Nelson Mandela ist tot Die Welt betrauert ein großes Vorbild

Düsseldorf · Der inhaftierte Nelson Mandela wurde in den 1980er Jahren zu einer globalen Ikone.

Reaktionen zum Tod Nelson Mandelas
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Foto: dpa, Jagadeesh Nv

Es war ein Ständchen der besonderen Art, das da am 11. Juni 1988 im Londoner Wembley-Stadion angestimmt wurde: "Set him free — Lasst ihn frei!", schmetterten 72 000 Zuschauer bei einem Mega-Konzert, das aus Anlass von Nelson Mandelas 70. Geburtstag im Zentrum der britischen Hauptstadt veranstaltet wurde. In 67 Länder wurde das spektakuläre Ereignis per TV übertragen, 200 Millionen Menschen verfolgten das Konzert live. Politisch war das nicht unumstritten, schließlich galt Mandela vielen Briten (und nicht nur ihnen) damals noch als Terrorist. Aber zugleich war der prominente Häftling damals längst eine Ikone und bewundertes Vorbild einer ganzen Generation vor allem junger Leute.

Kein Politiker, schon gar kein Afrikaner, wurde je so ausgiebig besungen und in Film und Literatur so hymnisch gefeiert wie Mandela. Besonders die Pop-Musik transportierte den Mythos des unbeugsamen Freiheitskämpfers und großen Versöhners rund um den Globus. In den 80er und frühen 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gehörte der "Mandela-Song" schon fast zum Pflichtrepertoire eines jedes politisch engagierten Barden. Und nachdem Mandela 1994 zum ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas gewählt worden war, rollte eine Welle von Mandela-Filmen durch die Kinosäle. Dass den britischen Prinzen William und seine Frau Kate die Nachricht vom Tod des Helden ausgerechnet während der Londoner Premiere des neuesten Streifens, "Mandela — der lange Weg zur Freiheit" (ab 30. Januar auch in den deutschen Kinos) ereilte, wirkt wie eine Bestätigung für den längst ins Legendenhafte entrückten Status des 95-Jährigen. Als die Todesnachricht verkündet wurde, verließen viele Zuschauer tief betroffen und schweigend das Kino am Leicester Square.

Auf die Nachricht vom Tod Mandelas wurde weltweit in vielen Länden mit Beflaggung auf Halbmast reagiert. Portugal rief sogar eine dreitägige Staatstrauer aus. Bei der Verkündung würdigte Außenminister Rui Machete gestern im Lissabonner Parlament "das inspirierende Beispiel", das der südafrikanische Nationalheld immer gegeben habe.

Aber auch gewöhnliche Bürger verliehen ihrer Trauer Ausdruck. Nicht nur in Südafrika, wo der Verstorbene schon fast mit religiöser Inbrunst verehrt wurde, versammelten sich Menschen spontan mit Mandela-Fotos. Auch vor der südafrikanischen Botschaft in Berlin legten Menschen Blumen nieder. An der Fassade des Pariser Außenministeriums am Quai d'Orsay wurde ein gigantisches Plakat mit dem Bild Mandelas entrollt. In vielen Schulen wurde der Unterricht zu Gedenkveranstaltungen umgewidmet. Fast alle Fernsehsender änderten ihr Programm oder strahlten Sondersendungen aus.

(RP)
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