Kolumbianer ringen um Frieden Farc verkünden einseitige Waffenruhe

Havanna · In Havanna sind die Delegationen der Farc-Rebellen und der kolumbianischen Regierung zusammengekommen, um über eine Beilegung des fast 50 Jahre andauernden Konfliktes in ihrem Land zu sprechen. Die Farc-Rebellen wollen für zwei Monate die Waffen schweigen lassen.

 Luciano Marin Arango, alias "Iván Márquez", die Nummer Zwei der FARC-Rebellen in Kolumbien, verliest eine Deklaration zur Wafenruhe.

Luciano Marin Arango, alias "Iván Márquez", die Nummer Zwei der FARC-Rebellen in Kolumbien, verliest eine Deklaration zur Wafenruhe.

Foto: dpa, Stringer

Nach fast 50 Jahren blutigen Kämpfen in Kolumbien machen Regierung und Rebellen einen neuen Anlauf zum Frieden. In der kubanischen Hauptstadt Havanna begannen am Montag die offiziellen Friedensgespräche zwischen der Regierung in Bogota und den linksgerichteten Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (Farc). Der Chefunterhändler der Farc-Rebellen, Luciano Marín, kündigte zu Beginn der Gespräche eine einseitige Waffenruhe für das südamerikanische Land an.

Die Rebellen würden vom 20. November bis zum 20. Januar 2013 alle militärischen Aktionen einstellen, sagte Marín. Die kolumbianische Regierung hat es bisher abgelehnt, mit den Farc über einen Waffenstillstand zu sprechen. Auch während des Gesprächsprozesses hatte das Blutvergießen in Kolumbien unvermindert angehalten.
Dutzende Menschen wurden in den vergangenen Wochen getötet.

Die Farc sind mit rund 9000 Kämpfern die größte und älteste Guerilla Südamerikas. Seit 1964 bekämpfen sie den Staat. Der Konflikt hat bisher mehr als 200 000 Menschen das Leben gekostet und Millionen Einwohner aus ihren Heimatregionen vertrieben. Der bislang letzte Friedensprozess war im Februar 2002 gescheitert.

Präsident Juan Manuel Santos bekräftigte am Wochenende noch einmal seinen Willen zum Frieden. Beim iberoamerikanischen Gipfeltreffen im spanischen Cádiz sagte er am Samstag: "Die Umstände sind gegeben und wir hoffen, das zu einem glücklichen Ende bringen zu können. Das wäre für Kolumbien und für die ganze Region ein großer Gewinn."

Schon bei der Aufnahme der Gespräche in Norwegen hatte sich Santos optimistisch über die Aussichten geäußert. Die Farc-Forderung nach einem Waffenstillstand lehnte er aber strikt ab. Er unterstrich, es gebe bei dem Dialog klare Grenzen. Sollte der Prozess scheitern, "verliert das Land nichts", hatte er gesagt. "Wir wissen genau, was wir wollen, wo die Grenzen liegen, wo wir nachgeben können und wo nicht."

Der neue Friedensprozess ist der vierte Versuch seit 1984, den inzwischen fast 50 Jahre dauernden Konflikt in Kolumbien zu beenden.
Humberto de la Calle, Chefunterhändler der Regierung sagte vor seiner Abreise nach Havanna: "Dies ist ein ernsthafter Prozess. ... Wir sind gekommen, um konkrete Entscheidungen über die Richtung zu treffen, die wir glauben einschlagen zu müssen."

Es ist die zweite Runde der Friedensgespräche zwischen den Konfliktparteien, die im Oktober dieses Jahres in der norwegischen Hauptstadt Oslo begonnen hatten. Dieser auf zehn Tage angelegte Gesprächszyklus sollte mit dem Streitthema Landverteilung und ländliche Entwicklung beginnen, das von Experten als Wurzel des Konfliktes betrachtet wird.

Die Gespräche in Havanna hätten eigentlich bereits am vergangenen Donnerstag beginnen sollen. Der Aufschub erfolgte, weil vor allem die Forderung der Farc nach mehr Bürgerbeteiligung noch ungeklärt war.

(dpa)
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