Kolumne Null-Promille-Karneval

Karneval ohne Alkohol, geht das? Der Selbstversuch beweist: Das macht sogar Spaß. Ob Stunksitzung oder Hänneschen-Theater, ob Gardeappell oder Zug mit dem Prinzenpaar durch die Säle - das Bierchen zwischendurch ist nicht Pflicht. Zu später Stunde sorgt der alkoholfreie Karneval sogar dafür, dass bis zuletzt jeder Witz verstanden wird und die Pointen ankommen. Probleme bereiten lediglich andere, trinkfreudige Gäste, die partout nicht verstehen wollen, dass 0,0 eine Alternative sein kann. Da wird schon bei der Bestellung gelästert: "Wasser ist zum Waschen da!" Wer dennoch Kranenburger ordert, braucht Selbstbewusstsein und gute Argumente: "Schnaps, das war sein letzes Wort."

Dabei wächst der Anteil der Alkoholfreien stetig, vermelden immer mehr Festwirte steigende Umsatzzahlen jenseits von Schnaps und Bier. Angestoßen wird trotzdem, und nach dem dritten Alkoholfreien akzeptieren erfahrene Zecher, dass der Null-Promille-Karneval kein Traditionsbruch ist, sondern zur persönlichen Narrenfreiheit gehört.

Wer dennoch lieber trinkt und singt "Bier her, Bier her - oder ich fall um", dem sei der gute Gerstensaft (ob Alt, Kölsch, Pils oder Landbier) gern gegönnt. Der Professor meines Vertrauens sagt dazu "Feiertage sind keine Fastentage" und "ab und an darf's auch ein Gläschen mehr sein". Maß aller Dinge sind dabei im Rheinland Altbierbecher und Kölschstängchen mit der erprobten Maßeinheit von gerade mal 200 Millilitern. Karneval ohne Alkohol? Das geht gut. Es darf nur nicht zur Pflicht werden. Damit auch weiter gilt: "Drenk doch ene met".

(RP)
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