US-Soldaten und irakische Polizisten beschossen Irak: Rakete auf US-Botschaft, Wahlhelfer in Todesangst

Bagdad (rpo). Die Gewalt im Irak reißt auch einen Tag vor der Parlamentswahl nicht ab. Am Samstagabend wurde die US-Botschaft mit eine Rakete angegriffen. Die irakische Regierung hatte schon im Laufe des Tages den seit November geltenden Ausnahmezustand um 30 Tage verlängert.

Wie das Büro von Ministerpräsident Ajad Allawi mitteilte, gilt die Verlängerung des Ausnahmezustands für das ganze Land mit Ausnahme des Kurdengebiets. Die gegenwärtig geltenden Notstandsmaßnahmen wurden Anfang November unmittelbar vor der Offensive der amerikanischen und irakischen Truppen auf die Rebellenhochburg Falludscha in Kraft gesetzt und sollten am 8. Februar auslaufen.

Präsident Ghasi al Jawer äußerte am Samstag die Befürchtung, dass viele Bürger aus Angst vor Anschlägen der Wahl fernbleiben würden. Dies werde jedoch nur eine Minderheit sein, sagte er dem Sender Al Arabija. "Mit Gottes Hilfe hoffen wir auf eine hohe Wahlbeteiligung", sagte der Präsident. Zuvor hatte der Sprecher von Ministerpräsident Allawi, Thaer al Naqib, die Bürger aufgerufen, ihre Angst zu überwinden und am Sonntag zur Wahl zu gehen. Extremisten haben wiederholt mit Anschlägen vor und während der Parlamentswahl gedroht.

Die amerikanischen und irakischen Truppen haben für die Wahl strenge Sicherheitsvorkehrungen angeordnet, darunter die Schließung der Landesgrenzen und des Flughafens von Bagdad sowie die Ausweitung des Ausgehverbots. Dennoch kam es auch am Samstag wieder zu einer Serie von Anschlägen.

Rakete explodierte im Hof

Der Angriff auf die US-Botschaft ereignete sich am Abend. Nach Angaben eines Botschaftssprechers schlug die Rakete im Hof ein. Bei den Toten handelt es sich um eine Zivilperson und einen Matrosen der Marine. Vier weitere Personen wurden verletzt. Nach Angaben der US-Streitkräfte wurde bei der Explosion einer am Straßenrand versteckten Bombe in Bagdad zudem ein amerikanischer Soldat getötet.

Westlich von Bagdad wurden in der Rebellenhochburg Ramadi fünf Iraker tot aufgefunden. Ihre Hände waren zusammengebunden, eine Leiche war enthauptet worden. Aufständische hatten den Männern vorgeworfen, mit den US-Truppen zu kooperieren. Bei einem Angriff auf eine Kaserne der Nationalgarde in Suwajrah in der Mitte des Landes wurde ein irakischer Soldat getötet, wie die polnischen Streitkräfte mitteilten.

In Basra verschwanden mehrere hundert Polizeiuniformen, mit denen Aufständische Kontrollen umgehen könnten. Aus einem Gefängnis in Umm Kasr südlich von Basra wurden vier Polizeifahrzeuge gestohlen. Die Behörden befürchten, dass die Autos für Selbstmordanschläge benutzt werden könnten.

Wahlhelfer in Angst

Auf den Schultern der Wahlhelfer im Irak lastet derweil eine große Verantwortung: Sie sollen einen reibungslosen Ablauf der historischen Stimmabgabe am Sonntag sicherstellen und müssen gleichzeitig um ihr Leben fürchten. Viele erhielten Morddrohungen von Aufständischen, einige wurden bereits überfallen und lassen ihre Familien jetzt von Leibwächtern schützen. Trotz dieser Einschüchterungsversuche versichert die Wahlkommission, dass am Sonntag genügend Personal vorhanden ist, um Ausweise zu prüfen, Wahlzettel auszugeben und später zu zählen.

Unter den etwa 200.000 Wahlhelfern im ganzen Land ist auch Karim Chodeir. Ihn treibt die Hoffnung auf eine bessere Zukunft für den Irak. "Wir müssen alle Opfer für unser Land bringen", sagt er. "Dies ist unsere Chance zu zeigen, dass die Iraker sich um ihr Land sorgen."

Der Direktor der Wahlkommission in der Provinz Dijala, Amer Latif al Jahia, erklärt, Drohungen gegen die Wahlhelfer seien an der Tagesordnung. So sei einigen Mitarbeitern angekündigt worden, sie würden "geschlachtet, auf islamische Art", wenn sie ihre Arbeit nicht einstellten. Anderen sei die Entführung ihrer Kinder angedroht worden. Jahia hat noch keine Drohbriefe erhalten. Allerdings warfen Aufständische Handgranaten auf sein Haus und beschossen es mit Maschinengewehren. Jahia wurde nicht verletzt.

US-Präsident George W. Bush bezeichnete die Wahl am Sonntag als den Beginn von Frieden, Stabilität, Wohlstand und Gerechtigkeit im Irak. In seiner wöchentlichen Radioansprache am Samstag mahnte er jedoch zugleich, das die Gewalt der Aufständischen damit nicht zu Ende sei. Er sicherte der irakischen Regierung die Unterstützung der USA auch nach der Wahl zu.

(ap)
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