschossen. Nach US-Angaben war die Maschine vom Typ C-130 Hercules auf dem Weg von Bagdad nach Balan.

Briten und Amerikaner haben sich bislang nicht zur Absturzursache geäußert. Der britische Außenminister Jack Straw erklärte am Montag, es handele sich dabei um den schwerwiegendsten Zwischenfall mit britischen Truppen seit Beginn des Irak-Kriegs. Die britische Nachrichtenagentur PA berichtete unter Berufung auf Militärkreise, es seien etwa zehn, aber höchstwahrscheinlich nicht mehr als 15 Soldaten ums Leben gekommen sein.

Zeitung: Bombe an Board explodiert

Das im Irak abgestürzte britische Militärflugzeug ist laut einer Zeitung möglicherweise durch eine Bombe gesprengt worden. Die Hercules-Maschine sei in einer Höhe von 4.500 Metern explodiert, berichtete die "Sun" am Dienstag unter Berufung auf einen "ranghohen Eingeweihten aus dem Verteidigungsministerium". Dies sei zu hoch, als dass die Explosion durch eine Rakete ausgelöst worden sein könnte. "Jemand könnte eine Bombe in das Flugzeug gebracht haben, als es in (der irakischen Hauptstadt) Bagdad auftankte."

Ein ranghoher US-Militär sagte dagegen am Montagabend in Washington, es gebe "einige Hinweise" darauf, dass vom Boden aus Schüsse auf das Flugzeug abgegeben worden seien. Bislang könne das aber niemand bestätigen. Der arabische Fernsehsender El Dschasira hatte zuvor ein Video ausgestrahlt, das angeblich den Abschuss des britischen Transportflugzeuges vom Sonntag zeigt. In der Aufnahme war zu sehen, wie ein Finger auf einen Auslöser drückt, mit dem angeblich eine Rakete auf die Hercules abgefeuert wird. Die "Sun" schrieb, dass das Video zweifelhaft sei, weil die dort gezeigte Explosion bei bewölktem Wetter stattfinde, während die Maschine bei klarem Himmel abgestürzt sei.

Unter den zehn Angehörigen der britischen Armee, die dabei umkamen, war auch ein Australier. Der 35-jährige Paul Pardoel leistete seit zwei Jahren bei der britischen Luftwaffe Dienst und wollte noch in diesem Jahr in seine Heimat zurückkehren, wie seine Mutter in der australischen Stadt Melbourne dem Radiosender ABC sagte. "Sie hatten ein Haus in Canberra gekauft und wollten ein neues Leben anfangen, und es ist so traurig ausgegangen." Pardoel lebte seit einigen Jahren mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Großbritannien. Er ist der erste Australier, der seit Beginn des US-geführten Krieges im März 2003 im Irak ums Leben kam. Australiens Premierminister John Howard sprach den Angehörigen öffentlich sein Mitleid aus.

Blair reagiert auf Absturz

Der britische Premierminister Tony Blair hatte in einer Ansprache zu den Wahlen zuvor bestätigt, dass es Tote gegeben habe, aber keine Zahl genannt.

"Dieses Land und die Welt werden sie nie vergessen", sagte Blair in Würdigung ihres Einsatzes in Irak. "Wieder einmal wurde das Opfer deutlich, dass sie für dieses Land bringen."

Das Verteidigungsministerium hatte zuvor bestätigt, dass eine Transportmaschine vom Typ C-130 Hercules abgestürzt ist. Wie viele Soldaten an Bord waren, wurde nicht bekannt gegeben. Flugzeuge dieses Typs können bei drei bis sechs Mann Besatzung bis zu 128 Soldaten transportieren. Ein Ministeriumssprecher erklärte, die Maschine sei am Nachmittag 30 Kilometer nordwestlich von Bagdad abgestürzt. Nach US-Angaben liegen die Wrackteile über ein weites Gebiet verstreut. Die Maschine befand sich auf dem Weg von der irakischen Hauptstadt nach Balad.

Seit Beginn des Irak-Kriegs kamen nach britischen Militärangaben 76 britische Soldaten ums Leben. Beim Zusammenstoß von zwei Hubschraubern der Royal Navy über dem Persischen Golf wurden darüber hinaus am 22. März 2003 sechs britische Soldaten und ein US-Soldat getötet.

(ap)
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