Stockholm Aufregung um hundertjähriges U-Boot

Stockholm · Die Schweden verdächtigten Putin. Doch das Wrack ist aus dem Ersten Weltkrieg.

Vor wenigen Monaten suchte die schwedische Marine erfolglos nach einem mutmaßlich russischen U-Boot in den Schären vor der Hauptstadt Stockholm. Dementsprechend schlug die Nachricht von Tauchern, die ein "komplett intaktes U-Boot mit kyrillischer Aufschrift" auf dem Meeresgrund nur drei Kilometer vor der schwedischen Küste ausfindig gemacht haben, gigantische Wellen.

War die Besatzung darin auf der Flucht umgekommen? Wurde sie gerettet? Spekulationen gab es viele. Die Taucher, die das U-Boot entdeckt hatten, und auch die Boulevardzeitungen hielten sich mit wilden Einschätzungen nicht zurück. Vergleiche zum Kalten Krieg kamen auf. 1981 lief schließlich das russische U-Boot S-363 der sogenannten Whisky-Klasse vor den Stockholmer Schären auf Grund. Die Havarie wurde später als "Whisky on the Rocks" bezeichnet und sorgte damals für eine internationale Krise.

Gestern kam dann die ernüchternde Entwarnung: Bei dem U-Boot handelt es sich laut Experten eindeutig um ein Torpedo-U-Boot aus dem Ersten Weltkrieg. Demnach gehörte das 22 Meter lange und gut drei Meter breite U-Boot seit 1915 der Ostseeflotte des russischen Zaren an.

Wegen schlechter Sicht kollidierte das U-Boot alten Aufzeichnungen zufolge am 10. Mai 1916 um vier Uhr morgens mit dem schwedischen Dampfer "SS Angermanland" und ging unter. Die 18-köpfige Besatzung kam dabei ums Leben. Die Russen hätten das schwedische Schiff zu spät ausgemacht und konnten nicht mehr abtauchen.

(RP)
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