Erkunden des Roten Planeten Roboter "Curiosity" landet auf dem Mars

Washington · Der Roboter "Curiosity" ist nach Angaben der Nasa auf dem Mars gelandet. Wenige Minuten vor der mit Spannung erwarteten Landung auf dem Mars hatte die Nasa bereits erste Signale des Fahrzeugs erhalten.

"Curiosity" schickt Bilder vom Mars
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Kurz vor der Landung hieß es: "Wir können bestätigen, dass der Vorgang gerade stattfindet", sagte ein Nasa-Sprecher am Sonntag (Ortszeit) im kalifornischen Pasadena.

Direkt nach der Landung dann die Erleichterung: Die dortige Crew brach angesichts des mit Spannung erwarteten Ereignisses in Tränen aus, die Mitglieder des Kontrollteams umarmten sich und verteilten "Mars"-Schokolade. "Oh mein Gott", sagte einer der Forscher.

Landung auf sieben Minuten genau

Auf sieben Minuten hatten die Experten das riskante Landemanöver des Marsroboters "Curiosity" kalkuliert - für die US-Raumfahrtbehörde Nasa "sieben Minuten des Grauens". Denn in diesen Minuten hatte das teure Raumfahrtprojekt keinen Kontakt mehr zu den Wissenschaftlern der Nasa.

Mit 21.000 Stundenkilometern sollte das mobile Labor auf den Roten Planeten zurasen, bevor ein Fallschirm und Bremsraketen den Fall des fast eine Tonne schweren Fahrzeugs abbremsen sollten. Die Wissenschaftler bangten am Wochenende nicht nur um die 2,5 Milliarden Dollar, die das Projekt verschlungen hat. Mit einem Fehlschlag würden auch Hoffnungen auf Erkenntnisse über Leben auf dem Mars zunichte.

Genau durchgetaktet

Im November hatte "Curiosity" (Neugier) die 570-Millionen-Kilometer-Reise zum Mars begonnen, die Präzisionslandung in einem Krater war für Montag (MESZ) geplant und hat offenbar funktioniert.

Für eine sanfte Landung sollte schließlich eine Art fliegender Kran sorgen. Die Pläne der Nasa sahen vor, dass "Curiosity" von seiner mit Raketendüsen gesteuerten Transportkapsel an Nylonkabeln abgeseilt wird. "Das sieht alles etwas verrückt aus", sagt Adam Steltzner, leitender Ingenieur im Nasa-Kontrollzentrum in Kalifornien. Unter allen denkbaren Möglichkeiten, einen Roboter von der Größe eines Kleinwagens auf dem Mars abzusetzen, sei dies aber "die am wenigsten verrückte Methode".

Risikofaktor Wetter

Die Wetterbedingungen auf dem Mars, zum Beispiel ein starker Sandsturm, waren ein weiterer Risikofaktor. Doch zumindest in dieser Hinsicht gab der Nasa-Wissenschaftler Ashwin Vasavada am Samstag Entwarnung. "Der Mars spielt mit, wir werden es mit guten Bedingungen zu tun haben", sagte Vasavada. Vor einigen Tagen sei noch ein Staubsturm nahe der geplanten Landestelle geortet worden, der sich dann aber in eine "harmlosen Staubwolke" verwandelt habe.

Von den 14 Erkundungsversuchen des Mars mit einem Roboter, die seit den 60er Jahren unternommen wurden, war nur etwa die Hälfte von Erfolg gekrönt. "Curiosity" ist der teuerste und ausgefeilteste Roboter, der je für die Erforschung eines anderen Planeten gebaut wurde.

Zwei Jahre

Die Wissenschaft verspricht sich von der auf zwei Jahre angelegten Mission nichts weniger als Hinweise auf die Existenz von Wasser und damit der Grundlage für Leben auf dem Mars. Das Marsmobil hat sechs Räder und ist mit einem chemischen Labor, Videokameras, einem Laserstrahl sowie mit einem über zwei Meter langen Roboterarm und einer Wetterstation ausgestattet.

Den in der Nähe des Marsäquators liegenden Krater Gale mit dem 5000 Meter hohen Mount Sharp in der Mitte wählte die Nasa als Landeort aus, weil "Curiosity" dort mit der Untersuchung von Sedimentschichten tief in die Vergangenheit des Planeten eindringen kann. Besonders soll der Roboter Sulfate und Tonminerale unter die Lupe nehmen, die auf Wasser hindeuten. Und irgendwo in den Ablagerungen, so die Hoffnung, könnten sich vielleicht auch Spuren von Bakterien oder anderen mikrobiologischen Lebewesen verbergen.

"Curiosity" kann mit seinem Roboterarm in den Boden oder in einen Fels bohren und Proben entnehmen. In seinem integrierten chemischen Labor kann dann deren Zusammensetzung analysiert werden. "Gale bietet eine großartige Gelegenheit, verschiedene Umgebungen zu überprüfen, die potenziell Leben ermöglichen", sagt John Grotzinger, der wissenschaftliche Leiter der Mission.

Drei bis vier Milliarden Jahren zurück in die Vergangenheit des Mars könnte die geologische Zeitreise von "Curiosity" gehen.

Obama: Geschichte geschrieben

US-Präsident Barack Obama hat die Landung des Rovers "Curiosity" auf dem Mars als eine "beispiellose Technologie-Leistung" gelobt. "Heute haben die USA auf dem Mars Geschichte geschrieben", sagte Obama am Montag in Washington einer Mitteilung zufolge.

Die Landung des Roboterfahrzeugs der US-Raumfahrtbehörde Nasa werde in der Zukunft als "Argument des Nationalstolzes" dienen. "Der heutige Erfolg erinnert uns daran, dass unsere Vormachtstellung - sowohl im All, als auch auf der Erde - davon abhängt, dass wir klug in Innovation, Technologie und Grundlagenforschung investieren, die schon immer dafür gesorgt haben, dass unsere Wirtschaft von der Welt beneidet wurde." Er warte gespannt auf die Ergebnisse, die "Curiosity" liefern werde.

Freude auch in Deutschland

Riesenfreude auch in Deutschland: Fast 500 Zuschauer - Wissenschaftler, Studenten und viele Interessierte aus der Bevölkerung - verfolgten die Live-Übertragung von der spektakulären Mission aus dem Nasa-Zentrum am Montagmorgen im vollbesetzten Hörsaal des Physikzentrums der Universität Kiel.

Mit einem Gerät zur Messung von Strahlen sind Forscher der Stadt an der historischen Mission beteiligt. Die Landung von "Curiosity" quittierten sie mit großem Beifall. Die Kieler Universität habe nun eine Außenstelle auf dem Mars, freute sich der Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät, Prof. Wolfgang J. Duschl.

Auch im Kontrollzentrum der Europäischen Weltraumagentur Esa in Darmstadt jubelten die Experten nach der Landung. Sie hatten mit Hilfe der Sonde "Mars Express" das Ereignis überwacht.

(AFP/dapd/dpa)
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