Trotz Verlängerung Geringe Beteiligung bei Präsidentschaftswahl in Ägypten

Kairo · Von den ägyptischen Medien als Retter der Nation gefeiert, scheint Ex-Militärchef Al-Sisi doch nicht die Massen zu bewegen. Nur wenige kommen an die Urnen.

 Trotz einer Verlängerung der Wahl verzeichnet Ägypten nur eine schwache Beteiligung.

Trotz einer Verlängerung der Wahl verzeichnet Ägypten nur eine schwache Beteiligung.

Foto: dpa, mkx jhe axs lof

Auch am dritten und voraussichtlich letzten Tag der Präsidentschaftswahl in Ägypten hat sich eine niedrige Wahlbeteiligung abgezeichnet. Das mangelnde Interesse wurde als Zeichen gewertet, dass der schon vorab als Sieger gehandelte Ex-Militärchef Abdel Fattah al-Sisi doch nicht so viel Unterstützung in der Bevölkerung genießt, wie er sich erhofft hatte.

Wegen der bereits geringen Beteiligung am Montag und Dienstag hatte die Wahlkommission die Abstimmung kurzerhand um einen Tag verlängert. Al-Sisi will durch ein klares Mandat der Wähler seine Kritiker im In- und Ausland zum Schweigen bringen und zeigen, dass eine Absetzung des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi und das harte Vorgehen gegen dessen Muslimbruderschaft tatsächlich der Wille des Volkes waren. Sein einziger Gegenkandidat ist der linksgerichtete Hamdin Sabahi.

In drei Bezirken von Kairo, in denen Reporter der Nachrichtenagentur AP die Wahllokale besuchten, waren teils nur wenige oder gar keine Wähler zu sehen. Fernsehbilder aus dem Rest des Landes zeigten ebenfalls menschenleere Wahllokale.

Der Leiter der Wahlkommission hatte am Dienstag im Fernsehsender MBC-Misr erklärte, ersten Schätzungen zufolge liege die Beteiligung bei 35 Prozent. Das wäre deutlich weniger als bei der Wahl 2012, als 52 Prozent der Menschen wählen gingen. Zur Stimmabgabe registriert waren diesmal knapp 54 Millionen Wähler.

Nach Angaben von Wahlbeobachtern fand in islamistisch geprägten Städten teilweise sogar gar keine Stimmabgabe statt. Die islamistische Muslimbruderschaft hatte zu einem Boykott der Wahl aufgerufen. Aber auch viele andere aus dem säkularen Umfeld befürchten, dass Al-Sisi Ägypten nicht aus der Krise führen kann oder das Land gar wieder unter eine autokratische Herrschaft stellen würde wie Husni Mubarak.

Die ägyptischen Medien, die seit dem Sturz Mursis im vergangenen Juli eine regelrechte Imagekampagne für den Ex-Militärchef betrieben und ihn als Retter der Nation gefeiert hatten, riefen die Ägypter auf, wählen zu gehen, um die Muslimbruderschaft nicht zum Aufstand gegen die neue Regierung zu ermutigen.

Wer nicht wähle, gehe damit direkt ins Gefängnis, in dem Mursi gefangen gehalten werde, und helfe ihm an die Macht zurück, sagte der prominente Talkmaster Amr Adib. Sie würden ihm sagen:"Eure Exzellenz, Präsident Mursi, kommen Sie heraus und regieren Sie uns."

Die Ausweitung der Wahl auf einen weiteren Tag hatte auch international Kritik laut werden lassen, dass die Wahlkommission sich auf die Seite von Al-Sisi geschlagen habe. Die US-Organisation Democracy International, eine der Beobachtergruppen der Wahl, teilte mit, dass die Verlängerung "mehr Fragen über die Unabhängigkeit der Wahlkommission, die Unvoreingenommenheit der Regierung und die Rechtschaffenheit des ägyptischen Wahlprozesses aufwirft". Die Beobachter der Organisation hätten wie geplant ihre Arbeit am Dienstag beendet und würden den Wahlverlauf am Mittwoch nicht prüfen, hieß es. EU-Wahlbeobachter waren hingegen weiterhin im Einsatz.

Das Wahlkampfteam von Al-Sisis Rivalen Sabahi teilte mit, dass die Verlängerung den willen des Volkes verzerre. Außerdem beklagte es eine Einschüchterung ihrer Wahlhelfer und zog diese am Mittwoch aus den Wahllokalen ab.

(ap)
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