Urnengang zwischen Angst und Freudentänzen Irak-Wahl: "Ich spüre die Freiheit, wir haben keine Angst!"

Bagdad (rpo). Wochenlang haben Terrorgrupen im Irak versucht, die Wahl im Bombenterror zu ersticken. Irakischen Rebellen betreiben eine Kampagne der Angst und Einschüchterung. Aber in der südlich von Bagdad gelegenen Kleinstadt Askan wirft sich Fathija Mohammed am Sonntag ihr Schleiergewand über und geht tapfer zum Wahllokal: "Das ist Demokratie."

Irak-Wahl: Wichtige Etappen zur Unabhängigkeit
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Weiter sagt die 50-Jährige mit hörbarem Stolz in der Stimme. "Das ist der erste Tag, an dem ich die Freiheit spüre." In Gebieten wie Askan, in denen Schiiten und Sunniten zusammenleben, ist die Wahlbeteiligung rege. Ebenso in den überwiegend schiitischen Städten wie Basra. Aber Falludscha, Ramadi und Samarra wirken am Sonntag wie ausgestorben. Wegen des Fahrverbots ist kaum ein Auto auf der Straße zu sehen. Aber wählen geht auch kaum jemand. In Mossul, der unruhigen Stadt am Rand des kurdischen Gebiets im Norden, versuchen Lautsprecherwagen, die Bewohner zu den Wahlurnen zu bringen. Die Straßen bleiben leer.

Gerüchte schwirren durch die Luft. Als in der Nähe eines Bagdader Wahllokals ein lauter Knall zu hören ist, halten einige Frauen ihre Hand an den Mund und flüstern Gebete. Andere aber setzen ihren Weg zum Wahllokal unbeirrt fort und rufen im Chor: "Wir haben keine Angst!"

Vor der Stimmabgabe in der Knabenschule des Bagdader Bezirks Karada müssen sich die Wähler zwei Mal durchsuchen lassen. Ihr Weg führt unter den Augen von Scharfschützen an Stacheldrahtrollen vorbei. "Ob ich Angst habe?" erwidert Fathija Mohammed die ihr gestellte Frage. "Natürlich habe ich keine Angst. Dies ist mein Land."

Die Iraker hätten die Mauer der Angst durchbrochen, sagt Midschm Towirisch von der Wahlkommission in Bagdad. Den Mut dazu gibt ihnen die Hoffnung auf Sicherheit, Arbeit und eine bessere Zukunft. "Ich habe keine Arbeit", sagt der 50-jährige ehemalige Leutnant Raschi Ajasch. "Ich hoffe, die neue Regierung gibt mir Arbeit." Mitunter wird am Wahltag sogar Jubel laut. In einem Wahllokal in Bagdad schließen sich Soldaten und Wähler zu einem Freudentanz zusammen.

(ap)
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