Irak Bush: "Wenn Irak das will, ziehen wir unsere Truppen ab"

Washington (rpo). Neue Töne kurz vor der Irakwahl von US-Präsident George W. Bush: In einem Zeitungsinterview sagte er, dass er die amerikanischen Truppen aus dem Irak abziehen würde. Schließlich habe der Irak nach der Wahl am Sonntag eine souverände Regierung, die die Entscheidung fällen könne. Indes sind die Vorbereitungen auf die Wahlen von mehreren Gewalttaten überschattet worden. Die Stimmabgabe der Exil-Iraker läuft indes verhalten.

Der Irak nach der Gewalteskalation
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Foto: (alle) AP

Bush geht in einem Interview mit der "New York Times" davon aus, dass sich die erste frei gewählte Regierung des Iraks dazu entscheiden werde, dass die US-Soldaten als Helfer - und nicht als Besatzer bleiben sollen. Die meisten der irakischen Führer würden verstehen, dass die alliierten Truppen solange gebraucht werden, bis die Iraker selbst in der Lage zum Kämpfen seien.

Auf Nachfrage, ob die Soldaten wirklich abgezogen würden, wenn die neue Regierung das wolle, sagte Bush: "Absolut. Dies ist eine souveräne Regierung. Mitte der Woche hatte Bush in einem Interview des arabischen Fernsehsenders al-Arabija noch erklärt, es werde noch mindestens ein Jahr dauern, bis die Iraker selbst für Sicherheit sorgen und die US-Truppen abziehen könnten.

Aufständische beschießen Wahllokale

Indes haben Aufständische am Freitag schwerpunktmäßig Anschläge auf Wahllokale verübt. In mindestens sechs großen Städten wurden Häuser und Schulen beschossen oder angegriffen, in denen am Sonntag die Wähler über die Zusammensetzung der Nationalversammlung und Regionalräte entscheiden sollen. Die Regierung in Bagdad gab die Verhaftung von zwei führenden Gefolgsleuten des mutmaßlichen Terroristenführers Abu Mussab al Sarkawi bekannt.

Die Verhaftung von Salah Suleiman al Loheibi und Ali Hamad Jassin al Issawi sei bereits Mitte Januar erfolgt, sagte ein Sicherheitsberater von Ministerpräsident Ajad Allawi, Kassim Dawud. Al Loheiby habe die Bagdader Operationen der Sarkawi-Gruppe geleitet. Deren irakische Al-Kaida-Zelle veröffentlichte am Donnerstag ein Video, das die Ermordung eines Kandidaten von Allawis Partei zeigte.

Das Band enthielt eine direkte Drohung gegen den Regierungschef der Übergangsregierung: "Du Verräter, warte auf den Todesengel." Dawud sagte, die Verhaftung der prominenten Sarkawi-Gefolgsleute sollte den Sicherheitsbehörden genügend Informationen verschaffen, um die Terrorgruppe zu zerschlagen. Die Aufständischen im Irak haben erklärt, die Wahl am Sonntag vereiteln zu wollen.

In Deutschland haben ebenso wie in 13 anderen Staaten Exil-Iraker mit der Stimmabgabe für die Parlamentswahl in ihrer Heimat begonnen. Die Auslandswahl endet am Sonntag, dem Tag der Wahl im Irak.

Neun Tage lang hatten die schätzungsweise 56.000 in Deutschland lebenden irakischen Staatsbürger in den vier Städten Gelegenheit, sich für die Wahl registrieren zu lassen. Knapp 47 Prozent machten von dieser Möglichkeit Gebrauch und dürfen dort wählen, wo sie registriert sind. Organisiert wird die Auslandswahl von der nichtstaatlichen Internationalen Organisation für Migration (IOM) im Auftrag der irakischen Wahlkommission (IECI).

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