Düsseldorf Roboter sollen Pflegebedürftige betreuen

Düsseldorf · Roboter sind in Japan bereits in der Altenpflege etabliert. Das berühmteste Modell ist eine Plüschrobbe namens Paro. Der unechte Heuler ist mit weißem Fell überzogen, hat große Kulleraugen und reagiert mit Bewegungen und Geräuschen auf Berührung und Stimmen. Ursprünglich war er als stubenreines Haustier gedacht, doch mittlerweile wird er auch zur Therapie eingesetzt. Vor allem Demenzpatienten, für deren Wohlbefinden körperliche Nähe unerlässlich ist, sprechen positiv auf das Tier an, das eigentlich ein Roboter ist. Paro wird auch in Deutschland eingesetzt. In dem Alten- und Pflegeheim Christinenstift in Baden-Baden zum Beispiel beschäftigen sich die Demenzpatienten regelmäßig mit dem Roboter.

Doch Paro ist nur ein erster Schritt in Richtung Zukunft: Denn verschiedene Hersteller haben Roboter entwickelt, die intelligent die Aufgaben von Pflegepersonal übernehmen. Einige von ihnen wurden auf der Rehacare vorgestellt, der Pflegemesse in Düsseldorf, die heute zu Ende geht. Bei den neuesten Modellen geht es weniger um die psychische, sondern um eine eher organisatorische, technische Betreuung der Patienten. Der Scitos G3 zum Beispiel kann an Termine und Medikamente erinnern, bewahrt Schlüssel und Portemonnaie auf und kann zum Telefonieren benutzt werden. Der 1,20 Meter große Roboter soll alte und leicht demente Menschen im Alltag unterstützen und ihnen so ein längeres eigenständiges Leben in den eigenen vier Wänden ermöglichen. Familienangehörige können den Maschinen-Dienstboten sogar fernsteuern, erscheinen auf seinem Bildschirm, um so bei ihren betagten Eltern auf diese Weise virtuell nach dem Rechten zu sehen.

Die Roboter haben durchaus menschliche Züge: Der Scitos G3 ist orange-gelb, wendig und hat lustige gelb-blaue Comicaugen, die auch mal treu blinzeln. "Der Kopf ist wichtig, haben wir festgestellt", sagt Andreas Bley, Geschäftsführer des Ilmenauer Roboter-Herstellers MetraLabs GmbH. Die Akzeptanz eines Roboters werde damit erhöht. In einer vereinfachten Version könnte Scitos G3 bald auf den Markt kommen – und dann unter 10 000 Euro kosten.

Etwas weniger menschlich kommt der Care-o-bot daher, der vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) in Stuttgart entwickelt wurde. Dieser Roboter ist besonders ausgefeilt. Er hat eine Ablage, einen Bildschirm und einen Greifarm. Damit könnte er zum Beispiel Getränke oder Essen aus dem Kühlschrank holen, die sein hilfebedürftiger Nutzer zuvor ausgewählt hat.

Sein Vorgänger, Alias, der ebenfalls am IPA erfunden wurde, wird in zwei bis drei Jahren marktreif sein. Er reagiert auf Sprache und kann beispielsweise Anrufe absetzen. Dies kann helfen, wenn jemand gestürzt ist.

Bei all der Technik, stellt sich die Frage, ob alte Menschen, die ohne PC und Internet aufgewachsen sind, noch lernen können, die fahrenden Computer mit ihren komplexen Funktionen zu bedienen. Christoph Schaeffer vom IPA setzt auf die etwas jüngeren Alten ab 60 bis 65 Jahre. Die meisten seien mit Computern vertraut. Doch auch, wenn die technischen Möglichkeiten nun bald geschaffen sein mögen, kann es durchaus dauern, bis Roboter breit in der Pflege eingesetzt werden. Immerhin schließen sich einige rechtliche und ethische Fragen an. Wer haftet zum Beispiel, wenn etwas nicht funktioniert oder schief geht? Und was tun, wenn der zu betreuende Patient sich nicht mit der Maschine anfreunden kann? Erst wenn es hierauf Antworten gibt, können Scitos G3 und Care-o-bot ihre Arbeit aufnehmen.

(RP)
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