Düsseldorf NRW-Unis fahnden nach Plagiaten

Düsseldorf · Der spektakuläre Fall endete mit der Strafe, die viele Akademiker erhofft hatten. Als die Universität Bayreuth Karl-Theodor zu Guttenberg vor einem Jahr den Doktortitel aberkannte, atmeten die deutschen Hochschulen auf. Denn dass kein Wissenschaftler bemerkt hatte, dass Guttenberg bei seiner Promotion seitenweise abgeschrieben hatte und dass die Arbeit auch noch mit der Bestnote bewertet worden war, lastete als Makel schwer auf den Universitäten. Seither haben die NRW-Hochschulen eine Menge getan, um das angekratzte Image des Doktortitels zu verbessern.

An der Uni Aachen gab es im Vorjahr 700 Promotionen – aber keinen Plagiatsfall. Damit das so bleibt, wurde vor einigen Wochen Software in Betrieb genommen, die Doktorarbeiten mit dem Internet abgleicht und auf Plagiate untersucht. Nach einem Jahr Testphase soll die Kontrolle per Computer verpflichtend eingeführt werden.

Auch die Uni Münster setzt auf Software – das hat aber weniger mit Guttenberg zu tun. Die Uni hatte nämlich ihre ganz eigenen Plagiatsfälle: jeweils einen in den Jahren 2010 und 2011 an der medizinischen Fakultät. "Seitdem sind wir dabei, die Promotionsordnungen der einzelnen Fakultäten nach und nach zu überarbeiten", sagt Prorektorin Marianne Ravenstein. Die wichtigste Änderung: Die Promovierenden sollen verpflichtet werden, neben der gedruckten auch eine elektronische Fassung ihrer Doktorarbeit abzugeben. Bei Verdacht auf ein Plagiat kann dann die Software "Plagarism Finder" direkt eingesetzt werden.

Die Universität Köln lehnt solche vergleichende Software zum Gebrauch auf breiter Front hingegen ab. Der Grund: "Nicht alle Arbeiten oder Referenzquellen stehen im Internet. Und wenn die entsprechenden Texte nicht gefunden werden können, macht auch die Überprüfung durch eine Software keinen Sinn", sagt eine Sprecherin der Uni Köln. Stattdessen setze die Hochschule "auf unsere Wissenschaftler". Und die haben ein Plagiat aufgedeckt. Dem FDP-Bundestagsabgeordneten Bijan Djir-Sarai wurde am Montag der Doktortitel aberkannt.

Auch auf dem Düsseldorfer Campus ist die Überprüfungssoftware noch nicht eingezogen – zumindest nicht flächendeckend. "In den Buchwissenschaften mag das sinnvoll sein, in Mathe ist die Software aber eher hilflos", sagt ein Uni-Sprecher. Vielmehr setze die Hochschule auf mehr Struktur in der Promovierenden-Ausbildung. Dadurch solle erreicht werden, dass die Doktoranden "auf dem richtigen Weg bleiben".

Richtig teuer wird ein Plagiat an der Uni Duisburg-Essen. Hier wurde das Bußgeld kräftig erhöht: Je nach Schwere des Vergehens werden bis zu 50 000 Euro für das Abschreiben fällig.

Das NRW-Wissenschaftsministerium hat den Unis übrigens den Bonus für eine hohe Zahl an Promotionen gestrichen. Denn damit hatte man ein Anreizsystem geschaffen, das auf Masse setzt. "Stattdessen fördern wir nun den Frauenanteil an Professuren", sagte eine Sprecherin des Ministeriums.

(RP)
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